derMac hat geschrieben:Mir fehlt jegliche Basis außer den 30% Anteil von Ampelunfällen an wohl allen Unfällen (weiß ich nicht so genau) für Radfahrer in Münster.
Ja, das geht nur, wenn man weiteren Informationen dazu nimmt, klar. Etwa "Die Zahl der Rotunfälle ist gering", und weiter allgemeine Annahmen. Dann ergibt sich:
Auf Ampelunfälle entfallen 30% der Unfälle aus allen Radunfällen lt. der Münsterstudie
Das finde ich "überraschend" viel, ergo "gefährlich".
Die Zahl der Rotunfälle ist im Vergleich gering, wie "gering" ist nicht so wichtig,
Jedenfalls betreffen die meisten dieser Unfälle Grünradeln
also ist bereits das Grünradeln gefährlich.
wobei man sich das noch mal genauer anschauen müsste, ist ja recht überraschend. Evtl sind doch mehr Geisterradelunfälle darunter? Also:
Ampelunfälle = Rot + Grün + Geisterradelfälle
Ich würde ja annehmen: Geisterradler umgehen die gefährliche Ampel, dieses Verhalten ist also etwas sicherer. Das kann man versuchen aus den bekannten Zahlen zu Geisterquoten und Geisterradelunfällen zu belegen bzw. grob abzuschätzen. Die werden aber leider nicht so genau erfasst und auch nicht nach Ampel/nicht Ampel differenziert. Also gewisser Unsicherheitsfaktor.
Aber bei Grün fahren ist besonders gefährlich, also noch gefährlicher als bei Rot, obwohl man zum Verhältnis von Rot- zu Grünradlern nichts weiß (bzw. es nicht verraten will)?
Das lässt sich aus obigem nicht folgern.
"gefährlich" ist das schlicht im Vergleich zu anderen typischen Verkehrsuationen, die ja weniger zu den Unfallzahlen beitragen.
Aber wir haben ja noch eine Menge anderer Informationen:
Die Zahl der Rotunfälle ist recht genau verfügbar, die Verhältnisse von Rot- zu Grünradlern wurden paar mal in Studien gezählt, jeder hat dazu auch persönlichen Eindruck, man könnte einen Schätzwert angeben, das differiert aber stark nach Stadt und Kreuzung. Jedenfalls scheint es viele Rotradler zu geben aber sehr viel weniger Rotradelunfälle, als man annehmen würde (genauere Analyse fehlt aber).
Ansonsten ist aus den Idaho-Stop Fällen bekannt, dass Rotfreigabe die Zahl der Unfälle etwas reduziert, das spricht sehr dafür, dass Rotradeln sicherer ist als Grünradeln. Wir wissen, dass an Ampelkreuzungen vermehrt viele Radfahrer "Geisterradeln", das wurde auch gezählt. Das lässt ggf Rückschlüsse zu. Usw..
Für mich persönlich am überzeugendsten ist die Modellüberlegung:
Dass ein verletzlicher Verkehrsteilnehmer starke Motivation hat, die für ihn und nach seiner Einschätzung sicherste Variante zu wählen. Je weniger man ihn also in seinen Entscheidungen einschränkt (und je mehr man die Einsehbarkeit der Situation verbessert), desto sicherer wird das also vrstl für ihn.
Diese Annahme zu "rationalem Verhalten" halte ich für eine der sichersten Annahmen, die man überhaupt machen kann, ist quasi die Mutter aller Annahmen, und sehr viel eher hätten da irgenwelche Statistiken sonst Fehler. Zu welchem Grad er
andere gefährdet, muss man dann verrechnen. Das ist bei Radfahrern aber eben relativ gering.