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Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Di Okt 20, 2015 3:02 pm
von berlinonaut
In Sachen Fahrradhighway kann man mal neugierig üner den Kanal gucke, wie die Engländer das machen:

http://road.cc/content/news/169304-work ... er-highway

http://road.cc/content/news/169319-vide ... perhighway

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Di Okt 20, 2015 4:02 pm
von berlinonaut
Oslo will autofrei werden
Oslo will bis 2019 die Autos aus der Innenstadt verbannen. Die neue Stadtregierung der norwegischen Hauptstadt kündigte an, in vier Jahren keine Privatautos mehr im Zentrum zuzulassen, wo zwar nur rund tausend Menschen wohnen, dafür aber 90.000 arbeiten.

(...) Bis 2019 soll im gesamten Stadtgebiet der Autoverkehr um 20 Prozent und bis 2030 um 30 Prozent reduziert werden.
Die autofreie Innenstadt gehört zu einem Maßnahmenpaket, das den Ausstoß klimaschädlicher Gase in Oslo bis 2020 um 50 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 senken soll. So plant die Regierung, den Verbrauch von fossilen Brennstoffen zu reduzieren, das Radwegenetz auszubauen und in Elektrofahrräder zu investieren.
http://www.spiegel.de/auto/aktuell/luft ... 58503.html

Soviel Mut würde Berlin gut zu Gesicht stehen. Dann würden aus den zahllosen Beteuerungen voller heisser Luft auch mal Ergebnisse...

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Di Okt 20, 2015 5:02 pm
von Pibach
berlinonaut hat geschrieben: Wenn man liest, was geschrieben steht (und nicht nur kommentiert ohne zu lesen) stellt sich das durchaus anders dar. ;) Dann wird allerdings das haltlose Spekulieren schwieriger...
Wenn "man" hier "ich" heißen soll, ergibt dieser Satz auffällig Sinn.

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Do Okt 22, 2015 2:39 pm
von berlinonaut
Jetzt wird gezählt - und zwar automatisch
Anfang des Jahres haben wir mitgeteilt, dass an 13 Stellen im Stadtgebiet automatische Zählstellen explizit für den Radverkehr eingerichtet werden, in 2016 wird es weitere geben. Zählungen des Radverkehrs gibt es in der "klassischen Form" in Berlin schon so lange, wie die manuellen Zählungen im Straßenverkehr – seit Anfang der 1990er werden sie systematisch aufbereitet und in den Pegelzählungen zum Radverkehr jährlich veröffentlicht.

Jetzt kommen weitere Möglichkeiten und Methoden dazu, um Radverkehr zu zählen, mit fest eingebauten, automatischen Messstellen, die für jeden Tag des Jahres den Radverkehr an bestimmten Querschnitten über 24 Stunden zählen. Aufgrund der Bedeutung der Daten für Planungsentscheidungen, hat sich an den Einbau eine mehrmonatige Testphase angeschlossen.
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/a ... t5812.html

Exemplarisches Ergebnis: Über die Janowitzbrücke über die Spree in Mitte an der Grenze zu Kreuzberg und in der Nähe des Alexanderplatzes fahren im Tagesdurchschnitt 10.000 Radfahrer - und werktags 18.900 Kraftfahrzeuge. Das ist eine beeindruckende Ratio, zumal die Ecke ein Durchgangspunkt im urbanen "Niemandsland" ist und keine radfahrattraktive Kiezgegend.
https://www.google.de/maps/place/Jannow ... 0761a198ba
Richtig Radfahrer zählen ist keine ganz einfache Angelegenheit. Kraftfahrer steuern auf dem Weg von A nach B zielgerichtet die nächste Hauptstraße an, bleiben auf ihr bis kurz vor dem Ziel und biegen schließlich in eine Seitenstraße ab, um Punkt B zu erreichen. Radfahrer bewältigen die Strecke von A nach B auf ganz unterschiedliche Weise. Manche folgen dem Hauptstraßennetz, andere finden Schleichwege und Abkürzungen, grüne Pfade auf ruhigen Nebenstraßen. So richtig konzentriert ist der Radverkehr nur an Punkten, die kein Radfahrer umfahren kann.

