Sinclair A-Bike Review
Verfasst: Di Nov 20, 2012 9:05 am
Ein Sinclair A-Bike ist winzig. Wirklich winzig! Es gibt Rollschuhe mit größeren Rädern, als dieses Fahrrad vorzuweisen hat. Nichtsdestotrotz: es fährt tatsächlich! Aber beginnen wir ganz vorne: beim Auspacken. Es lässt sich mit seinen sechs ... sieben Kilo in der Tragetasche gut mitnehmen. Man bekommt es im try-and-error-Prinzip auch ohne Anleitung entfaltet. Mit kurzem Blick auf ein paar Youtube-Videoanleitungen schafft man realistisch 15 bis 20 Sekunden.
Also dann: Begutachten wir das Ding erstmal. Der Lenker ist sehr schmal. Die Schaum-Griffe teilen sich den wenigen Platz mit zwei Bremshebeln, einer Klingel, den Steckverbindungen und dem mittleren T-Stück, dem Lenkkopf (fest mit dem Vorbau verschweisst). Das lässt kaum Platz für ein Stecklicht ... aber wer will mit dem Ding schon durch die Nacht fahren? Der Bowdenzug der Vorderradbremse verschwindet elegant im Lenkkopf, der andere wird beim "A" des Rahmens durch das absteigende Rohr zum Hinterrad geführt. Sieht dadurch aufgeräumt aus.
Der Rahmen ist wirklich fast ein A. Steuerrohr und Gäbelchen bilden den aufsteigenden Ast. Das Oberrohr ist nur ein Kunststoff-Doppelgelenk und quasi nicht vorhanden. Das Unterrohr ist ein Kunststoff-Vierfachgelenk mit Arretierung und bildet den Strich im A. Und dann gibt es noch den absteigenden Ast, der im Prinzip einer Sitzstrebe entspricht, sowie das Sattelrohr, welches in die Sitzstrebe mündet (okay, das gibt es beim einem echten A nicht). Der Sattel ist sehr kurz und sehr breit und hat eine tiefe Kehlung hinten. Das sieht auf den ersten Blick aus, wie eine Ergonomie-Konstruktion, dient aber nur, um die Sitzstrebe im gefalteten Zustand aufzunehmen. Es gibt keinen Ständer. Das einzige Zugeständnis an Sicherheit/Sichtbarkeit sind aufgeklebte Reflektoren (ich finde sie wirkungsvoller, als die Plastedinger mit Zulassung). Um die Achsen der Rädchen wickelt sich jeweils eine Bandbremse (ja wirklich, sowas gibt es noch!). Links und rechts sind billige Plastefaltpedalen. Der Antrieb (doppelt übersetzte Kette) zur Hinterradachse ist vollständig gekapselt.
Das Wunderwerk steht und wir können losfahren. Aaaargh, ist das erstmal wackelig! Wird auch bei ... ähm ... "voller Fahrt" nicht wirklich laufruhig. Immerhin: Die doppelte Übersetzung ermöglicht trotz der winzigsten Räder eine Entfaltung von über 3 Metern. 15 km/h sind damit ohne Probleme über längere Zeit zu halten - wenn man sich das zumuten möchte. Ist immer noch schneller, als laufen. Die Reibungsverluste durch Ketten und Bandbremsen sind enorm. Die Bremsen reichen für das Einsatzgebiet des Rades geradeso aus, mehr aber auch nicht. Die Rädchen versinken in jeder fingertiefen Rille und selbst kleinste Bordsteine oder Pflastersteinchen drohen damit, dich über den Lenker absteigen zu lassen. Ich bin mal notgedrungen 20 km damit im Stück gefahren. Ist wie der Stein im Schuh beim Marathon: Ditt jeht zwa, aber schön isset nich!
Das Einpacken am Ende geht noch schneller, weil es irgendwie logischer ist, als das Entfalten. Mit Übung in 10 - 15 Sekunden zu schaffen.
Bleibt am Ende die Frage, wofür das Rad überhaupt gut ist. Für Wohnmobilisten auf dem Campingplatz? Die kleinen Räder schaffen doch nur befestigte Wege. Für Yachtbesitzer? Wer sich ne Yacht leisten kann, der kann sich auch einen guten Falter kaufen. Und wofür hatte ich das Rad? Fürs Büro - in der Mittagspause mal eben zum Imbiss ... und unter dem Gelächter der Bauarbeiter dort dann mit hochrotem Kopf wieder zurück. Auch nicht grad das Wahre. Nun bin ich froh, dass es mir jemand wieder abgekauft hat und ich mir demnächst einen richtigen Falter kaufen kann (auch wenn dann der Haussegen schief hängt "du hast doch schon ein großes Fahrrad, wofür brauchst du ein Klapprad?").
