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Hummingbird: Kaufmotive und Fahreindruck

Zeigt her, die Falträder! (Bilder)
Uhu41
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Hummingbird: Kaufmotive und Fahreindruck

Beitrag von Uhu41 »

Hallo zusammen,

Seit Jahren fahren meine Frau und ich in unseren Urlauben Faltrad – im Flachland ein Koga Miyata Founder S und in den Bergen ein Dahon Mu Rohloff mit besonders berggängiger Grundübersetzung. Die sind zwar schon recht gut transportabel, aber mit 12 bis 13 kg beim Aus-/Einladen oder Treppen rauf und runter nicht so ganz leicht rum zu heben. Auch das Paket gefaltet ist immer noch etwas sperrig. Für Urlaubsreisen mit einmal ein- und ausladen ok, aber als „immer dabei“ Räder nicht perfekt.
Beim Anblick der Kids in unserer Stadt, die überall mit ihren Skateboards oder Tretrollern unterwegs sind – je nach Situation unter dem Arm oder fahrend – kam mir die Vision eines superleichten und kompakten Faltrads, das man fast so leicht und selbstverständlich überall mitnehmen könnte, als Erweiterung von Öffis oder Auto auf der einen und der Füße auf der anderen Seite. Also habe ich mal eine Anforderungsliste erstellt, die meine Vorstellungen realisierbar erscheinen ließe:
Gefaltet Höhe < 60cm, Tiefe < 25cm (damit 2 davon in den Kofferraum unseres eher kleinen Autos passen)
Gewicht < 8kg
Nutzungsschwerpunkt Kurzstrecken bis ca 30 km (und zurück), Steigungen von 3 bis 5 % sollten möglich sein
Ein Brompton käme diesen Anforderungen nahe, erfüllt aber weder das Gewichtslimit noch das Kriterium eines möglichst schmalen Pakets gefaltet. Aus ähnlichen Gründen fielen das Tern BYB, das Vello und das Helix durchs Raster. Übrig blieb das britische Hummingbird. Der Preis war natürlich eine gewaltige Hürde, andererseits erschien mir meine Vision derart verlockend, dass meine Frau und ich schließlich das Sparschwein schlachteten. Die Beratung mit Patrick und Tom von Boxbike in Berlin haben mich schließlich endgültig überzeugt. Beide waren dann sehr hilfreich, da sie mich vor der Version mit 4-Gang Sturmey Archer Schaltung bewahrten, die in den Rädern der Erstlieferung unpräzise schaltete und auch nicht besser zu justieren war. Auch war Patrick sehr hilfreich mit der Klärung von Sonderwünschen mit dem Hersteller: single Speed mit Beltdrive und Anpassung an unseren Übersetzungswunsch. Wir haben uns nach Tests mit einem Schaltungsrad für eine Entfaltung von ca 4,20m entschieden – das ergibt einen Geschwindigkeitsbereich von ca 15km/h mit 60iger bis ca 23 km/h mit 90iger Kadenz und damit würden wir noch Brückenrampen und kleinere Steigungen schaffen. Also eine Art sweet spot für unseren Nutzungsschwerpunkt.
Als ich dann kürzlich die Lieferung von Boxbike ausgepackt und aufgebaut hatte, tat meine Frau spontan den entzückten Ausspruch…die sind aber hübsch – oder sagte sie chic? In der Tat – für unser ästhetisches Empfinden sind die Hummingbirds bildschön (bei Fahrradenthusiasten fährt das Auge ja mit). Ein sehr klares Design, aufs Wesentliche reduziert, wozu auch die innen verlegten Züge beitragen. Die Verarbeitung ist top – das sollte aber bei dem Preis auch so sein. Das Gewicht – gewogen im Differenzverfahren auf geeichter Badezimmerwaage (ich mit und ohne Bike) ist ca 7,2 bis 7,3 kg mit Pedalen, etwas bequemerem Sattel und Beltdrive vorne 60Z, hinten 19Z (Standard ist Kette 48/13Z).
Die ersten Fahrten: die Position der Lenkergriffe lässt sich durch die Form des Lenkers relativ zur Sattelposition jeweils ca 160mm horizontal und vertikal verstellen, sodass die Sitzposition von gemäßigt aufrecht bis gemäßigt sportlich einstellbar ist. Dann das Losfahren – das Rädchen geht ab wie Schmidts Katze, die Beschleunigungsorgie findet allerdings durch die begrenzte Höchstgeschwindigkeit leider bald ihr Ende. Der Eindruck der Leichtigkeit begeistert. Der Radstand ist mit 102cm sogar noch 4cm länger als der meines 28 Zoll Rennrads. Das Lenkverhalten ist agil aber nicht nervös. Abrollkomfort? Na ja – was man von 349er Rädern mit auf 7-8bar aufgepumpten Kojaks erwarten würde. Allerdings nicht so schlecht, wie ich im Vorfeld befürchtet hatte. Dann rauf auf eine Brückenrampe im Wiegetritt: hier zeigt sich die Qualität des CFK-Rahmens. Trotz der langen Hebelarme von Sattelstütze und Lenksäule ist das Hummingbird voll Wiegetritt tauglich, also verwindungssteif – deutlich besser als andere 16/18 Zoll Falter die ich vorher getestet hatte. Das sehr geringe Gewicht geht also nicht zu Lasten von Robustheit und Fahrtauglichkeit. Im Gegenteil, der Fahreindruck kommt dem auf meinem Rennrad sehr nahe, abgesehen natürlich von Höchstgeschwindigkeit und Schlaglochtauglichkeit. Es gibt aber auch Schwächen. Die Seitenzugbremsen sind nicht mehr zeitgemäß, die Wirkung der HR-Bremse ist absolut unzureichend. Vielleicht ist dies mit anderen Bremsschuhen noch zu bessern. Die VR-Bremse ist für die Verwendungszweck des Bikes zumindest bei trockenem Wetter ok, bei Nässe noch nicht getestet. Der mitgelieferte Sattel ist zumindest für unsere zarten Gesäße ab 20 km ein Folterinstrument, habe ich bei meiner Frau durch Ergon ST Core und bei mir durch Ergon SRX-3M ersetzt. Die Plattform der Steckpedale ist etwas klein.
Das Falten geht leicht und schnell von der Hand: Hinterbau nach vorne einklappen, Lenksäule nach unten Falten, Sattelstütze bis zum Boden einschieben, Faltpedale herausziehen und in die Aufnahmeöffnungen im Hinterbau stecken – fertig. Maße H x L x T: 60x116x20cm. Wenn man das Vorderrad per Schnellspanner entfernt, wird das Paket um 19cm verkürzt.