So ein Punkt ist die Jannowitzbrücke.
http://www.rad-spannerei.de/blog/2015/1 ... tzbruecke/

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Do Okt 22, 2015 5:32 pm
von Pibach
Toller Artikel über Amsterdam aus britischer Sicht (geniales Video von 1972):
http://www.theguardian.com/environment/ ... etherlands



Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Fr Okt 23, 2015 5:13 pm
von berlinonaut
Pibach hat geschrieben:
berlinonaut hat geschrieben: laut Polizei die Hauptunfallursachen:

(...)

► Fahren bei Rotlicht.
Interessant.
Ich würde da ja ganz andere Schlussfolgerung ziehen. (...)
"Fahren bei Rotlicht" muss man auch differenzierter betrachten. Aus den bisherigen Untersuchungen, wo das Rotlichtradeln freigegeben wurde, ist ja beobachtet worden, dass das die Zahl der Unfälle sogar reduziert (nicht erhöht)!
Finde den Fehler:
Polizeimeldung vom 23.10.2015
Tempelhof - Schöneberg
Nr. 2547
Mit einem Beinbruch kam gestern Abend gegen 18 Uhr eine junge Frau zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus. Nach den bisherigen Erkenntnissen und Zeugenaussagen überquerte die 25-Jährige mit ihrem Fahrrad bei Rot die Fußgängerampel aus Richtung Ebersstraße kommend in Fahrtrichtung Feurigstraße in Schöneberg. Dabei wurde sie von einem Jeep-Fahrer erfasst, der die Dominicusstraße in südliche Richtung und offensichtlich bei grünem Ampellicht befuhr. Der 52-jährige Autofahrer blieb unverletzt.
http://www.berlin.de/polizei/polizeimel ... 390484.php

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Fr Okt 23, 2015 7:21 pm
von Karsten
berlinonaut hat geschrieben: (,,,)
Finde den Fehler:
(...)
Moin,
Die Idee, daß Ampeln gar nicht der Verkehrssicherheit dienen könnten, scheint Dich ja stark zu provozeren.
Ich vertrete diese Ansicht seit vielen Jahren, und sehe sie täglich durch eigene Beobachtung bekräftigt.

Also, meine These ist, daß Ampeln praktisch nichts zur Verkehrssicherheit beitrage, daß sie auch nur unter sehr eingeschränkten Bedingungen den Verkehrsfluß verbessern. (Dann allerdings sehr effizient)

Daher antworte ich mal, ohne gefragt zu sein.
Ich sehe gar keinen "Fehler", sondern eine unterschiedliche Betrachtungsweise:
Während Pibach von Statistischen Betrachtungen ausgeht, die ein Gesamtbild von tausenden Fällen beinhalten, betrachtest Du hier einen Einzelfall.

Meine These dazu: selbstverständlich kommen solche "klassischen" Unfallmuster auch vor.
In der Gesamtheit aller "Verkehrsereignisse" an einer ampelgeregelten Kreuzung sind sie dem Zufall
zuzuordnen.
Als Beleg für diese These sehe ich u.a. die signifiante Differenz zwischen nachgewiesenen "Rotlichtverstößen" und der Zahl der dazu korrelerenden Unfälle.

Gruß aus Lüneburg
Karsten
(Fahrrad fährt Fahrbahn)

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Sa Okt 24, 2015 9:00 am
von Pibach
Karsten hat geschrieben: Also, meine These ist, daß Ampeln praktisch nichts zur Verkehrssicherheit beitrage, daß sie auch nur unter sehr eingeschränkten Bedingungen den Verkehrsfluß verbessern. (Dann allerdings sehr effizient)
In diesem Experiiment ohne Ampeln wurde (auch) der Verkehrsfluss gesteigert:


Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Sa Okt 24, 2015 12:54 pm
von berlinonaut
Karsten hat geschrieben: Die Idee, daß Ampeln gar nicht der Verkehrssicherheit dienen könnten, scheint Dich ja stark zu provozeren.
Ich vertrete diese Ansicht seit vielen Jahren, und sehe sie täglich durch eigene Beobachtung bekräftigt.

