berlinonaut hat geschrieben:
Dass die Unfallzahlen bei freigegebenem Fahren bei Rotlicht sinken würden mag sein - das läge wahrscheinlich aber daran, dass die anderen Verkehrsteilnehmer dann auch damit rechneten. Heute ist das nicht so und dadurch erhöht Fahren bei Rot Unfallrisiko und Unfallzahlen.
Die Statistiken zeigen recht klar, dass kaum Korrelation zwischen Rotradeln und Unfällen besteht.
Es ist also weitgehend gesichert, dass Deine obige Aussage unzutreffend ist.
Aller Voraussicht nach ist das Rotradeln sogar einiges sicherer als das Grünradeln!
Wirklich ausgewertet hat das soweit ich weiß aber noch niemand. Also Quote der Grünradler zu (Grünradel-) Unfällen und Quote der Rotradler zu (Rotradel-) Unfällen. Aber es gibt deutliche Anhaltspunkte, dass Gründradeln für Radfahrer gefährlicher ist als Rotradeln. Vor allem sind das die Zahlen aus Münster, die darlegen, dass ein Drittel aller verunfallten Radfahrer an Ampeln verletzt werden - die meisten eben bei Grün.
Das wird auch verständlich, wenn man sich die Konfliktpunkte beim Grünradeln vergegenwärtigt: Ein Radfahrer steht im Konflikt mit den Rechtsabbiegern, speziell beim Anfahren. Beim Pulkstart auch mit den Geradausfahrern. Dann folgen nach Ampeln fast immer Parkbuchten, der Radler muss da also Einscheren auf die Fahrbahn und ist auch im Geradeausverkehr gefährdet, besonders nach dem Grünampelstart oder wenn KFZ, um ihre Grünphase zu erwischen, beschleunigen. Dieses Verhalten der KFZ, das beschleunigte überqueren in letzter Sekunde, macht Ampeln ohnehin besonders gefährlich. Besonders gefährlich und unkomfortabel ist auch das Linksabbiegen für Radfahrer bei Grün. Das geht bei Rot - und Nutzung der Fußgängerampel - gefahrloser.
Zu behaupten Ampeln verursachten Unfälle ist ebenso falsch: Die Nichtakzeptanz von Ampeln verursacht Unfälle, nicht die Existenz der Ampel.
Es ist schon so, dass die Ampelregelung, so wie bisher, also ohne Rotfreigabe für Radfahrer, zu vermehrten Unfällen bei Radfahrern führt. Das geht aus den Zahlen aus Münster deutlich hervor. Leider wird das für andere Städte nicht ermittelt - und zeigt auch, dass leider kein Interesse besteht, die für Radfahrer tatsächlich gefährlichen Bedingungen zu messen und zu entschärfen. Dass bei einer Unfallquote um 30% an Ampeln dieser augenfällige Umstand in den Auswertungen nicht zu Tage gefördert wird, ist eigentlich auch nur mit einer beabsichtigten Vertuschungsneigung erklärbar - wie ja auch der Quatsch mit der "Verschuldungsquote" nahelegt (und viele weitere kleine und große manipulative Verunstaltungen).
Daneben machen Ampeln den Radverkehr inakzeptabel ineffizient, da die Grünwelle ja auf KFZ-Geschwindigkeiten abgestimmt ist. Radfahrer also bei nahezu jeder Ampel warten müssten. Die meisten Ampeln haben auch keine Wartespur für Radfahrer. Hier in Berlin enden Schutzstreifen meist vor dem Ampelbereich, damit sich die KFZ mehrspurig aufteilen können. In dem Kollonnenschlängeln passieren dann aber viele Unfälle - und da wird dann auch noch die "Verursacherschuld" den Radfahrern zugeschrieben. Insgesamt grotesk.
Darüber hinaus gilt wohl auch, dass Ampeln nicht nur bei Radfahrern sondern auch bei KFZ zu mehr Unfällen führen und auch für diese den Durchsatz verschlechtern. Die Bedingungen, unter denen Ampeln zu mehr Effizienz führen sind wohl sehr begrenzt. In Ballungsräumen, wo Kreuzungskapazitäten überwiegend nahe der Grenzlast befahren werden (Stop-and-Go Betrieb) und Grünwellen kaum etabliert werden können, sind Ampeln wohl besonders ineffizient (unsicher sowieso).