Seite 21 von 48

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Do Okt 15, 2015 11:39 am
von Pibach
Du willst also "wasch mich aber mach mich nicht nass".
Damit die Metapher hier passen könnte, müsste man sich vorstellen, dass jemand die Dusche rund um die Uhr laufen lässt, um sich ab und zu mal drunter zu stellen. Also analog den ungenutzt herumparkenden Autos. Bzw. dem geringen durchschnittlichen Besetzungsgrad.

Man müsste die Ressource Autos besser auslasten.
Daher ja die Vorschläge hier. Das wäre imho auch gar nicht so schwierig in der Umsetzung.

Die Idee der ausgewogeneren Verkehrsflächenaufteilung finde ich auch sinnvoll.
Problematisch ist aber, dass die Fahrradnutzung stark Wetter- bzw. Jahreszeiten-abhängig ist. Im Winter fahren dann doch wieder die meisten mit dem Auto.
Und solche Maßnahmen
Pibach hat geschrieben:... machen den Verkehr insgesamt nicht effizienter sondern verteilen die Infrastruktur nur etwas anders und verursacht erst mal Kosten.

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Do Okt 15, 2015 4:01 pm
von katapult
Die isolierte Betrachtung einzelner Verkehrsträger bringt nichts. Erst die umfassende Betrachtung bringt Klarheit. Und da fällt eben das Auto als ineffizienteste ( Flächen- und Resourcenverbrauch) Komponente auf.
Dementsprechend muss man Ihm seine Privilegien wegnehmen um effizienteren Alternativen Entwicklungsmöglichkeiten zu geben = kein Strassenbegleitendes Parken für umme, niveaugleiche Führung von Fuss- und Radwegen an Kreuzungen (Auto ist Gast) usw. Die Instrumente sind doch alle bekannt und erprobt.
Die "Resource Auto" besser auszulasten ist eine illusion. Das Auto ist eine aggressive, parasitäre Lebensform, die Ineffizienz ist Systemimanent.

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Mo Okt 19, 2015 3:32 pm
von Adler28
http://www.pnn.de/pm/1015727/
http://www.pnn.de/pm/1015749/

Vielleicht siegt ja doch die Vernunft. Einen (wünschenswerten) Radschnellweg ausgerechnet auf eine (IMHO wichtige) Bahntrasse zu legen kann eigentlich nur von der Autolobby stammen.

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Di Okt 20, 2015 9:14 am
von berlinonaut
Zwischenbilanz zur Fahrradstaffel der Polizei in Mitte

Unterschiedliche Medien unterschiedliche Interpretationen zum ersten Jahr (Juli 2014 - Juni 2015):

Polizeipressemeldung: Fahrradstaffel der Polizei Berlin - Erste Ergebnisse http://www.berlin.de/polizei/polizeimel ... 386778.php

Tagesspiegel: Bilanz: Weniger Geisterradler, weniger Rotfahrer
http://www.tagesspiegel.de/berlin/fahrr ... 71376.html

Berliner Kurier:Deutlich weniger Rad-Unfälle: Warum die Fahrradstaffel in Berlin so erfolgreich ist http://www.berliner-kurier.de/polizei-j ... 01354.html

Berliner Zeitung: Mehr Strafen, mehr Unfälle http://www.berliner-zeitung.de/berlin/b ... 99290.html


In der Berliner Zeitung ist auch eine Grafik, die sehr schön zeigt, dass die festgestellten Delikte mit den tatsächlichen wohl eher wenig zu tun haben - erstens würde sonst die Fahrradstaffel "Rowdytum" erst hervorrufen :lol: , zweitens ist das Verhältnis der Delikte etwas seltssam, speziell "falsches abbiegen" scheint doch sehr unterrepräsentiert:

Bild

Ältere Berichte zur Fahrradstaffel thematisieren das auch: http://www.tagesspiegel.de/berlin/270-0 ... 55718.html

http://www.tagesspiegel.de/berlin/rad-d ... 84412.html



Die BZ hat scheinbar nichts dazu, dafür aber zu Radunfällen im Allgemeinen, etwas einseitig wie es scheint:
Berliner Rad-Rowdy-Bilanz
An jedem zweiten Unfall sind die Radler selbst schuld

Die Disziplinlosigkeit auf zwei Rädern nimmt zu. Radler waren im vergangenen Jahr in 7699 Unfälle verwickelt (2013: 6952). Dabei trugen sie in 50 Prozent der Unfälle die Haupt- (3528) oder eine Mitschuld (588). So das alarmierende Ergebnis einer parlamentarische Anfrage (...)
laut Polizei die Hauptunfallursachen:

► Durchschlängeln im Stau ohne den notwendigen Sicherheitsabstand zu den Autos.