Helge 29. März 2020
PS: leider gelingt es mir nicht, Fotodateien anzufügen
EmilEmil
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Re: Hummingbird: Kaufmotive und Fahreindruck

Beitrag von EmilEmil »

Das Faltmaß L x H x T : 116x60x20 cm³ (Dreikantenmaß: 196 cm) ist eine Katastrophe. Und das bei den kleinen Laufrädern. Ein gutes 406-er Rad baut man mit L x H x T : 77x66x33 cm³ (Dreikantenmaß: 176 cm) . Und da ist das Fahrverhalten um "1 Zehner-Potenz" besser ! Natürlich gefällt dem Herrn mit der Vorliebe für Unten-Durch-Falter und Plattfische.
Bei mir IMHO kann das Rad gar nicht Punkten. Negative StVZO-Austattung geht gar nicht, es sei denn man hat 365 Morgen Land (-Luft) hinter dem Haus.

MfG EmilEmil
Uhu41
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Re: Hummingbird: Kaufmotive und Fahreindruck

Beitrag von Uhu41 »

@EmilEmil

Was soll ich auf ein Posting mit derartig drastischen und substanzlosen Worthülsen wie "Katastrophe" und "1 Zehnerpotenz besser" antworten......? Ich versuche es trotzdem:
Ganz bewusst habe ich an den Anfang meiner Einschätzung dieses Faltrads meine Kaufgründe beschrieben. Eine solche Entscheidung ist nämlich subjektiv und von unseren Nutzungsschwerpunkten und Randbedingungen abhängig.
So ist der Formfaktor gerade wegen der Tiefe von 20cm für den Kofferraum unseres Autos perfekt und eben keine Katastrophe, weil nämlich so 2 hintereinander stehend reinpassen, ohne die Rückbank umlegen zu müssen. Dazu ist noch die Höhe gefaltet wichtig. Ich habe zwei 20 Zoll Falter die nur mit Klimmzügen und bei umgelegter Rückbank reinpassen.
Dann ist da noch unser Gewichtslimit < 8kg: das ist das Gewicht meines Rennrades, das auch meine Frau problemlos eine Treppe rauf und runter tragen kann und das ich in gebeugter Haltung und mit ausgestreckten Armen gut im Kofferraum platzieren kann. Ich habe kein anderes Faltrad gefunden, das einfach kaufbar wäre und das Gewicht des Hummingbird unterbieten oder auch nur erreichen würde. Wie beschrieben ist es mir wichtig, die Hemmschwelle für die Mitnahme der Räder so niedrig wie möglich zu setzen - also: immer dabei Räder. Ausserdem wohnen wir in einer Stadtwohnung mit Treppen.
Zu Ihrer Behauptung: "Fahrverhalten 1 Zehnerpotenz besser" mögen vielleicht die Brompton Fahrer was sagen, die mit ihren 349er Rädern ja sogar längere Radreisen unternehmen.
Was die StVO anlangt: Hummingbird liefert Reflektoen für vorne und hinten sowie eine Klingel mit. Die Reifen haben Reflexstreifen. Batterieleuchten mit Wellenlinie sind zugelassen, man muss sie tagsüber nur mitführen, nicht montieren.
Zu den "Plattfischen" werde ich mich jetzt mal nicht äußern.
Uhu41
EmilEmil
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Re: Hummingbird: Kaufmotive und Fahreindruck

Beitrag von EmilEmil »

Ja, es ist schon klar: Der Tretroller (Spielzeug) ist der Maßstab, nicht ein Fahrrad. Mit dem Gewicht, hast Du natürlich recht. Nur unter 10 [kg] ist bei einer Vollausstattung (StVZO,Entfaltung u.a.) schon schwierig und ohne Teuro-Materialien nicht machbar (Ein ausgeschlafener Konstrukteur gehört auch dazu, Kein Praktikant !).
Mehr sollte man dazu nicht sagen.

