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Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Di Sep 22, 2015 9:32 pm
von berlinonaut
Die neue Berliner Verkehrsstrategie:
Wir wollen die Autofahrer verwirren
(Quelle:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/neues ... 77792.html)
Geschehen soll das durch "Begegnungszonen". Die erste ist frisch fertig, in der vergleichsweise ruhigen Maßenstrasse in Schöneberg. Jetzt soll das an der Bergmannstrasse in Kreuzberg ebenfalls umgesetzt werden.
In der Bergmannstraße sind an einem durchschnittlichen Tag rund 9000 Fußgänger unterwegs, 6500 Autofahrer und 5800 Radfahrer. Für Autos steht die Hälfte der Straßenbreite von 26 Metern zur Verfügung – Radfahrer sind dort allenfalls geduldet – die Fußgänger müssen sich die andere Hälfte mit Cafébesuchern, Bäumen und parkenden Fahrrädern teilen. Man wolle die Flächen künftig gerechter verteilen, sagte Baustadtrat Hans Panhoff (Grüne). Und die Raserei in der Tempo-30-Zone stoppen. (...) Die Begegnungszonen sind der Versuch, die autogerechte Stadt des vergangenen Jahrhunderts zurückzudrängen und Straßen wieder für den Flaneur erlebbar zu machen. Neben den Verkehrsflächen soll es Bereiche zum Sitzen und Spielen geben, so lautet der Anspruch. (...)
In der Bergmannstraße wird die Verwandlung in eine Zone mit Tempolimit 20 für Autos und deutlich mehr Platzanteilen für Fußgänger und Radfahrer allerdings ungleich schwieriger sein als in der Maaßenstraße. „Das ist wie Äpfel und Birnen vergleichen“, sagt Hans-Peter Hubert von der Initiative „Leiser Bergmannkiez“.
Quelle:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/aufta ... 54894.html
mehr dazu vom Senat:
http://www.begegnungszonen.berlin.de/
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mi Sep 23, 2015 10:26 am
von Pibach
Bergmanstr finde ich gut geeignet für "Begegnungszone". Man kann die als Autofahrer eh gut umfahren, parallel sind ja Verkehrsstraßen. Und die schmalen Bürgersteige quellen (im Sommer) über vor Fußgängern und Cafe-Gästen. Die Straße ist für 2 Autospuren + 2 Parkreihen + Radfahrer zu schmal (derzeit) und man wird öfter mal von den Autos abgedrängt. Gibt auch viele 2. Reihe Parker. Allerdings geht es da recht entspannt zu.
Hauptproblem finde ich da die parkenden Autos. Das verbrät einfach den ganzen Platz.
Da müsste man dann aber Parkhäuser/Tiefgaragen bauen, um die ganzen Autos unterzukriegen...
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Do Sep 24, 2015 6:50 am
von berlinonaut
Pibach hat geschrieben: Gibt auch viele 2. Reihe Parker.
Das ist ja ein Berliner Standardproblem, das von den Behörden bewusst ignoriert wird. Siehe dazu:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/dauer ... 60358.html
und
http://www.tagesspiegel.de/berlin/parks ... 46162.html
10.396 Knöllchen wurden 2014 an Autofahrer verteilt, weil sie auf Busspuren, Radwegen oder in der zweiten Reihe geparkt haben. Die Zahlen sind rückläufig - auch weil nicht genug kontrolliert wird.
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Do Sep 24, 2015 8:56 am
von Pibach
Genau.
Gelöst wird das aber nicht, indem man da die Parkplätze wegoptimiert, den Teer einfärbt und ein Schild "Begegnungszone" aufstellt.
Man müsste entweder den Bedarf an so vielen Parkplätzen reduzieren. Oder aber alternative Parkplätze schaffen. Denn irgendwo müssen die Autos ja hin.
Ich vermute, dass da überwiegend Anwohner stehen. Und zwar die ganze Woche unbewegt - und nutzen das Auto vielleicht 1 oder 2 mal. So ist das in der ganzen Ecke. Es wird unter der Woche das meiste per Fahrrad und ÖPNV erledigt. Das Auto braucht man aber für Einkäufe und Wochenende oder vielleicht mal für Schlechtwetter - und kann daher nicht abgeschafft werden.
Daher hatte ich ja
hier angesprochen, wie man das entschärfen könnte.
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Do Sep 24, 2015 9:01 am
von berlinonaut
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Do Sep 24, 2015 9:03 am
von berlinonaut
Chef der Berliner Verkehrslenkung "entlassen"
http://www.tagesspiegel.de/berlin/wechs ... 60210.html
Lange werde „mit Wirkung zum 1. November von seinen derzeitigen Aufgaben“ entbunden, teilte die Pressestelle mit. „Es ist mein Ziel, dass die Verkehrslenkung Berlin effizienter und schneller arbeitet. Das erwarten die Menschen in der Stadt und diejenigen, die hier bauen, zu Recht von uns“, erklärte Geisel. „Der Wechsel an der Spitze der VLB war in diesem Sinne notwendig.“
An der Arbeit der Behörde gibt es seit Jahren Kritik aus den Bezirken und von den Verbänden der Bauindustrie. Die Verkehrslenkung ist für die Einrichtung von Baustellen auf wichtigen Verbindungsstraßen in der gesamten Stadt zuständig. Jede Ampelschaltung, jede Fahrbahnverengung muss von ihr genehmigt werden. Das dauert jedoch bisweilen einige Monate. So werden Straßenbauarbeiten verzögert.
