Hallo,@Beatrice,
wünsche erstmal, frohe Feiertage gehabt zu haben.
Die Auswahl des richtigen Sattels ist eine schwierige, aber nicht unlösbare Aufgabe. Ich empfehle Dir, sytematischer als bisher vorzugehen und habe hier Link-Adressen angefügt, mit denen Du Deine Kenntnisse zur Auswahl erweitern kannst:
http://www.mountainbike-magazin.de/know ... 9995.2.htm
------------------------------------
http://www.sq-lab.com/de/sqlabor/ergono ... t-fit.html
Die Breite des Sattels bemißt sich nach dem Sitzhöckerabstand, die Länge nach der Fahrposition (Sitzposition). Hier gilt der Satz: je länger die Fahrstrecke, desto länger der Sattel. Bei Mann/Frau ist häufig der Unterschied, daß der Mann ein längliches Dreieck benutzt, die Frau ein kürzeres und breiteres. Eine Vielzahl der Frauen hat einen breiteren Sitzhöckerabstand und fährt aufrechter. Das ist häufig so, aber nicht notwendigerweise zwingend. Die aufrechtere Sitzposition kann vielfach auf den flacheren Schambeinbogen der weiblichen Anatomie zurückgeführt werden, der bei Kontakt mit der Sitzfläche zu Druckschmerzen führt und daher unbewußt vermieden wird. Die aufrechte Sitzposition belastet die Bandscheiben stärker als notwendig und nimmt dem Körper die zur optimalen Leistungsentfaltung nötige Spannung. SQlab hat mit der Konstruktion des Stufensattels einen Beitrag zur Lösung dieses Problems gemacht.
Eins ist sicher: Längere Strecken auf dem Fahrradsattel muß man sich erarbeiten. Selbst wenn der Sattel von der Größe (Breite, Länge, Form) paßt, muß man seine Anatomie an den Sattel gewöhnen. Das einem nach den ersten 60 [km] der "Hintern " irgendwo weh tut, ist normal, zugleich aber ziemlich gemein, da man nicht weiß, ob es ein Gewöhnungsschmerz ist oder ein Dauerschmerz. Spätestens nach zwei Tagen muß der Gewöhnungsschmerz so weit abgeklungen sein, daß er nicht mehr als Pein sondern nur noch als ein wenig lästig empfunden wird. Der Gewöhnungsschmerz tritt nach der 4. bis 5. Tour über die längere Strecke nicht mehr auf.
Ein Sattel soll gepolstert sein. Ein Polster besteht aus elastischer Nachgiebigkeit plus Dämpfung. Die Dämpfung läßt einen Schwingungsvorgang sehr schnell abklingen. Die Elastizität sollte eine progressive Charakteristik besitzen, damit das Polster nicht durchschlägt. Schaumstoffe haben diese Eigenschaften.
Wenn dann die Satteldecke aus Leder besteht, ist auch für eine gute Feuchtigkeitsabfuhr gesorgt. Auch Kunststoffe können diese Eigenschaft haben, müssen es aber nicht. Bei Leder kann man da nichts falsch machen.
Auf drei Sonderfälle der Sattel-Konstruktion will ich noch eingehen:
1) Der Sattel bestehe nur aus Carbonschale und Sattelgestell (Wird oft aus Gewichtsgründen so gemacht und beworben

). Wenn die Form für die gedachte Anatomie paßt, kann man das machen. Allerdings erfordert ein solcher Sattel ein Polster in der Unterhose oder in der Radlerhose. Da relativiert sich der Gewichtsvorteil etwas und im Alltagsbetrieb bei normaler Kleidung geht das nur bis zum Bäcker oder die Eisdiele und zurück.
2) Der klassische Ledersattel mit der dicken Lederschale und jeder Menge "flüssiger" oder überflüssiger Sprungfederausstattung. Der sieht gemütlich aus, ist es aber erst nach einer Einfahrstrecke von ca 2000 [km]. Bis dahin sollte die dicke Sattelschale immer gut gefettet werden, damit er sich an die Anatomie des Benutzers anpaßt. Danach hat er seine eingefleischten Fans (Hört,hört !) . Mir ist ein solcher Anpassungsvorgang zu mühselig und langwierig. Und IMHO ist mir dieser Sattel zu teuer und zu schwer. Aber wer ihn mag........
3) Der Gel-Sattel. Das ist bei nicht sorgfältig ausgesuchtem Gel (Billigprodukt ?) quasi das Wasserbett auf Rädern. Von der Werkstoffseite fehlt diesem Gel häufig gute Federung als auch gute Dämpfung. Bei entsprechend gestalteter Haut passt sich ein solcher Sattel spontan der Anatomie des Benutzers an. Das ist im ersten Moment sehr angenehm. Auf längeren Strecken ist die Gefahr, daß das Gel an den belasteten Stellen weggedrückt wird sehr groß, und es kommt dort zu schmerzhaften Prellungen. Aber vtl gibt es inzwischen ein Supergel und meine Befürchtungen sind überholt. Nur im Billigsektor wird das dann nicht angeboten.
Zum Schluß noch ein Beispiel meiner Sattel-Auswahl für mein letztes Projekt (Voll gefedertes Fitnessrad ). Dieser Sattel wurde nur nach Länge/Breite und Beschreibung im Internet bestellt und paßt perfekt. Er ist zudem noch leicht und hat die ersten größeren Fahrten im 3-stelligen-km -Bereich hinter sich gebracht, ohne daß der Radler etwas zu meckern hatte.
Sattel Selle Italia Flite Classic, Gewicht: 221 g*
Viel Erfolg und guten Rutsch
MfG EmilEmil