In diversen Threads wurde ja schon intensiv über radgerechte Verkehrspolitik diskutiert; ich bin gerade über einen diesbezüglichen Artikel im Berliner Tagesspiegel gestolpert: "Pläne für "Fahrrad-Autobahn"
Fahrradnetz soll für Pendler ausgebaut werden" : http://www.tagesspiegel.de/berlin/plaen ... 58288.html
Insbesondere die Vorschläge, ungenutzte Bahntrassen oder (leider intensivst genutzte) Strassen umzuwidmen, finde ich besonders interessant. Ein gutes Beispiel ist hier die Schlossstrasse in Steglitz, wo beidseitig je eine KFZ-Spur zugunsten einer Radspur weichen musste. Hoffentlich macht dieses Beispiel Schule; der Artikel lässt ja diesbezüglich hoffen...
Berlin: Pläne für "Fahrrad-Autobahn"
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alterfalter2
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Re: Berlin: Pläne für
Ich halte Radschnell(fern)wege für eine gute Sache, nicht nur zum Pendeln in die City, obwohl sie da sicher am notwedigsten wären. Meine Erfahrung mit dem Verkehr per Rad zum Arbeitsplatz bei einer Entfernung zwischen 25 - 30km (einfache Strecke), hat gezeigt, daß sich eine Streckenführung lohnt, die ein zügiges, weitgehend ampelfreies Fahren auf wenig frequentierten Straßen erlaubt, sei sie auch 1-3km länger, als der kürzeste Weg.
Es ist nicht nur die Zeitersparnis, sondern auch der Erholungswert, den man genießt, wenn man sich nicht durch zugestopfte Straßen an stinkenden Autos vorbei den Weg in die Stadt erkämpfen muß. Auch deshalb begrüße ich die Idee von breiten Radschnellwegen möglichst abseits großer Einfallstraßen. Möglich wäre das in Hamburg z.B. durch oder entlang großer Parks, wie von mir auch in London gesehen. In Hamburg könnte es einen Radschnellweg vom Nordosten in die Stadt geben, entlang der Alster, der bereits rudimentär als Fuß/Radweg existiert - geradezu genial im Grünen, weg von der Straße und bestimmt ein Anreiz für manche, das Auto stehen zu lassen - neben dem Eilbekkanal ist gerade ein solcher breiter Radweg entstanden - weiter so!
Für mich wünsche ich Radfernwege, die Städte verbinden - Hamburg - Bielefeld z.B.. Das müßten natürlich keine ausgebauten Strecken sein, als Einstieg reicht ein gutes Kartenmaterial, das den Steckenverlauf über geteerte Feldwege, kleine Landstraßen ausweist.. und zwar die direkte Verbindung und nicht - wie schon gezeigt - irgendwelche Sightseeing-Routen. Wenn etwas interessantes am Wege liegt, kann man gerne darauf aufmerksam machen, aber in erster Linie ginge es mir um eine schnelle Verbindung zwischen größeren Städten.
England hat da wieder einmal eine Vorreiter Position: da gibt es die sog, canal path, Radwege, die auf den ehemaligen Treidelpfaden laufen und von Stadt zu Stadt führen - wirklich genial. Man kommt mit Autostraßen nirgendwo in Berührung und landet dann irgendwann mitten in der Stadt - in aller Ruhe. In England gab es (gibt es noch) ein weitverzweigtes Kanalsystem, welches die Städte miteinander verbunden hat. Die Kanäle sind inzwischen weitgehend als Industriedenkmal anerkannt und werden instand gehalten
(http://www.sustrans.com/what-we-do/nati ... le-network, http://www.sustrans.com/what-we-do/nati ... ne-mapping),
die Wege sind unterschiedlicher Natur, also nicht immer ausgebaute Radwege..
Gruß TIL
Es ist nicht nur die Zeitersparnis, sondern auch der Erholungswert, den man genießt, wenn man sich nicht durch zugestopfte Straßen an stinkenden Autos vorbei den Weg in die Stadt erkämpfen muß. Auch deshalb begrüße ich die Idee von breiten Radschnellwegen möglichst abseits großer Einfallstraßen. Möglich wäre das in Hamburg z.B. durch oder entlang großer Parks, wie von mir auch in London gesehen. In Hamburg könnte es einen Radschnellweg vom Nordosten in die Stadt geben, entlang der Alster, der bereits rudimentär als Fuß/Radweg existiert - geradezu genial im Grünen, weg von der Straße und bestimmt ein Anreiz für manche, das Auto stehen zu lassen - neben dem Eilbekkanal ist gerade ein solcher breiter Radweg entstanden - weiter so!
Für mich wünsche ich Radfernwege, die Städte verbinden - Hamburg - Bielefeld z.B.. Das müßten natürlich keine ausgebauten Strecken sein, als Einstieg reicht ein gutes Kartenmaterial, das den Steckenverlauf über geteerte Feldwege, kleine Landstraßen ausweist.. und zwar die direkte Verbindung und nicht - wie schon gezeigt - irgendwelche Sightseeing-Routen. Wenn etwas interessantes am Wege liegt, kann man gerne darauf aufmerksam machen, aber in erster Linie ginge es mir um eine schnelle Verbindung zwischen größeren Städten.