Fazit: Witzig, weil technisch machbar. Katastrophale Performance. Äusserst winzig. Aber am Ende so überflüssig, wie einst ein Tamagochi.
Grüße
Dirk
Also dann: Begutachten wir das Ding erstmal. Der Lenker ist sehr schmal. Die Schaum-Griffe teilen sich den wenigen Platz mit zwei Bremshebeln, einer Klingel, den Steckverbindungen und dem mittleren T-Stück, dem Lenkkopf (fest mit dem Vorbau verschweisst). Das lässt kaum Platz für ein Stecklicht ... aber wer will mit dem Ding schon durch die Nacht fahren? Der Bowdenzug der Vorderradbremse verschwindet elegant im Lenkkopf, der andere wird beim "A" des Rahmens durch das absteigende Rohr zum Hinterrad geführt. Sieht dadurch aufgeräumt aus.
Der Rahmen ist wirklich fast ein A. Steuerrohr und Gäbelchen bilden den aufsteigenden Ast. Das Oberrohr ist nur ein Kunststoff-Doppelgelenk und quasi nicht vorhanden. Das Unterrohr ist ein Kunststoff-Vierfachgelenk mit Arretierung und bildet den Strich im A. Und dann gibt es noch den absteigenden Ast, der im Prinzip einer Sitzstrebe entspricht, sowie das Sattelrohr, welches in die Sitzstrebe mündet (okay, das gibt es beim einem echten A nicht). Der Sattel ist sehr kurz und sehr breit und hat eine tiefe Kehlung hinten. Das sieht auf den ersten Blick aus, wie eine Ergonomie-Konstruktion, dient aber nur, um die Sitzstrebe im gefalteten Zustand aufzunehmen. Es gibt keinen Ständer. Das einzige Zugeständnis an Sicherheit/Sichtbarkeit sind aufgeklebte Reflektoren (ich finde sie wirkungsvoller, als die Plastedinger mit Zulassung). Um die Achsen der Rädchen wickelt sich jeweils eine Bandbremse (ja wirklich, sowas gibt es noch!). Links und rechts sind billige Plastefaltpedalen. Der Antrieb (doppelt übersetzte Kette) zur Hinterradachse ist vollständig gekapselt.
Das Wunderwerk steht und wir können losfahren. Aaaargh, ist das erstmal wackelig! Wird auch bei ... ähm ... "voller Fahrt" nicht wirklich laufruhig. Immerhin: Die doppelte Übersetzung ermöglicht trotz der winzigsten Räder eine Entfaltung von über 3 Metern. 15 km/h sind damit ohne Probleme über längere Zeit zu halten - wenn man sich das zumuten möchte. Ist immer noch schneller, als laufen. Die Reibungsverluste durch Ketten und Bandbremsen sind enorm. Die Bremsen reichen für das Einsatzgebiet des Rades geradeso aus, mehr aber auch nicht. Die Rädchen versinken in jeder fingertiefen Rille und selbst kleinste Bordsteine oder Pflastersteinchen drohen damit, dich über den Lenker absteigen zu lassen. Ich bin mal notgedrungen 20 km damit im Stück gefahren. Ist wie der Stein im Schuh beim Marathon: Ditt jeht zwa, aber schön isset nich!
Das Einpacken am Ende geht noch schneller, weil es irgendwie logischer ist, als das Entfalten. Mit Übung in 10 - 15 Sekunden zu schaffen.
Bleibt am Ende die Frage, wofür das Rad überhaupt gut ist. Für Wohnmobilisten auf dem Campingplatz? Die kleinen Räder schaffen doch nur befestigte Wege. Für Yachtbesitzer? Wer sich ne Yacht leisten kann, der kann sich auch einen guten Falter kaufen. Und wofür hatte ich das Rad? Fürs Büro - in der Mittagspause mal eben zum Imbiss ... und unter dem Gelächter der Bauarbeiter dort dann mit hochrotem Kopf wieder zurück. Auch nicht grad das Wahre. Nun bin ich froh, dass es mir jemand wieder abgekauft hat und ich mir demnächst einen richtigen Falter kaufen kann (auch wenn dann der Haussegen schief hängt "du hast doch schon ein großes Fahrrad, wofür brauchst du ein Klapprad?").
Fazit: Witzig, weil technisch machbar. Katastrophale Performance. Äusserst winzig. Aber am Ende so überflüssig, wie einst ein Tamagochi.
Grüße
Dirk