Immerhin erfreulich, dass Du die inhaltsfreie Pöbelei gegen mich, die Du da zunächst hingeschrieben hattest, entsorgt hast. Was die Hamburger Fahrradstaffel angeht:
Zehn Beamte sind für die Fahrradstaffel im Einsatz, gemeinsam haben sie im vergangenen Jahr insgesamt 5.721 Verstöße geahndet. (...) Statt auf Abbiegefehler und Vorfahrtsmissachtungen von Autofahrern zu achten, hätten die Polizisten aber vor allem Radfahrer im Blick, würden Bremsen, Licht und Klingeln kontrollieren.
Laut Polizei liegt „das Hauptaugenmerk auf der Ahndung von Verstößen, die durch Radfahrer verursacht“ werden. Verkehrsverstöße zulasten von Fahrradnutzern werden als „weitere Säule“ bezeichnet. Grundsätzlich würden jedoch alle Verstöße geahndet, ungeachtet der Verkehrsbeteiligung.
– Quelle:
http://www.mopo.de/24713338 ©2017
Sprich: Die Hamburger Fahrradstaffel macht genau das, was ihre Aufgabe ist. Illegal ist daran nichts. Ob man die Schwerpunktsetzung mag oder für sinnvoll erachtet ist dahingestellt - da gibt der Artikel auch nicht wirklich ein Fundament her um das sinnvoll beurteilen zu können. In Berlin scheint eine etwas andere Sachlage als in Hamburg zu herrschen. Hier hiess es nach einem Jahr Fahrradstaffel:
Gegen Radfahrer wurden 5.474 Verwarnungen ausgesprochen und Bußgelder verhängt. Die Gesamteinnahmen durch Buß- und Verwarnungsgelder gegen Radfahrer belaufen sich auf 328.269,20 Euro, davon allein circa 270.000,00 Euro wegen des Überfahrens von roten Ampeln in etwa 3.200 Fällen. Manch andere Verkehrsverstöße von Radfahrern werden dagegen von der Fahrradstaffel komplett ignoriert. (...)
Zu den Aufgaben der Fahrradstaffel gehört es auch, Kraftfahrer wegen des Haltens oder Parkens in zweiter Reihe, auf Radwegen, Radfahr- oder Schutzstreifen sowie Busspuren zu überwachen. Die Polizei erzielte durch Buß- und Verwarngelder aus diesen Delikten eine Gesamteinnahme von 25.484,17 Euro. Hinzu kommen 6.611,17 Euro aus Verwarnungen gegen Kraftfahrer wegen Fehler beim Abbiegen und 252,77 Euro wegen der Nichtgewährung der Vorfahrt. Somit belaufen sich die Einnahmen gegen Kraftfahrer auf eine Gesamtsumme von 32.348,11 Euro.
https://rad-spannerei.de/2015/07/14/ber ... /#comments
Zu diesem Zeitpunkt gab es auch die bösen Kommentare im Blog der Rad-Spannerei, auf die Du verwiesen hast. Allerdings ist das im Radspannerei-Blog auch nicht verwunderlich - ungefähr so vorhersehbar, wie wenn in einem Auto-Tuningforum sich die Leute über Radar- und Auspuffkontrollen aufregen. Und noch weniger verwunderlich bei der Art der Aufbereitung: Konkrete Fallzahlen mit sehr hohen Einnahmen bei den Radlern, keine Fallzahlen und niedrige Einnahmen bei den Autofahren. Dass da ein Ungleichgewicht herrschte ist offensichtlich - bloss ist ein Rotlichtverstoss per Rad mit 60+€ halt um ein Vielfaches teurer als ein Parkverstoss beim Auto (ab 5€). Hier wird also durch Verschweigen der konkreten Fallzahlen beim Auto ein Spin bedient. Zudem gab es selbst dort schon damals auch positive Kommentare zur Fahrradstaffel. Nach drei Jahren Fahrradstaffel liest sich die Bilanz anders:
Die Staffel war 2014 als Modellversuch zwischen Alexanderplatz und Regierungsviertel auf die Straße gerollt. Zunächst blieb die Pilotphase bis Mitte 2017 befristet. Untersuchungen deutscher Versicherungen hätten ergeben, dass die Polizisten auf Rädern das Unfallgeschehen positiv beeinflussten, heißt es nun zur Begründung der Fortführung. Bereits Ende Oktober hatten Unfallforscher und Polizei eine positive Zwischenbilanz bei der Fahrrad-Staffel gezogen. Der Modellversuch habe insbesondere zu einem Rückgang von Fahrrad-Unfällen mit Schwerverletzten oder Toten geführt. Gleichzeitig gab es im Vergleichsgebiet ohne Radstaffel, im Norden Neuköllns, eine Zunahme solcher schweren Unfälle um 30 Prozent.
