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Re: Der Fahrrad Stau

Verfasst: Sa Aug 10, 2013 9:35 pm
von Pibach
derMac hat geschrieben: Die von dir so gern propagierten selbstorganisierenden Systeme ohne von "außen" vorgegebene Regeln führen übrigens bei hoher Teilnehmerzahl vll dazu, dass der Verkehr fließt, aber nicht dazu, dass es schnell geht. Das kannst du dir in allen Ländern mit "Verkehrschaos" anschauen. Für schnell braucht man IMO Regeln und deren Befolgung.
Sehe ich auch so.
Allerdings ist die Durchschnittsgeschwindigkeit mit dem Auto in Ballungsgebieten recht niedrig. Z.B. London 19 km/h, Berlin 24,2 km/h und Warschau 26 km/h, Quelle.
Auch in D entstehen viele Staus nur, weil irgendein Idiot (meist gleich mehrere) meint er wäre was besses und müsse keine Rücksicht auf die Regeln und die anderen Verkehrsteilnehmer nehmen.
Ich glaub die Ursachen sind recht vielfältig und verteilt sich auf rücksichtslose Vordrängler wie auch besserwisserische Nichtreinlasser.

Re: Der Fahrrad Stau

Verfasst: Sa Aug 10, 2013 10:05 pm
von PeterHeinz
derMac hat geschrieben:
PeterHeinz hat geschrieben:Tja, Mac, warst du schon mal in Biel? Ich nehme es fast an, nachdem du so gut Bescheid weisst über die Grösse von Biel (der Südwesten hat natürlich viiiel grössere Städte :mrgreen: ). Und stell dir vor, wenn du schon mal dort gewesen wärst, hättest du gesehen, dass die Spur so breit ist, dass die Busse die Radfahrer sogar überholen können.
Nein, ich war soweit ich mich erinnern kann noch nicht in Biel. Aber ich bin absolut sicher, dass auf eurer Fahrrad-Bus-Spur nicht so viele Radfahrer unterwegs sind wie auf dem Video am Anfang des Threads. Du hast dir das doch sicher angeschaut?

Prinzipiell ist ja nichts dagegen einzuwenden, die Busspur auch für Fahrräder freizugeben. Das ist auch nicht wirklich eine schweizer Besonderheit und kann sehr gut funktionieren. Aber ab einer gewissen Fahrradmenge klappt das mit dem "Bus überholt Radfahrer" dann nicht mehr wirklich.

Mac
Lieber Mac, sag uns doch bitte, was zu machen ist, damit der Verkehr gut fliesst, die Radfahrer nicht mit dem Autoverkehr kollidieren. :)

Re: Der Fahrrad Stau

Verfasst: So Aug 11, 2013 8:20 am
von derMac
Pibach hat geschrieben:Allerdings ist die Durchschnittsgeschwindigkeit mit dem Auto in Ballungsgebieten recht niedrig. Z.B. London 19 km/h, Berlin 24,2 km/h und Warschau 26 km/h, Quelle.
Lies dir den Artikel noch mal genau durch und du wirst merken, dass er nicht wirklich zitierfähig ist. ;) Die Grundaussage mit den niedrigen Durchschnittsgeschwindigkeiten ist aber sicher richtig, wobei ich z.B. Berlin mit dem Auto im Durchschnitt gar nicht so schlimm finde (nur einige wenige Ecken sollte man meiden). Da gibt es in D sehr viel schlimmere Städte.

Mac

Re: Der Fahrrad Stau

Verfasst: So Aug 11, 2013 9:06 am
von Pibach
Ja, die Studie ist merkwürdig.
Die Durchschnittstgeschwindigkeit in Hamburg soll lt. obiger Studie übrigens 84 km/h betragen, was man sich kaum vorstellen kann.
Nach meiner subjektiven Schätzung kommt man mit dem Auto in Berlin deutlich schneller voran als in Köln, Frankfurt oder München.

Hab mal kurz einen Test mit Google Maps probiert, das ja auch die tatsächlich fahrbaren Geschwindigkeiten aller Straßen berücksichtigt, für ein paar Strecken in Berlin, da kommen wesentlich höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten raus, also rund 30-60 km/h je nach Strecke, Tageszeit und Verkehrslage.

