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Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Di Apr 11, 2017 9:20 pm
von Pibach
berlinonaut hat geschrieben: Di Apr 11, 2017 9:10 pm
Warum? Es spricht sehr viel dafür, dass die schlicht sehr dumm sind und die Verkehrssituation nicht einschätzen können und zudem an einer gehörigen Portion egozentrik leiden.
Eine Mutter die ihr Kind gefährdet?
Es ist da doch wesentlich naheliegender, dass der Beobachter die Situation falsch einschätzt.
Darauf deuten ja auch die Unfallstatistiken hin, da spielt Rotradeln eben kaum eine Rolle.

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Di Apr 11, 2017 9:26 pm
von Pibach
berlinonaut hat geschrieben: Di Apr 11, 2017 9:20 pm Um die ging es aber - das ist ja das real existierende Problem, das die Polizei lösen möchte und wegen dem es diese Schwerpunktakion überhaupt gab.
Das ist das, was die Polizei vorgibt und was relevant wäre. Tatsächlich scheint daran aber kaum Interesse zu bestehen.

Was nachweislich hilft sind jedenfalls mehr Radfahrer (Safety in Numbers).

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Di Apr 11, 2017 9:28 pm
von berlinonaut
Pibach hat geschrieben: Di Apr 11, 2017 9:20 pm Eine Mutter die ihr Kind gefährdet?
Es ist da doch wesentlich naheliegender, dass der Beobachter die Situation falsch einschätzt.
Darauf deuten ja auch die Unfallstatistiken hin, da spielt Rotradeln eben kaum eine Rolle.
Kurz gesagt: Ja, Radler fahren über rote Ampeln, das ist aber nicht schlecht sondern gut. Ja, Radler fahren auf Gehwegen, das macht aber nix. Eine Gefährdung findet nicht statt (weil Du keine wahrnimmst). Gegen abbiegende Autofahrer kann man nix machen ausser utoptischem und das ist auch nicht so schlimm. Es gibt also kein Problem, ausser der Polizei, die frecherweise Strafzettel verteilt. Zumindest in Deinem Universum. Ich schätze, so kommen wir auf keine gemeinsamen Nenner. Aber immerhin beruhigend, dass Nichtstun Deiner Meinung nach die angemessene Reaktion ist, weil ja eh alles ok ist...

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Di Apr 11, 2017 9:31 pm
von berlinonaut
Pibach hat geschrieben: Di Apr 11, 2017 9:26 pm
berlinonaut hat geschrieben: Di Apr 11, 2017 9:20 pm Um die ging es aber - das ist ja das real existierende Problem, das die Polizei lösen möchte und wegen dem es diese Schwerpunktakion überhaupt gab.
Das ist das, was die Polizei vorgibt und was relevant wäre. Tatsächlich scheint daran aber kaum Interesse zu bestehen.

Was nachweislich hilft sind jedenfalls mehr Radfahrer (Safety in Numbers).
Und was kann die Polizei da tun? Mal abgesehen davon, dass die "Safety in Numbers"-Argumentation alles andere als unumstritten ist - ich enthalte mich da einer Bewertung.

Also: Wir haben die Polizei. Wir haben ein Problem mit toten und verletzten Radfahrern durch Rechtsabbieger (das kannst nicht mal Du leugnen). Was sollte die Polizei Deiner Meinung nach heute tun, um das Problem zu lindern oder zu lösen ohne von Dir gedisst zu werden und gar (unvorstellbar) von dir Zustimmung oder Beifall zu bekommen?

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Di Apr 11, 2017 9:37 pm
von Pibach
berlinonaut hat geschrieben: Di Apr 11, 2017 9:28 pm Kurz gesagt: Ja, Radler fahren über rote Ampeln, das ist aber nicht schlecht sondern gut.
Nach dem, was wir bislang aus den Erfahrungen mit Idaho Stop wissen, ist das erlaubte Rotradeln tatsächlich sicherheitsverbessernd.
Ja, Radler fahren auf Gehwegen, das macht aber nix. Eine Gefährdung findet nicht statt (weil Du keine wahrnimmst).
Die Problematik des Gehwegradelns ist soweit ich weiß noch gar nicht wirklich untersucht worden. Also ob das überhaupt gefährdet. In den Untersuchungen dazu wird das immer nur als gegeben vorausgesetzt.
Gegen abbiegende Autofahrer kann man nix machen...
Ist zumindest nicht bekannt, was da wirklich helfen würde.

ausser der Polizei, die frecherweise Strafzettel verteilt. .
Den Einfluss könnte man wohl schon messen. Wird aber nicht gemacht.

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Di Apr 11, 2017 10:27 pm
von berlinonaut
Pibach hat geschrieben: Di Apr 11, 2017 9:37 pm
berlinonaut hat geschrieben: Di Apr 11, 2017 9:28 pm Kurz gesagt: Ja, Radler fahren über rote Ampeln, das ist aber nicht schlecht sondern gut.
Nach dem, was wir bislang aus den Erfahrungen mit Idaho Stop wissen, ist das erlaubte Rotradeln tatsächlich sicherheitsverbessernd.
Bevor wir jetzt in einer endlosen Zeitschleife landen könntest du der Einfachheit halber schlicht den epischen Thread über Idaho-Stop und Rotradeln von vor anderthalb Jahren noch mal lesen: http://faltradforum.de/allgemeines-f34/ ... t4212.html
Ich hab nämlich keine Lust, die gleiche Diskussion noch mal zu führen. Erneut ignorierst Du, dass wir hier und heute kein Idaho-Stop in Deutschland haben und vermischt so heutiges - immer illegales - Rotradeln mit teilweise legalem nach dem Idaho-Stop-Modell und schiebst dessen Vorteile der heutigen Situation unter. Das war vor anderhalb Jahren nicht anders.

