Nachdem in den letzten Monaten Radfahren und die zugehörige Verkehrspolitik in Berlin ein deutliches Thema geworden sind - nicht zuletzt durch den Volksentscheid Fahrrad - und so auch deutlich auf die politische Agenda der frischgewählten Koalition zu finden sind gibt es offenbar im Chef des Forsa-Instutus, Prof. Dr. Manfred Güllner, eine Person, die mit "Ewiggestriger" nur ausgesprochen unzureichend umschrieben zu sein scheint.
Wer Herzprobleme hat sollte dessen Meinung (die SÄMTLICHEN Untersuchungen, statistischen Erhebungen und Umfragen der letzen 15 Jahre, gleich aus welcher Quelle, Hohn spricht und deren Ergebnisse leugnet) im verlinkten Artikel lieber nicht lesen... Ich zitiere mal nicht - das Ding ist ein Gesamtkunstwerk.
http://www.berliner-kurier.de/berlin/ki ... r-25220858
Eins kann ich mir aber doch nicht verkneifen: Der Mann ist ja in Statistik bewandert (sollte er jedenfalls sein bei seinem Beruf). Und Doktor-Professor ist er auch. Insofern erstaunt es dann doch ein bisschen, dass wir in Berlin offenbar stolze 139% Bevölkerung haben seiner Aussage nach:
Aus alldem leitet Güllner eine Kritik am künftigen rot-rot-grünen Senat ab. Die Koalition plane „gewaltige Investitionen“ in das Radwegenetz, obwohl „nur 29 Prozent aller Berliner ab 14 Jahren angeben, im Alltag vor allem mit dem Fahrrad unterwegs zu sein“. Deutlich mehr Berliner nutzen die Öffis (61 Prozent) oder das Auto (49 Prozent). Entsprechend enttäuscht seien die Berliner von der Politik:
– Quelle:
http://www.berliner-kurier.de/25220858 ©2016
Das spricht für sich und falls irrsinnigerweise bislang noch jemand an Umfragen von Forsa geglaubt hat kann auch dieser Letzte das jetzt wohl besser einstellen.
Dass die BZ als Schwesterblatt der Bild diesem Spassvogel ein derart unkritisches Forum bietet kommt zwar nicht unerwartet, enttäuscht aber doch. Jeder blamiert sich halt so gut er kann.
Der Mann ist übrigens Honorarprofessor an der FU Berlin und Wikipedia weiss über ihn:
Güllner gilt für einen Meinungsforscher als ausgesprochen „meinungsfreudig“. Er übe wenig Zurückhaltung bei der Interpretation der Ergebnisse der Forsa-Umfragen. Das brachte ihm wiederholt den Vorwurf ein, er vermische die ermittelten Daten mit persönlichen Ansichten, woraus sich ein Cocktail ergebe, der seriös und unabhängig aussehe, doch voller Meinung stecke. (...)Die (...) von seinem Institut erhobenen Umfragen lieferten regelmäßig besonders hohe oder niedrige Werte für die Parteien. Die steilen Höhenflüge bzw. rasanten Abstürze seien damit aufregende Schlagzeilenlieferanten, woraus der Vorwurf abgeleitet wurde, dass er sich durch besonders extreme Ergebnisse in die Medien bringe und so Marketing für sein Institut betreibe.(...)
In dem vor der Bundestagswahl 2013 veröffentlichten Buch „Die Grünen: Höhenflug oder Absturz?“ beschwor Güllner eine Gefahr für die Demokratie durch die Erfolge von Bündnis 90/Die Grünen, warnte vor einer „grünen Diktatur“ und zog Parallelen zum Aufstieg der NSDAP und zum Ende der Weimarer Republik.(...) Karsten Polke-Majewski beurteilte die Thesen Güllners in der Zeit als „bizarr“. Ebenfalls in der Zeit nannte Frank Drieschner das Buch eine Schmähschrift, die schlampig und kenntnislos, in ihrem Urteil abwegig sei. Belege für Güllners „Krawallpublizistik“ nach dem Muster Thilo Sarrazins suche man vergeblich, sie widersprächen sogar den Ergebnissen, die Forsa selbst ermittelt habe. Bernhard Walker nannte den analytischen Teil des Buches „schlicht Unfug“. Man müsse das Buch nicht ernst nehmen, die „Unterstellungen sind so grotesk, dass man sich wundert, wie ein viel zitierter Meinungsforscher sie ernsthaft von sich geben kann“. Manfred Esslinger kam in der Süddeutschen Zeitung zu dem Ergebnis: „Eigentlich kaum vorstellbar, dass sich einer, der von Beruf Statistiker ist, mit solcher ‚Analyse‘ auf den Markt wagt. […] Das ist so schlicht, dass es nicht mal wirr ist. Ein klarer Fall von Selbstrufmord.“
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_G%C3%BCllner
Ich würde ja fast sagen: Der Mann ist nicht satisfaktionsfähig. Erstaunlich, dass dem noch jemand eine Plattform gibt. Aber bei Springer geht ja so Einiges, wenn es nur einen ordentlichen Showeffekt verspricht - Inhalt ist da nicht so wichtig.