MfG EmilEmil
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Re: Hummingbird: Kaufmotive und Fahreindruck

Beitrag von Pibach »

Hallo Uhu, danke für den Bericht. Ich finde das Hummingbird sehr genial und Du hast die Vorzüge und Einsatzzweck treffend beschrieben.
Nutzt ihr das auch ohne Auto? Und wie macht es sich da? Ich stelle es mir besonders praktisch vor in Kombination mit Öffentlichen, weil der Faltvorgang so simpel ist und es so schmal bleibt und an der Wand stehen kann. Lässt es sich schieben? Mit ausgezogener Sattelstange?
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Re: Hummingbird: Kaufmotive und Fahreindruck

Beitrag von Uhu41 »

Hallo Pibach
danke für Dein Feed-back.
Ja wir wollen die Hummingbirds auch zusammen mit Regionalbahn und Fernzug nutzen - vor allem für die Erkundung von Städten und deren Umgebung. Ausprobiert haben wir das bisher noch nicht, wir haben die Hummingbirds erst seit kurzem. Aber wir hatten in der Tat mit unseren bisherigen Falträdern wegen deren Tiefe (Breite) von ca 40 cm schon Probleme, in vollen Zügen dafür Abstellplätze zu finden. Z. B. auf einer Rückfahrt von Rügen in einem IC mit voll besetzten klassischen Abteilwagen: der Schaffner monierte, dass die gefalteten Räder (in Trandporttaschen) im Gang wegen ihrer Breite den Durchgang behindern und die Sicherheit gefährden. Eigentlich müssten wir den Zug am nächsten Bahnhof verlassen. Wir einigten uns schließlich darauf, die Räder zu entfalten und mit längs gestellten Lenkern an einer Haltestange zu befestigen. Nach solchen und ähnlichen Erfahrungen glauben wir, mit den 20cm schmalen Hummingbirds weniger Probleme mit deren Unterbringung in vollen Zügen zu bekommen. Dazu kommt das geringe Gewicht, das ggf. auch Lagerung in Gepäckablagen erleichtert.
Der eingefaltete Hinterbau legt das Hinterrad dicht am Reifen des Vorderrades an, deshalb lässt sich das Hummingbird nicht mit angehobenem Sattel schieben. Angesichts des geringen Gewichts von knapp über 7 kg läßt es sich - auch von meiner Frau - allerdings sehr leicht tragen. Der Faltvorgang ist so flott und einfach, dass man es für eine längere Rollstrecke auch mal wieder entfalten könnte.
Grüße, Uhu
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Re: Hummingbird: Kaufmotive und Fahreindruck

Beitrag von alterfalter2 »

@Uhu41

Geringes Gewicht mit kleinem Faltmaß gab es auch schon vor 30 Jahren.
Pashley: Micro

Einfaches, stabiles Faltrad mit Stahlrahmen und 1 oder 3 Gängen. 16"-Räder. Gewicht: 9,5 kg.
Das Rad wird in der Rahmenmitte gefaltet.

Ich fahre damit gerne, es läßt sich flott zu bewegen und ist gefaltet winzig. Man bekommt heute die Räder in mitunter sehr gutem Zustand gebraucht für kleines Geld in England (ebay.co.uk, gumtree.com - ca. GBP 50 - GBP 100).

Gruß TIL
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Re: Hummingbird: Kaufmotive und Fahreindruck

Beitrag von Zauberfaltrad »

alterfalter2 hat geschrieben: Do Apr 02, 2020 9:52 am @Uhu41

Geringes Gewicht mit kleinem Faltmaß gab es auch schon vor 30 Jahren.
Pashley: Micro

Einfaches, stabiles Faltrad mit Stahlrahmen und 1 oder 3 Gängen. 16"-Räder. Gewicht: 9,5 kg.
Das Rad wird in der Rahmenmitte gefaltet.

Ich fahre damit gerne, es läßt sich flott zu bewegen und ist gefaltet winzig. Man bekommt heute die Räder in mitunter sehr gutem Zustand gebraucht für kleines Geld in England (ebay.co.uk, gumtree.com - ca. GBP 50 - GBP 100).

Gruß TIL
Moin Til,

hättest Du vielleicht einen Link zu einer Auktion, um es mal gesehen zu haben.
Wäre sehr interessant und hilfreich. Danke schon mal. Viele Grüße, Viktor
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Re: Hummingbird: Kaufmotive und Fahreindruck

Beitrag von alterfalter2 »

EmilEmil
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Re: Hummingbird: Kaufmotive und Fahreindruck

Beitrag von EmilEmil »

Wie ist denn den Preis für ein Hummingbird ? Ich las mal etwas von 3800 €. Ich hoffe, daß der ein bißchen estürzt ist (In der Zwischenzeit !).
Kann das Rad eigentlich Freihand gefahren werden ?

MfG EmilEmil
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