C2M hat geschrieben:...................
Wieso 8-Gang-Schaltungen nicht mehr Stand der Technik sein sollten, weiß ich allerdings nicht.
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Christian
Für die Praxis besonders geeignet sind drei Klassen von Schaltungen:
1) Die Basis-Klasse : Eine 3-Gang-Schaltung mit einem Übersetzungsbereich von 160 % bis 200 % Übersetzungsumfang (Gangsprünge ca 36 % !). Vertreter dieser Klasse sind heute ausschließlich die Nabenschaltungen von Sram, Shimano und SR Suntour (Sturmey- Archer). Bei richtig gewählter Entfaltung (3,33 [m] bis 6,20 [m] ?, je nach Vorliebe auch andere Werte) kann man damit in einer ebenen Stadt gut zurecht kommen.
2) Die Mittelklasse: 8,9,11-Gang Nabenschaltungen und 10 oder 11-Gang Kettenschaltungen. Der Übersetzungsumfang geht von 306 % bis 409 %. Neben dem Übersetzungsumfang bestimmt die Größe der Gangstufung die Güte einer Gangschaltung. Eine Gangstufung für den Trekkingbereich sollte zwischen 20 % und 10 % liegen, wobei bei unterschiedlichen Sprüngen die größeren den Bergübersetzungen und die kleineren den Schnellübersetzungen zugeteilt sein sollten. Die Begründung liegt in der durch die Wahl der Gänge angeforderten Geschwindigkeit-Änderung, die einer entsprechenden Leistungs-Anforderung entspricht. Bei Berggängen entspricht einem linearen Zuwachs der Geschwindigkeit (Stichwort: Steigungswiderstand bleibe konstand !) auch etwa eine lineare Änderung der Leistung, während bei Schnellgängen die Leistung mit der 3-Potenz der Geschwindigkeit (Stichwort: Aerodynamischer Widerstand proportional dem Quadrat der Geschwindigkeit !) zunimmt.
Nabenschaltungen versuchen aus Gründen der Gewichts-Ökonomie mit wenigen Planetenradsätzen auszukommen (ZB eine 3-Gang hat einen Planetenradsatz, der für 0,73; 1:1; 1,36:1 Übersetzungen gut ist). Werden Schaltungen vom Vorgelege-Typus verwendet, zB 2x7 (Rohloff-Nabe), 2x8, 2x9,2x10,2x11, 3x8... usw (Kettenschaltungen) empfiehlt es sich, im gesamten Übersetzungsbereich eine gleichmäßige Gangstufung zu haben, zB 13,5 %. Die 13,5 % haben sich in der Praxis für einen Standard-Trekkingradler als komfortabel erwiesen. Rennradler bervorzugen noch kleinere Gangschritte, weil diese immer mit der günstigsten Trittfrequenz bei größtmöglicher Geschwindigkeit fahren wollen oder müssen !
Bei einer gleichmäßigen Gangstufung sind die Entfaltungen nach einer geometrischen Reihe aufgebaut.
Mit 13,5 % und einer 8-Gang ergibt sich ein Übersetzungsumfang von 1,135 ^^7 (1,135 hoch sieben) = 2,246 oder 224,6 %. Mit einer 11-fach Schaltung sieht die Rechnung so aus:
Mit 13,5 % und einer 11-Gang ergibt sich ein Übersetzungsumfang von 1,135 ^^10 (1,135 hoch zehn) = 3,55 oder 355 %. 350 % sind eine Übersetzung, die einer typischen Rennrad-Kompakt-Auslegung entspricht, die dann aber als 2-fach Schaltung mit noch kleineren Gangsprüngen gebaut wird. Mit einer linearen Gangabstufung (anfangs 20% zwischen 1 und 2 , sowie am Ende 10 % zwischen 10 und 11; Gangsprünge sollten sinnvollerweise immer von kleineren Entfaltungen zu größeren berechnet werden !) , kann ein Trekkingradler seine 1x11-fach Kettenschaltung noch weiter optimieren. Eine 8-fach Schaltung ist da einfach zu begrenzt und im Hinblick auf eine Gangabstufung von 13,5 % ist der Übersetzungsumfang auch zu schlapp.
Für denjenigen, der einfach nur ein günstiges Faltrad zum "Fahren" kaufen möchte, sind solche Überlegungen natürlich jenseits seiner Vorstellungen und auch nicht notwendig..
3) Die Oberklasse. Der Übersetzungsbereich liegt da bei 600 %. Wie kommt es zu diesen 600 % ? Ausgehend von einem Geschwindigkeit-Bereich von 5,5 [km/h] (20 % Steigung ?) bis 55 [km/h] (Profi-Zeitfahren ? oder bei 8% Gefälle für einen etwas sportlichen Fahrer gut erreichbar !) ergibt sich die Forderung nach 1000 % Übersetzungsänderung, falls von einer gleichmäßigen Trittfrequenz (80 x [1/Min] ?) ausgegangen wird. Durch Variation der Trittfrequenz (ZB 60 x [1/Min] bis 100 x [1/Min]) kann der Radler trotz gleicher Leistungsabgabe den Übersetzungsbedarf auf ca 600 % reduzieren. Schließlich kostet jede weitere Gangstufe Gewicht und die extremen Übersetzungen werden nicht so häufig gebraucht. Ausnahmen davon können sinnvollerweise nicht in konstruktive Überlegungen einfließen. Eine Schaltung mit 600 % Übersetzung ist nur als Vorgelege-Typ zu realisieren.
Mit den 600 % kann man auch über die Alpen queren (Macht sicher nicht jeder !).
Ich hoffe mich verständlich ausgedrückt , und vor allem, nicht alle gelangweilt zu haben.
MfG EmilEmil