Die 20 Beamtinnen und Beamten der Fahrradstaffel in Mitte wurden für das Pilotprojekt 2014 stadtweit von anderen Dienststellen abgezogen. (...)
Bis Ende vergangenen Jahres ahndeten die Rad-Polizisten mehr als 30.000 Ordnungswidrigkeiten. Die wurden zu rund zwei Dritteln von Auto- und Lkw-Fahrern begangen. Sie hatten zumeist falsch geparkt oder waren gefährlich abgebogen. Radfahrer wurden etwa gestoppt, wenn sie bei Rot gefahren waren. (...)
Rad-Staffeln gibt es auch in anderen Städten, etwa in Hamburg und Köln. Als einzigartig am Berliner Projekt gilt bisher, dass die Polizisten keine weiteren Aufgabenbereiche haben und das ganze Jahr über im Dienst sind.
https://www.morgenpost.de/berlin/articl ... erlin.html
Alle Zitate aus den von Dir verlinkten Artikeln. Die Arbeit der Berliner Fahrradstaffel scheint also durchaus erfolgreich zu sein hinsichtlich des Ziels der Verringerung von Radunfällen. Und Deine Kritik and der angeblichen Fokussierung auf Fahrradfahrer anstelle von Autofahrern zudem offenbar falsch und unberechtigt. Hier wurde nach dem ersten Jahr möglicherweise justiert. Was ja auch Sinn und Zweck eines Pilotprojektes ist.
Dass man da auch noch weiter schrauben könnte und vielleicht sollte - unbenommen. Die Bilanz ist dennoch erst mal positiv.
Dass weiterhin auch Radfahrer angehalten und weiterhin Rotfahrer auf dem Rad sanktioniert werden finde ich weder verwunderlich noch verwerflich. Du bist ja weiterhin der Meinung, Rotfahren sei nicht nur eine lässliche Sünde, sondern geradezu erstrebenswert. Die StVo sieht das anders und der Bußgeldkatalog sieht Rotfahren als einen der gröberen und gefährlicheren Verstösse, wie man an Bussgeldhöhe und Punkten, ggf. kombiniert mit Fahrverbot, erkennen kann. Sprich: Wer das tut weiss, worauf er sich einlässt und sollte nicht rumjammern, wenn ihn die Konsequenzen ereilen. Und hier im Forum haben wir seinerzeit im "Idaho-Thread" sogar empirisch-mathematisch nachgewiesen, dass Rotfahren um
Größenordungen gefährlicher ist als bei Grün fahren - entgegen Deiner seinerzeitigen Behauptung. Behaupten tust Du's immer noch, ändert aber nichts an der Sachlage. Und leider führt das auch zu Unfallopfern. Die 21jährige Radlerin, die vergangene Woche nächtens in Kreuzberg ohne Licht und bei Rot eine sechsspurige Kreuzung querte und dabei angefahren wurde ist mittlerweile verstorben.
https://www.berlin.de/polizei/polizeime ... 621153.php
http://www.tagesspiegel.de/berlin/fried ... 96210.html
Ein selbstverschuldeter und absolut und sehr einfach vermeidbarer Unfall. Wenn man bei Rot hält anstatt zu fahren. Komischerweise sind bei sowas die ganzen lautstarken Rotfahr-Befürworter und Fahrradstaffel-Kritisierer dann auf einmal still, bis auf ein paar Versprengte, die selbst in so einem Fall verzweifelt versuchen, eine 100%-Schuld des jeweiligen Autofahrers und Unschuld der Radfahrerin herbeizuphantasieren. Deswegen bleibt sie trotzdem tot.
Und u.a. genau wegen solcher Unfälle habe ich überhaupt kein Problem damit, wenn die Fahrradstaffel rotradelnde Radler sanktioniert. Die paar Minuten längere Fahrzeit ist mir mein Leben wert und ich kann auch keinerlei Vorteil darin erkennen im Dunkeln ohne Licht zu fahren. Und Probleme mit der Fahrradstaffel hatte ich wie gesagt noch nie, trotz sehr häufigen Fahrens in deren Jagdrevier. Ich finde es im Gegenteil sehr gut, dass die jetzt auch auf andere Bezirke ausgeweitet werden soll.