England hat da wieder einmal eine Vorreiter Position: da gibt es die sog, canal path, Radwege, die auf den ehemaligen Treidelpfaden laufen und von Stadt zu Stadt führen - wirklich genial. Man kommt mit Autostraßen nirgendwo in Berührung und landet dann irgendwann mitten in der Stadt - in aller Ruhe. In England gab es (gibt es noch) ein weitverzweigtes Kanalsystem, welches die Städte miteinander verbunden hat. Die Kanäle sind inzwischen weitgehend als Industriedenkmal anerkannt und werden instand gehalten
(http://www.sustrans.com/what-we-do/nati ... le-network, http://www.sustrans.com/what-we-do/nati ... ne-mapping),
die Wege sind unterschiedlicher Natur, also nicht immer ausgebaute Radwege..
Gruß TIL
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Motte
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Re: Berlin: Pläne für
Für mich machen, in der heutigen Welt, nur Radschnellwege auf den Hauptachsen der Berufspendler Sinn. Wenn sie Teil der Freizeitradelstrecken sind und auch Fußgänger dort zugelassen, dann sind sie schöne Ausflugswege, aber eben keine Rad - schnell - wege oder Radautobahnen.
Wobei ich nichts gegen ein flächendeckendes Netz von breiten Radwegen (eher Trassen) habe, die bevorzugte Ziele ohne große Umwege miteinander verbinden. Alles andere wird doch sowieso nur wieder ein singuläres, geldverbrennendes, unpraktisches Prestige Objekt. Gerade Berlin sollte sich da mal lieber vorrangig auf die Alltagssorgen der Fahrradfahrer stürzen.
Gruß
Udo
Wobei ich nichts gegen ein flächendeckendes Netz von breiten Radwegen (eher Trassen) habe, die bevorzugte Ziele ohne große Umwege miteinander verbinden. Alles andere wird doch sowieso nur wieder ein singuläres, geldverbrennendes, unpraktisches Prestige Objekt. Gerade Berlin sollte sich da mal lieber vorrangig auf die Alltagssorgen der Fahrradfahrer stürzen.
Gruß
Udo
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sero
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Re: Berlin: Pläne für "Fahrrad-Autobahn"
Ich bin ganz Deiner Meinung. Aber Berlin ist mit seinem Stadtentwicklungsplan Verkehr ja auf einem guten Weg, jedenfalls, wenn man sich am dortigen Leitbild orientiert: "Ehemals durch Autos dominierte Hauptachsen wurden zu vielfältig nutzbaren Boulevards umgestaltet, da die Bündelung und Ableitung von Verkehren nun auch das östliche Zentrum von Durchgangsverkehren befreit haben. In der Innenstadt finden nur noch die Pkw-Verkehre statt, die für ihre Funktion wichtig sind und nicht anders abgewickelt werden können."Motte hat geschrieben:Für mich machen, in der heutigen Welt, nur Radschnellwege auf den Hauptachsen der Berufspendler Sinn. Wenn sie Teil der Freizeitradelstrecken sind und auch Fußgänger dort zugelassen, dann sind sie schöne Ausflugswege, aber eben keine Rad - schnell - wege oder Radautobahnen.
(...)
Gerade Berlin sollte sich da mal lieber vorrangig auf die Alltagssorgen der Fahrradfahrer stürzen.
Ich bin gespannt! Leider datiert das Leitbild auf das Jahr 2040, also ist der zeitnahe Handlungsdruck wohl eher "mäßig"...
Bester Gruß,
Sero
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PeterHeinz
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Re: Berlin: Pläne für
Schickt doch eure Städteplaner nach Südtirol. Und dann sollen die einmal in Bozen oder Meran oder deren Verbindungswegen Fahrrad fahren. So entspannt bin ich selten gefahren. Zu einem Grossteil frei vom Autoverkehr und in Bozen kreuzungsfrei (mit Unterführungen und reinen Radwegen). Super!
Re: Berlin: Pläne für
Es gibt ja viele Stadtplaner, die den kompletten Rückbau von Ausfallstraßen und deren Umwandlung in Grünflächenachsen fordern. Noch ist die Lobby der Autofahrer dafür zu stark, aber wer weiß wie lange noch. Die ersten Fußgängerzonen waren auch kleine Revolutionen, jetzt ist keiner mehr dagegen, also Zeit für den 2. Schritt.
Was würde passieren, wenn jede 2. Hauptstraße begrünt werden würde. Natürlich am Anfang Stau auf den Ausweichstrecken, aber irgendwann auch ein Umdenken, ob es nicht vielleicht doch schnellere und stressfreiere Verkehrsmittel geben würde. Vorausgesetzt daß diese auch für den Ansturm vorbereitet sind. Und jede 2. Ausfallstrasse könnte dann eine verkehrsberuhigte Fahrradautobahn werden. Ob da die Fußgänger mitmachen ist einen andere Frage, gerade wenn die Elektroräder dort entfesselt langbrausen können.
Was würde passieren, wenn jede 2. Hauptstraße begrünt werden würde. Natürlich am Anfang Stau auf den Ausweichstrecken, aber irgendwann auch ein Umdenken, ob es nicht vielleicht doch schnellere und stressfreiere Verkehrsmittel geben würde. Vorausgesetzt daß diese auch für den Ansturm vorbereitet sind. Und jede 2. Ausfallstrasse könnte dann eine verkehrsberuhigte Fahrradautobahn werden. Ob da die Fußgänger mitmachen ist einen andere Frage, gerade wenn die Elektroräder dort entfesselt langbrausen können.