► Fahren auf Gehwegen.

► Fahren auf den Radwegen in der falschen Richtung.

► Fahren bei Rotlicht.

Spitzenreiter in Sachen Radunfälle waren die Bezirke Mitte (20,6 Prozent), Friedrichshain-Kreuzberg (14,4 Prozent) und Pankow (11,3 Prozent). (...)
http://www.bz-berlin.de/berlin/an-jedem ... bst-schuld

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Di Okt 20, 2015 9:23 am
von berlinonaut
Carsharing entlastet nicht so sehr wie erhofft - interessante Zahlen zur Nutzung von Carsharing in Berlin:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/neue- ... 61384.html

Dort ist auch noch mal die lesenswerte http://mehrfahrgelegenheit.tagesspiegel.de/ verlinkt.

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Di Okt 20, 2015 9:57 am
von berlinonaut
Die Verkehrslenkung Berlin hat einen neuen (komissarischen) Chef - einen Juristen:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/neuer ... 71076.html
Was prädestiniert Hecktor als Interimsleiter einer häufig in der Kritik stehenden Behörde? Ein Verkehrsexperte ist er nicht.

„In der Verkehrslenkung geht es nicht darum, dass jemand unbedingt wissen muss, wie genau der Verkehr funktioniert“, sagt ein Insider.
Das erklärt natürlich Einiges... :lol: Oder, wie es ein Kommentator unter dem Artikel formuliert:
Die Stellenbeschreibung...
klingt für mich eher nach einem erfahrenen Baustellen- und Projektleiter als nach einem Juristen der seine Meinung durchsetzen möchte

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Di Okt 20, 2015 1:34 pm
von Pibach
berlinonaut hat geschrieben:Zwischenbilanz zur Fahrradstaffel der Polizei in Mitte
Danke für den Link.
M.E. zeigt das vor allem, dass bei dieser Aktion kaum Kenntnisse elementarer (statistischer) Zusammenhänge bestehen:

1) reflektieren die von der Polizei erfassten Deliktezahlen hauptsächlich das Verhalten der Ordnungshüter. Die allermeisten Delikte entgehen ja der Beobachtung. Außerdem wird eben seltener z.B. rotgeradelt, wenn da Fahrradstaffelpolizei sichtbar herumfährt - logo. Das ist dann aber nur ein punktueller Effekt. Wenn dann müsste man Regelüberschreitungen unabhängig von der Polizei erfassen und Effekte über längere Zeiträume und mehrere Stadtteile miteinander vergleichen. Ob sich nun tatsächlich das Verhalten der Radfahrer verändert hat, oder nur das Verhalten der Polizeibeamten - bleibt nach diesen Untersuchungen völlig ungeklärt.

2) außerdem ist zweifelhaft, ob überhaupt ein Zusammenhang zwischen solchen Delikten und den Unfällen besteht. Soweit ich weiß hat das noch keine Untersuchung bestätigen können.

3) schließlich hat es wenig Sinn, wenn sich die Träger der Aktion selber evaluieren. Es wird ja kaum einer der Beteiligten der eigenen Aktion Sinnlosigkeit attestieren. Das wesentliche Kriterium - Zahl der Unfälle und deren Veränderung - wird offenbar auch gar nicht wirklich ausgewertet. Weil dann die Sinnlosigkeit der Aktion deutlich würde?

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Di Okt 20, 2015 1:53 pm
von Pibach
berlinonaut hat geschrieben: laut Polizei die Hauptunfallursachen:

► Durchschlängeln im Stau ohne den notwendigen Sicherheitsabstand zu den Autos.

► Fahren auf Gehwegen.

► Fahren auf den Radwegen in der falschen Richtung.