Die Grundaussage ist aber wohl trotzdem klar, man kommt in den Ballungsgebieten nicht wirklich zügig voran

Busse fahren in Berlin wie auch in Hamburg übrigens mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca 20 km/h, lt. dieser Quelle.

Interessant finde ich Ideen, die Busspuren z.B. mit Motorrädern oder Elektroautos zu teilen, was in Berlin auf Widerstand stößt aber in Dresden in einem Pilotprojekt getestet wird.
Man könnte auch Carsharing bevorzugen. Oder alle Autos mit 2 oder mehr Insassen, so wie teilweise in Californien oder Norwegen (HOV Lanes).

In Münster soll es übrigens Fahrradwege geben, auf denen auch Busse fahren dürfen, witzige Idee, hab ich aber keinen konkreten Link zu gefunden.
In Berlin ist das andersrum markiert aber de facto wohl das selbe. Da gibt es normalerweise neben der Busspur keinen Radweg, die Radler fahren also auf der Busspur, der Bus dann im Zweifelsfall langsamer, siehe dazu diesen Pro- und Contra Artikel.

Die Bus- und Taxitransporte sollte man m.E. unbedingt modernisieren und vor allem einer Konkurrenz öffnen. Im Zeitalter des Internets finde ich es total merkwürdig in starren Takten und Strecken zu planen (statt bedarfsorientiert).

Re: Der Fahrrad Stau

Verfasst: So Aug 11, 2013 10:05 am
von Motte
Die meisten theoretischen Überlegungen blieben das was sie sind, Theorie. Weil sie den Menschen ausblenden und nicht berücksichtigen, dass der Würzburger anders fährt als der Bochumer. Was im Bremen oder Frankfurt hervorragend funktioniert, geht in Dortmund oder Berlin - "voll in die Hose".
Würden alle "vernünftig" fahren, dann würden sie so fahren, wie sich eine Marschkolonne verhält (die das aber vorher geübt hat). Und oh Wunder - die Militärs haben längst entdeckt, dass man allgemein mit geringerer, aber gleichmäßiger Geschwindigkeit wunderbar voran kommt.

Beispiel Fußgänger: Ruhries fahren hier so Rolltreppe im Bahnhof, dass niemand an ihnen vorbei kommt. Dem Frankfurter ist solches Verhalten völlig fremd. Da steht man rechts und als Eiliger geht man links.
Beispiel Kreisverkehr. Weil zwischen Dortmund und Duisburg der Fahrtrichtungszeiger völlig ungenutzt bleibt, nutzen Kreisverkehre hier nur den Bruchteil ihrer (geplanten) Kapazität.

In den meisten Großstädten liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit der KFZ zwischen 30 und 40 Km/h. Partiell ist sie natürlich höher. Für das "miteinander Auskommen" von unterschiedlichen Fahrzeugen ist aber nicht deren Durchschnittsgeschwindigkeit, sondern die augenblickliche Differenz der Geschwindigkeiten zum Zeitpunkt der Begegnung entscheidend. Je größer die ist, um so gefährlicher wird es.

Nur - die Drängler und Raser aber auch die rechthaberischen Ausbremser sorgen bei hohem Verkehrsaufkommen in allen Fahrzeugarten dafür, dass der jeweilige Verkehrsfluss schneller zum Erliegen kommt. Da wo das "gesellschaftsfähig" ist, funktioniert das (theoretisch) tolle System nicht.

Re: Der Fahrrad Stau

Verfasst: So Aug 11, 2013 11:15 am
von Pibach
Pibach hat geschrieben: Die Bus- und Taxitransporte sollte man m.E. unbedingt modernisieren und vor allem einer Konkurrenz öffnen. Im Zeitalter des Internets finde ich es total merkwürdig in starren Takten und Strecken zu planen (statt bedarfsorientiert).
Potenzial hätte etwa Real-Time Ridesharing. Sowas bietet etwa der Dienst flinc.