Damals haben wir auch nach sieben langen Seiten rausgefunden, dass Rotradeln ohne Idaho-Modell deutlich unfallerhöhend wirkt: http://faltradforum.de/allgemeines-f34/ ... tml#p46944 - und das ist die Situation, die wir heute haben. Wir haben kein Idaho-Stop also ist alles, was dadurch gut wird heute in Berlin schlicht nicht zutreffend und eine darauf begründete Rechtfertigung heutigen Rotfahrens ist nicht valide.

Ein Fazit des Threads ist hier zu finden: http://faltradforum.de/allgemeines-f34/ ... tml#p47232

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Mi Apr 12, 2017 6:05 am
von Pibach
berlinonaut hat geschrieben: Di Apr 11, 2017 10:27 pm Erneut ignorierst Du, dass wir hier und heute kein Idaho-Stop in Deutschland haben ...
Mein Satz fasst das ja schon gut zusammen.
Muss jetzt nicht wieder vermengt werden.

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Mi Apr 12, 2017 6:09 am
von Pibach
berlinonaut hat geschrieben: Di Apr 11, 2017 9:31 pm Und was kann die Polizei da tun? Mal abgesehen davon, dass die "Safety in Numbers"-Argumentation alles andere als unumstritten ist - ich enthalte mich da einer Bewertung.
Die "Safety in Numbers" ist eine der empirisch gesichertesten Erkenntnisse in den Verkehrswissenschaften.

Es gibt die Ansicht, dass das nur über dritte Faktoren korreliert ("I do not expect that just a greater number of cyclists will on its own result in a risk reduction for the cyclist". Fred Wegman of the Dutch Institute for Road Safety Research. Quelle).

Es ist aber sehr naheliegend, dass es doch direkt verusachend verknüpft ist ("Moreover, there is good evidence that the most important factor in enhancing safety for an individual when cycling in traffic is the number of other people who cycle. When cycle use doubles, the risk of a motorist hitting a cyclist goes down by about a third. This is the most likely explanation why it is in countries with large cycling populations, such as the Netherlands and Denmark, that risk is lowest. ... They demonstrate not only that risk when cycling decreases the more people who cycle, but also the converse, that anything which leads to fewer people cycling increases risk for those who continue." Quelle).

Das lässt sich auch plausibel erklären. Zum einen, weil Autofahrer ihr Verhalten anpassen, wenn sie mit Radfahrern rechnen. Und zum anderen, weil sie dann mit gewisser Wahrscheinlichkeit selber auch manchmal in der Radfahrsituation sind und dadurch diese Perspektive besser verstehen.

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Mi Apr 12, 2017 9:07 am
von Pibach
berlinonaut hat geschrieben: Di Apr 11, 2017 8:42 pm Und das mit dem recht sicheren Verkehr würde ich angesichts der Unfallzahlen des letzten Jahres doch mal deutlich in Frage stellen.
:?:
Der Verkehr wird von Jahr zu Jahr sicherer.
Ein wesentlicher Faktor ist dabei vrstl. der stark wachsende Radfahreranteil!
Wird leider in den Statistiken nicht berücksichtigt:

Bild
Quelle

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Mi Apr 12, 2017 1:39 pm
von Pibach
Zum Radfahreranteil gibt es wohl nur die Erhebung der TU Dresden für 2013 und 2008, siehe hier. Ich glaub die sind aber so nicht vergleichbar. Daher lässt sich keine Entwicklung ableiten. Man tappt also weitgehend im Dunkeln. Die eingerichteten Zählstellen können demnächst mehr Fundament an Daten liefern, die zählen aber erst seit 2016. Der Berliner Radverkehrsanteil wächst stark, wie stark genau, ist aber offenbar weitgehend unbekannt.

Leider wird bei der Zählung zum Modal Split der Pendelverkehr nicht berücksichtigt. Zahlen repräsentieren also nur das Verhalten der Berliner Bürger, nicht unbedingt den Mix der Berliner Straßen. Während Berliner immer weniger Autos fahren, kommen immer mehr Menschen nach Berlin, u.a. mit dem Auto. Oder nutzen hier Mietwagen.

Der LKW Verkehr wird auch nicht berücksichtigt. Viele der tödlichen Unfälle gehen aber auf LKWs zurück, deren Anteil in der Stadt vermutlich stark gestiegen ist. Ein Anstieg des MIV und insbesondere der LKWs würde die hohen Zahlen der tödlich Verunglückten in den letzten Jahren plausibel erklären.

Solange man das Verkehrsaufkommen aber nicht ordentlich erfasst, lassen sich kaum gehaltvolle Aussagen dazu treffen.