► Fahren bei Rotlicht.
Interessant.
Ich würde da ja ganz andere Schlussfolgerung ziehen. "Durchschlängeln im Stau" deutet ja darauf hin, dass da keine Radspur vorhanden ist. Dito bei "Fahren auf Gehwegen". Da müsste man also ansetzen.
Bei "Fahren auf den Radwegen in der falschen Richtung" entsteht der Unfall dann ja meist, wenn so ein Geisterradfahrer von einem abbiegenden Autofahrer angefahren wird. Das sollte man dabei nicht einfach ausklammern. Ohne Autos gefährden und verletzen sich Radfahrer dagegen nur selten, schon gar nicht schwerwiegend.
"Fahren bei Rotlicht" muss man auch differenzierter betrachten. Aus den bisherigen Untersuchungen, wo das Rotlichtradeln freigegeben wurde, ist ja beobachtet worden, dass das die Zahl der Unfälle sogar reduziert (nicht erhöht)!
Spitzenreiter in Sachen Radunfälle waren die Bezirke Mitte (20,6 Prozent), Friedrichshain-Kreuzberg (14,4 Prozent)

Wo auch die meisten Radfahrer unterwegs sind. So bringt die Auswertung also nichts. Man müsste das Risiko nach zurückgelegten Radkilometern aufschlüsseln. Außerdem sollte man auch auf die Effizienz achten, nicht nur auf das Risiko. Effizienzsteigerung für den Radverkehr hat nach allen bisherigen Erkenntnissen einen viel größeren Einfluss (auch auf die Verkehrssicherheit) als alle anderen Maßnahmen.

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Di Okt 20, 2015 2:10 pm
von berlinonaut
Pibach hat geschrieben:
berlinonaut hat geschrieben:Zwischenbilanz zur Fahrradstaffel der Polizei in Mitte
Danke für den Link.
M.E. zeigt das vor allem, dass bei dieser Aktion kaum Kenntnisse elementarer (statistischer) Zusammenhänge bestehen:

1) reflektieren die von der Polizei erfassten Deliktezahlen hauptsächlich das Verhalten der Ordnungshüter. (...)Wenn dann müsste man Regelüberschreitungen unabhängig von der Polizei erfassen und Effekte über längere Zeiträume und mehrere Stadtteile miteinander vergleichen. Ob sich nun tatsächlich das Verhalten der Radfahrer verändert hat, oder nur das Verhalten der Polizeibeamten - bleibt nach diesen Untersuchungen völlig ungeklärt.
Siehe den verlinkten Tagesspiegelartikel:
Um seriöse Ergebnisse zu bekommen, haben die Forscher neben dem Revier der Fahrradstaffel als Vergleichsgebiet den Polizeiabschnitt 55 in Neukölln untersucht, wo keine Fahrradpolizisten unterwegs sind. Verglichen wurde jeweils die Zahl der erfassten Ordnungswidrigkeiten und Unfälle von August bis Juni – in den Jahren vor und nach dem Start der Staffel.(...)
Tatsächlich sank die Quote der von der UDV – von studentischen Hilfskräften, also ohne Polizeipräsenz – beobachteten Rotradler binnen Jahresfrist in Mitte von 15,2 auf 10 Prozent. Aber auch in Neukölln ging sie zurück, nämlich von 12 auf 9,4 Prozent. Beim Fahren in falscher Richtung auf Radwegen und -furten sank die Quote in Mitte stark von 9,3 auf 3,2 Prozent, während sie in Neukölln von 2,6 auf 4,7 Prozent stieg. Letzteres vermag auch Brockmann nicht wirklich zu erklären. Er vermutet eine zufällige Streuung angesichts insgesamt geringer Fallzahlen im Neuköllner Vergleichsgebiet.

Für entscheidend hält Brockmann die Entwicklung des Unfallgeschehens: In zuvor 43 besonders unfallträchtigen Bereichen im Revier der Fahrradstaffel sei die Unfallzahl an 36 Stellen gesunken – alles in allem um 44 Prozent.
Pibach hat geschrieben:2) außerdem ist zweifelhaft, ob überhaupt ein Zusammenhang zwischen solchen Delikten und den Unfällen besteht. Soweit ich weiß hat das noch keine Untersuchung bestätigen können.
Darüber haben wir uns schon oft ausführlich in die Wolle gekriegt. Nachdem Du selbst dann, wenn ein Rotradler umgenietet wurde in Zweifel ziehst, dass das was mit der Missachtung der Ampel zu tun haben könnte und überdies Verkehrsregeln für Teufelswerk hältst glaube ich nicht dass eine weitere Diskussion hier nennenswerten Erkenntnisgewinn bringen dürfte - aber sicherlich reichlich Kopfweh. Deswegen möchte ich das lieber nicht diskutieren.
Pibach hat geschrieben:3) schließlich hat es wenig Sinn, wenn sich die Träger der Aktion selber evaluieren. Es wird ja kaum einer der Beteiligten der eigenen Aktion Sinnlosigkeit attestieren. Das wesentliche Kriterium - Zahl der Unfälle und deren Veränderung - wird offenbar auch gar nicht wirklich ausgewertet. Weil dann die Sinnlosigkeit der Aktion deutlich würde?
Wenn man liest, was geschrieben steht (und nicht nur kommentiert ohne zu lesen) stellt sich das durchaus anders dar. ;) Dann wird allerdings das haltlose Spekulieren schwieriger...