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mi Sep 30, 2015 10:43 am
von berlinonaut
Einmal quer durch die Standardunfallpalette an einem Tag:
http://www.bz-berlin.de/berlin/charlott ... -dienstags
- Laster überfährt rote Ampel
- Fahrradfahrer überholen einander auf dem Radweg
- Taxi fährt Radfahrer an
- unachtsamer Fussgänger kreuzt Radstreifen
Was fehlt:
- der klassische Rechtsabbiegeunfall
http://www.tagesspiegel.de/berlin/poliz ... 99744.html
- Radfahrerin fährt bei rot
http://www.berlin.de/polizei/polizeimel ... 371686.php
- Fahrrad gegen Autotür
http://www.berlin.de/polizei/polizeimel ... 374520.php
Auffällig dabei ist der Anteil der älteren unter den Unfallopfern.
Die Anteil der Radfahrer unter den Verkehrstoten steigt bundesweit (
http://www.spiegel.de/auto/aktuell/die- ... 55323.html), blockierte Radspuren und -wege interessieren in Berlin trotz gestiegenem Radfahreranteil aber noch weniger als zuvor - was fast schon eine Kunst ist...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/milli ... 13238.html
Quintessenz: Leute, fahrt vorsichtig und vorausschauend. Auch wenn das nicht immer reicht und hilft, wie man ja z.B. an meinem Unfall sehen kann.
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mi Sep 30, 2015 11:14 am
von Motte
Es fahren mehr - dann passiert auch mehr.
Die "kleine Rücksichtnahme" im Alltag ist auch - ganz allgemein - auf dem Rückzug. Dann reicht die kleinste Unaufmerksamkeit und es scheppert.
Mit kleiner Rücksichtnahme meine ich z.b. nicht in zweiter Reihe zu parken, sondern auch mal in die freien Parkbucht rangieren. Oder 10 Meter laufen und den Wagen nicht schräg über Geh- und Radweg zu stellen. Oder als Radfahrer nicht automatisch auf den Gehweg ausweichen, wenn es auf der Straße oder dem Radweg nicht schnell genug weiter geht. Oder als Fußgänger nicht gedankenlos und ohne Vorzeichen über den Radweg latschen. Wenn alle aufpassen und die Ruhe weg haben, dann ist das im Grunde kein Problem, so lange es relativ selten vorkommt - aber genau das ist im Alltag eben nicht der Fall.
Das Witzige ist - alle tun es - und alle sind davon genervt (das es die anderen auch tun).
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mi Sep 30, 2015 11:55 am
von Pibach
Motte hat geschrieben:Es fahren mehr - dann passiert auch mehr.
Nach der Theorie der
Safety in Numbers ist das umgekehrt. Erfreulicher Weise geht ja die Zahl der Verkehrsunfalltoten und Schwerverletzten zurück. Und auch unter Radfahrern nimmt das Individualrisiko, also im Verhältnis zur steigenden Zahl der Radfahrer ab.
Was genau die Ursachen der wachsenden Verkehrssicherheit sind ist unklar. Aber voraussichtlich ist der steigende Radfahranteil
der wesentliche Faktor dabei.
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mi Sep 30, 2015 12:47 pm
von berlinonaut
Pibach hat geschrieben:
Was genau die Ursachen der wachsenden Verkehrssicherheit sind ist unklar. Aber voraussichtlich ist der steigende Radfahranteil der wesentliche Faktor dabei.
Meinst Du wirklich "voraussichtlich" (was mMn gleich aus mehreren inhaltlichen wie sprachlichen Gründen hier nicht passt) oder eher eines aus der folgenden Reihe: vermutlich, möglicherweise, spekulativ, potentiell, eventuell, hoffentlich, wahrscheinlich, meiner Meinung nach, unter Umständen? Ich frag deshalb, weil Du sehr oft von "voraussichtlich" schreibst (was eine begründete, annähernde Sicherheit für ein zukünftiges Ereignis oder eine Erkenntnis impliziert), wenn Du in Wirklichkeit spekulativ oder aus Bauchgefühl oder unbegründeter Meinung argumentierst - sprich sowohl der Faktor Zukunft wie auch die Faktoren Begründetheit und "maximale Wahrscheinlichkeit aufgrund des heute verfügbaren Wissens" fehlen da gelegentlich und damit passt das Wort nicht. Ist nicht böse gemeint - aber durch so was sind schon nervenzerfetzende Diskussionen in Gang gesetzt worden...