Fehlt dann nur noch ein Multimodales Echtzeit-Routing, das kombiniert und optimiert dann die unterschiedlichen Angebote: Faltrad, Carsharing, Ridesharing bzw. ÖPNV

Re: Der Fahrrad Stau

Verfasst: So Aug 11, 2013 7:54 pm
von peter24
Das geordnete Miteinander hat aber auch etwas mit der Verkehrsführung zu tun. In den Niederlanden gibt es extra Grünphasen für die Radfahrer. Da kann es schonmal vorkommen, dass eine Kreuzung komplett mit Radfahrern gefüllt ist, die gleichzeitig aus allen Richtungen heranströmen.
Funktioniert ganz einfach und sieht chaotischer aus als es ist.

Re: Der Fahrrad Stau

Verfasst: Mo Aug 12, 2013 10:11 am
von Motte
Je niedriger die Geschwindigkeit und je weniger Drängler dabei sind, um so besser funktioniert das. Als Fußgänger stößt man (sofern das doofe Smartphone aus ist) ja auch nicht ständig mit anderen Menschen in der Fußgängerzone zusammen obwohl da viele niemals berechenbar geradeaus laufen. In den NL ist in den Einkaufszonen aber auch häufig das Fahrrradfahren verboten und die Trennung zwischen Straße, Fußweg und Radweg wird ungewöhnlich ernst genommen. Soll heißen - die Fahrzeugart ist meist unter sich und kann sich besser orientieren. Man fährt dort auch nicht mit dem Rennrad auf dem Spazierweg pfeilschnell in 10 cm Abstand an einem Kind vorbei (was hier üblich ist - und "baulich" auch vielfach "erzwungen" wird). Weil man dort nicht auf dem Gehweg radelt und nicht auf dem Radweg läuft. Dieses Prinzip (also das strikte Einhalten einer Regel) führt zu einer ganz anderen Grundeinstellung zu den anderen Verkehrsteilnehmern. Sie ist von mehr Selbstbewusstsein aber auch von mehr Rücksichtnahme aufeinander geprägt. Das fehlt hier weitgehend. Und damit auch jenes Maß an Gelassenheit, dass dem Video im Startbeitrag solchen Charme verleiht.

Re: Der Fahrrad Stau

Verfasst: Mo Aug 12, 2013 10:29 am
von Pibach
Motte hat geschrieben:Je niedriger die Geschwindigkeit und je weniger Drängler dabei sind, um so besser funktioniert das. Als Fußgänger stößt man (sofern das doofe Smartphone aus ist) ja auch nicht ständig mit anderen Menschen in der Fußgängerzone zusammen obwohl da viele niemals berechenbar geradeaus laufen. In den NL ist in den Einkaufszonen aber auch häufig das Fahrrradfahren verboten und die Trennung zwischen Straße, Fußweg und Radweg wird ungewöhnlich ernst genommen. Soll heißen - die Fahrzeugart ist meist unter sich und kann sich besser orientieren. Man fährt dort auch nicht mit dem Rennrad auf dem Spazierweg pfeilschnell in 10 cm Abstand an einem Kind vorbei (was hier üblich ist - und "baulich" auch vielfach "erzwungen" wird). Weil man dort nicht auf dem Gehweg radelt und nicht auf dem Radweg läuft. Dieses Prinzip (also das strikte Einhalten einer Regel) führt zu einer ganz anderen Grundeinstellung zu den anderen Verkehrsteilnehmern. Sie ist von mehr Selbstbewusstsein aber auch von mehr Rücksichtnahme aufeinander geprägt. Das fehlt hier weitgehend. Und damit auch jenes Maß an Gelassenheit, dass dem Video im Startbeitrag solchen Charme verleiht.
Also das System der Dänen bzw. Niederländer ist ja z.T. vorbildlich. Aber dass "striktes Einhalten von Regeln" generell zu mehr "Selbstbewusstsein" und "Rücksichtnahme" führen soll? Würde ich genau anderesrum sehen, und gibt dafür ja auch viele offensichtliche Beispiele.
Die Gelassenheit ensteht wohl vor allem daraus, dass die Situation so beherrschbar ist, das hat aber nicht unbedingt was mit Regeln zu tun, könnte z.B. auch in einem Shared Space ganz ohne Regeln funktionieren.

Re: Der Fahrrad Stau

Verfasst: Mo Aug 12, 2013 10:59 am
von PeterHeinz
Tut es aber nicht in unserer Ego-Gesellschaft.