Re: Radfahren in Berlin

Verfasst: Di Okt 20, 2015 2:38 pm
von berlinonaut
Pibach hat geschrieben:
berlinonaut hat geschrieben: laut Polizei die Hauptunfallursachen:

► Durchschlängeln im Stau ohne den notwendigen Sicherheitsabstand zu den Autos.

► Fahren auf Gehwegen.

► Fahren auf den Radwegen in der falschen Richtung.

► Fahren bei Rotlicht.
Interessant.
Ich würde da ja ganz andere Schlussfolgerung ziehen.
Das liegt wahrscheinlich daran, dass Du Dich standhaft weigerst zu akzeptieren, dass es Verkehrsregeln gibt, auf deren Einhaltung man sich verlassen können sollte und ein Verstoss dagegen im Unfallfalle als Unfallursache gewertet wird (was er nicht würde, wenn's nicht verboten wäre). Die Polizei zieht da gar keine Schlussfolgerungen - die zählt nur. Ist Dir übrigens aufgefallen dass Fahren ohne Licht nicht in der Liste auftaucht?
Pibach hat geschrieben:"Durchschlängeln im Stau" deutet ja darauf hin, dass da keine Radspur vorhanden ist. Dito bei "Fahren auf Gehwegen". Da müsste man also ansetzen.
Da wird die Polizei wohl mit Dir einer Meinung sein. Ich schätze ihr Vorschlag würde lauten: "Nicht machen" ;) - was zufällig dem entspricht, was die StVo sagt. Dazu muss man - im Gegenastz zu Dir - auch gar nicht wild interpretieren sondern sich nur merken: Wer älter ist als 12 darf nicht auf dem Gehweg radeln. Sowohl das als auch suizidales durchschläneln wird übrigens auch unabhängig von der Existenz einer Radspur praktiziert...
Pibach hat geschrieben:Bei "Fahren auf den Radwegen in der falschen Richtung" entsteht der Unfall dann ja meist, wenn so ein Geisterradfahrer von einem abbiegenden Autofahrer angefahren wird. Das sollte man dabei nicht einfach ausklammern. Ohne Autos gefährden und verletzen sich Radfahrer dagegen nur selten, schon gar nicht schwerwiegend.
Das ist eine Hypothese bzw. Spekulation von Dir ohne jeden Beleg. Du könntest Autofahren verbieten - oder einfach das Radfahren da unterlassen wo es verboten ist. Das ist es nämlich nicht um Dich zu ärgern sondern weil Leute sich Gedanken darüber gemach haben wie man Unfälle vermeiden könnte... Ich laboriere übrigens immer noch an meiner Verletzung rum, die mir von einer anderen Radfahrerin zugefügt wurde und wie es aussieht dauert das auch noch ein paar Monate...
Pibach hat geschrieben:"Fahren bei Rotlicht" muss man auch differenzierter betrachten. Aus den bisherigen Untersuchungen, wo das Rotlichtradeln freigegeben wurde, ist ja beobachtet worden, dass das die Zahl der Unfälle sogar reduziert (nicht erhöht)!
Cool, wenn also ab sofort alle incl. Autos immer auch bei rot fahren senkt das die Unfallzahlen? In der Summe wahrscheinlich wirklich - weil man sich nicht mehr drauf verlassen kann, das grün = freie Fahrt bedeutet. Ist dann aber ein anderes Verkehrskonzept...
Spitzenreiter in Sachen Radunfälle waren die Bezirke Mitte (20,6 Prozent), Friedrichshain-Kreuzberg (14,4 Prozent)
Pibach hat geschrieben:Wo auch die meisten Radfahrer unterwegs sind. So bringt die Auswertung also nichts.
Was ist an der Aussage falsch? Nichts - das ist lediglich aufzählen von Fakten ohne jede Interpretation. Wenn Fakten verboten sind erlechtert Dir das zwar Deine wildspekulativen Argumentationen, sinnvoll wird es dadurch aber noch lange nicht...