Also, meine These ist, daß Ampeln praktisch nichts zur Verkehrssicherheit beitrage, daß sie auch nur unter sehr eingeschränkten Bedingungen den Verkehrsfluß verbessern. (Dann allerdings sehr effizient)
Da verwexelst Du was. Ich bin absolut der Meinung, dass ampelloser Verkehr vielerorts den Verkehrsfluss verbessern könnte und insbesondere für Radfahrer deutlich komfortsteigernd wäre. Und auch, dass bereits bei heutigen Verkehrssystemen es problemlos möglich wäre, bei einer ganzen Reihe von Ampeln die Radfahrer gefahrlos von der Ampelschaltung zu entbinden. Und auch, dass die Notwendigkeit von Ampeln im Wesentlichen dem motorisierten Verkehr geschuldet ist und so auch vorrangig diesem zu Gute kommt. Kann man und soll man alles gerne ändern. Wird ja teilweise auch schon versucht, z.B. durch den vermehrten Einsatz von Kreisverkehren. Und ich stimme Dir auch zu, dass es Sitationen gibt, wo Ampeln das Mittel der Wahl sind.

Auf der anderen Seite hab wir aber aktuell eine gültige StVo der zufolge die Verkehrsteilnehmer bei rot halten und bei grün sich bewegen. Und darauf dürfen sich alle anderen Verkehrsteilnehmer verlassen - was sie in aller Regel auch tun. Das Fahren bei Rotlicht ist also nicht freigegeben. Wer also eine rote Ampel ignoriert ist nicht nur verkehrsrechtlich schuld, wenn es zum Unfall kommt - er geht auch ein sehr hohes Risiko ein, weil andere Verkehrsteilnehmer nicht damit rechnen (müssen) und dadurch die Unfallwahrscheinlichkeit steigt. In der heutigen Ist-Stuation zu behaupten, es sei grundsätzlich gefahrlos und sinnvoll, Ampeln zu ignorieren ist daher falsch und zudem rücksichtslos. Zu behaupten Ampeln verursachten Unfälle ist ebenso falsch: Die Nichtakzeptanz von Ampeln verursacht Unfälle, nicht die Existenz der Ampel. Würden sich alle Leute perfekt verhalten gäbe es keine. Ob es überhaupt möglich wäre alle Leute zu solch "perfekten Verkehrsteilnehmern" zu machen kann man vermutlich getrost in Abrede stellen. Weil Leute Fehler machen, weil einige zu doof sind, weil andere sich in ihrem Flow gestört fühlen - und auch weile viele Ampelschaltungen nicht sehr schlau sind oder einseitig auf das Fortkommen der Autofahrer ausgerichtet zu lasten der anderen Verkehrsteilnehmer und viele Ampelkreuzungen katastrophal designt. Und ohne Akzeptanz fängt die Sache aber an gefährlich zu werden. Geändert werden sollte also Einiges an der Ampelei - Ignoranz wirkt aber zunächst mal risikoerhöhend und aggressionsfördernd, schürt also Konfrontation anstatt die Sicherheit zu erhöhen.

Dass die Unfallzahlen bei freigegebenem Fahren bei Rotlicht sinken würden mag sein - das läge wahrscheinlich aber daran, dass die anderen Verkehrsteilnehmer dann auch damit rechneten. Heute ist das nicht so und dadurch erhöht Fahren bei Rot Unfallrisiko und Unfallzahlen. Statistisch ist bei einem Rotlichtunfall die Schuldfrage eindeutig aufgrund der heute geltenden Rechtslage. Die Schuldfrage heute in Zweifel zu ziehen, weil man sich was anderes wünscht ist allerdings mindestens weltfremd...

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: So Okt 25, 2015 1:30 pm
von berlinonaut
berlinonaut hat geschrieben:Zwischenbilanz zur Fahrradstaffel der Polizei in Mitte

Unterschiedliche Medien unterschiedliche Interpretationen zum ersten Jahr (Juli 2014 - Juni 2015):

Polizeipressemeldung: Fahrradstaffel der Polizei Berlin - Erste Ergebnisse http://www.berlin.de/polizei/polizeimel ... 386778.php
Hier gibt es die begleitende Studie dazu von der Unfallforschung der Versicherer:

http://udv.de/download/file/fid/9083