Wenn man etwas vergleicht, "ohne/mit Gepäck" oder "vorher/nachher" dann ist es unumgänglich notwendig, eine Größe anzugeben, die sich bei dem betrachteten Prozeß ändert. Ein Versuch dieser Art wurde in den bisherigen Beiträgen nicht gemacht. Das ist schon mal eine Lücke.
Größen, die sich ändern, könnten zB die Rotationsmassen (Massenträgheitsmomente) sein.
Theta = Integral (r² x dm); mit r = Abstand der Elementarmasse dm von der Bezugsachse.
Im Ergebnis kommt dann eine Größe der Form Masse mal Abstandsquadrat (= "gemittelter" Abstand) heraus. Man tut so, wie wenn ein "Massenpunkt" mit der Masse m an einem Ort mit dem Abstand i konzentriert wäre.
Es sei m die (Gesamt-) Masse und i der °gemittelte° Radius (Trägheitsradius), dann ist
Theta = m x i²
Wenn zB der Gabel/Lenker-Zus. eine Masse von 4 [kg] hat, dann werden bei einem Zusatzgewicht von 10-15 [kg] mit Sicherheit an der Rotationsmasse erhebliche Änderungen eintreten, wenn ich den Bezug auf die Lenkachse betrachte. Für die Rollbewegung (seitliche Rotation um die Achse durch die Aufstandspunkte) sind die Änderungen weniger problematisch. Normalerweise verkraftet ein Fahrrad Radler von 40 [kg] bis 140 [kg] fahrdynamisch ohne Schwierigkeiten (Wenn es nicht unter dem Schwergewicht zusammenkracht

).
Deshalb, eine Zusatz-Masse am Vorderrad wirkt sich mehrfach aus:
1) Weniger stark für die Rotationsmasse um die Rollachse (auch kleine ruckartige Lenkerdrehungen ändern da praktisch kaum etwas).
2) Erheblich für die Rotationsmasse um die Lenkachse.
3) Schwerpunkt-Änderung (Geringer für den Gesamtschwerpunkt; Starker Einfluß für den Gabel/Lenker Zus.)
Bei Punkt 2) muß bedacht werden, daß diese für die "Pseudo-Geradeausfahrt" nötigen, kleinen, ruckartigen Lenkerbewegungen* als Dremoment von den Radlerarmen aufgebracht werden müssen.
Die Größenordnung der Kräfte wird zB bei 6 x 1,5 [l] Wasserflaschen ( = 9,0 [kg]) im Front-Einkaufskorb (Abstand zur Lenkachse 27 [cm]) schon grenzwertig (Eigene Erfahrung). Man muß die Rotationsmassen ja nicht nur Winkel-beschleunigen, sondern man muß diese auch wieder Winkel-verzögern. Nach meiner Erinnerung schien mir besonders das letztere bei der Einkaufs-Beladung grenzwertig zu sein.
Beim Tiefhängen von Gepäck an der Gabel/Lenker Zus. (Fokus auf dem Schwerpunkt) steht nach meiner Ansicht nicht so sehr die Höhe, sondern mehr der (kürzeste) Abstand von der Lenkachse im Fokus. Welches da der optimale Abstand ( Ob Abstand Null oder evtl ein, zwei Zentimeter frontwärts) ist, läßt sich nicht ohne größeren Aufwand herleiten.
Wenn die Zusatz-Masse auf der Lenkachse plaziert wird, hat man die gerinste Änderung der Rotationsmasse , da könnte ich mir vorstellen, daß eine leichte Verschiebung frontwärts sich günstig auswirkt. Normal (Ohne Zusatz-Masse) liegt der Schwerpunkt auch vor der Lenkachse. Ohne diese Lage könnte man nicht Freihand-Fahren. Die Freihand-Fahren ermöglichende Geometrie ist auch dann vorhanden, wenn die Hände am Lenker sind.
Ich meine, daß alle Fahrräder, die Freihand-fahrbahr sind, insgesamt ein besseres Fahrverhalten haben, auch wenn die Radler , die niemals Freihand-fahren, diesen Bonus nicht einschätzen können. Aber sie profitieren davon !
Da ich bei bei Erfahrungswerten angelangt bin:
Könnte aus dem Forum nicht mal jemand Verdienste erwerben, indem er die Schwerpunktlage der Zusatzmasse mit Plazierung
1) auf der Lenkachse,
2) 3 [cm] frontwärts
3) 6 [cm] frontwärts
testet und seine Erfahrung berichtet.
Ich selber besitze weder einen Lowrider, noch Fronttaschen und stehe für einen solchen Test nicht zur Verfügung.
* "Angewandter Impulssatz" von Rudi Zeller mißverständlich unter "Knickkraft" eingeordnet ( "Knickkraft" ist ein Begriff der Elastizitätslehre, der plötzliche Instabilitäten zum Gegenstand hat).
MfG EmilEmil