Wenn man selbst kein Auto hat (so wie ich seit langer Zeit), dann tut man gut daran zu versuchen jene zu verstehen, die sich anders entschieden haben. Und diese Entscheidung erst einmal zu akzeptieren. Jedenfalls dann, wenn man sie auf den Weg in eine Welt mit weniger Autos mitnehmen möchte.
Erst einmal ist der Frust beim täglichen Pendeln mit dem Auto noch lange kein Garant dafür, dass Radfahren nun plötzlich als etwas Positives empfunden werden muss. Und dann gibt es auch eine Menge „vernünftige“ Gründe, warum „Normalmenschen“ lieber Auto fahren als Rad. 40 Km/h als Durchschnitt (in der Stadt) sind halt schneller als 12 oder 15 Km/h. Eine regendichte warme Zelle ist sicher auch für die Mehrheit angenehmer als mit dem Rad in feuchtkalten Klamotten morgens durch die Pfützen zu rauschen. Vom Überwinden von Steigungen und Gegenwind mal gar nicht zu reden. Gepäckmitnahme und der „gute Anzug“ sind beim Auto kein Problem.
Es ist – unterm Strich – für einen Radfahrer mehr zu organisieren, wenn er das Gleiche erreichen will.
Das darf man nicht ausblenden, wenn man dafür plädiert die Fahrten mit dem KFZ einzuschränken. (Bzw. es anderen abverlangen will).
Für mich ist aber zentraler Punkt, dass die Alternative positiv besetzt sein muss. Ich nehme (wenn überhaupt) das Radfahren im Alltag auf mich, wenn ich dadurch etwas gewinne. Und das muss für einen Normalmenschen erreichbar sein. Nun sind wir ja nicht in „Stunde Null“, wo KFZ und Fahrrad gleichberechtigt ein Rennen um die Gunst der Nutzer beginnen. Die Infrastruktur für das KFZ wird seit 60 Jahren ausgebaut. Wenn Radfahren seine Vorteile ausspielen können soll, dann müssen dafür auch die Voraussetzungen geschaffen werden, dass die Radfahrer angstfrei und sicher unterwegs sein können.
Das beißt sich sicherlich mit den Forderungen eingefleischter Alltagsradler. Aber Menschen, die im Winter im T-Shirt mit bloßen Händen Holz spalten und natürlich mit Durchschnittstempo 40 auf dem Rad in der Stadt auf der sechsspurigen Straße stressfrei über drei Spuren wechseln, sind für die Masse kein erstrebenswertes Vorbild. (mal so rumgewitzelt
)
Von daher ist die Grundidee ja gar nicht so verkehrt – zur Eingewöhnung, als Experiment – mal eine autofreie Schutz - Zone zu schaffen. Ich fürchte nur, dass die meisten Bewohner eben nicht so weit sind, das zuzulassen. Da hätte man sich (deshalb auch meine Einwände) mehr Mühe geben sollen im Vorfeld die betroffenen Bürger mitzunehmen und erst einmal für diese Idee grundsätzlich zu begeistern. Da kann Sponsoring ungemein helfen. Ich erinnere mich an eine Sendung in welcher der MDR sechs Familien mit unterschiedlichen Rädern für eine Weile ausstattete und sie die Räder testen ließ. (Da machen dann eh nur welche mit, die dem Ganzen gegenüber aufgeschlossen sind). 4 Familien sind aber nach MDR Bericht – später dabei geblieben. Und Elektromobilität ist besser als gar kein Fahrrad. So mancher (einer der Väter z.B. i dem Bericht) findet dadurch zum muskelkraftbetriebenen Rad zurück.