FALTRADFORUM

Uli hat geschrieben:Klar sind die Statistiken so eindeutig, wie man für sich selbst nur das Passende heraussucht, je nach Ansicht interpretiert. Und dann dieses eigene Verfahren den anderen als Fehler vorwirft!

So besehen hätten ja Statistiken nie Aussagekraft - d.h. Du gehörst zu der Fraktion der grundsätzlichen Statistikenverweigerern?

Störung!

Du kannst ja auch jede Statistik interpretieren.

Interpretiert ein Helmgegner: Nur XX Todesfälle würden bei Helmpflicht vermieden (zusätzlich XX Verletzungen gemindert oder vermieden), aber dafür würde der Radverkehr um XX % abnehmen - also trage ich keinen Helm!
Interpretiert dieselbe Statistik der Helmträger: Ich könnte einer der XX vermeidbaren Todefälle sein, eventuell spare ich mir eine Verletzung oder Behinderung, und wenn ich selbst Helm tragen will vermindert sich damit auch nicht die Zahl der Radfahrer - also trage ich Helm!

Gleiche Statistik, nur eine ganz persönliche Ansicht, Risikoabschätzung und Konsequenz. Und ich denke beide haben ihre Berechtigung und sind zu respektieren.

LG
Michael

Du stellst die Behauptung auf, das eine Helmpflicht Verkehrstote und -verletzte vermeiden könnte. Dies ist eine Hypothese, welche die bisherigen Daten nicht bestätigen.

Meine "Interpretation" ist differenzierter.

1) Fahrradunfälle sind selten (im Vergleich zu anderen Ursachen) die Ursache von Kopfverletzungen. -> Die Anzahl der Fälle in denen ein Helm die Ursache von Kopfverletzungen theoretisch beeinflussen kann ist gering.

2) Steigt die Helmtragequote wird die Anzahl der Kopfverletzungen im Verhältnis zu anderen Verletzungen nicht weniger. -> Also kann ein Helm die Verletzungen bei den meisten Fällen nicht beeinflussen.

3) Steigt die Helmtragequote verringert sich der Radverkehrsanteil. -> Zwingen wir die Leute Helme zu tragen, werden sie weniger Fahrrad fahren.

Alle drei Aussagen ergeben sich aus Statistiken bzw. Studien von Helmbefürwortern. Daraus leite ich für mich ZWEI Entscheidungen ab.

1) Gesellschaftlich: Eine Helmpflicht bietet keine Vorteile, sie darf es nicht geben.
2) Individuell: Das Risiko für eine Kopfverletzung kann ich mit einem Fahrradhelm nicht wesentlich beeinflussen, es ist also den Aufwand nicht wert. Es gibt Wichtigeres.

Die Diskussion um Punkt 1 ist wichtig, die um Punkt 2 nicht.

Muc-Falter hat geschrieben:Du kannst ja auch jede Statistik interpretieren.

Das ist in beiden Fällen allerdings die selbe Interpretation, nämlich die Größenordnung des Risikos plus weitere Wirkung, da sind sich ja in deinem Beispiel beide einig, oder? Darauf aufbauend kann jeder natürlich unterschiedliche Entscheidung treffen.

Das relative Risiko ist übrigens in dieser Statistiksammlung (Risk by distance and age) pro gefahrenen Kilometer und nach Lebensalter gestaffelt ganz eingängig aufgeführt, demnach ist der Autokilometer etwa gleich lebensgefährlich wie der Radkilometer (in Holland).

Nur XX Todesfälle würden bei Helmpflicht vermieden...

Nuja, "vermieden" ist etwas euphemisierend. Bei Einführung einer Helmpflicht und angenommen es würden ca 40% weniger Radfahrkilometer resultieren und bei einer Korrellation der "Savety in Numbers" mit Exponent 0,4, dann würden etwa 20% weniger Radfahrer sterben. Allerding würden die als Alternative zurückgelegten Autokilometer nicht sicherer sein, die absolute Zahl der Toten insgesamt würde also leicht steigen - weitere negative Konsequenzen auf die mehr getöteten Fußgänger bzw. Gesundheitsprobleme wegen mangelnder Bewegung seien mal aussen vor gelassen. Die übriggebliebenen 60% Radfahrer müssten mit etwa 30% höhrerm Sterberisiko rechnen. Und zwar unabhängig davon, ob sie Helm tragen oder nicht, denn bisher gibt es keine Statistik, die bestätigen konnte, dass ein Helm das Sterberisiko beim Radfahren irgenwie verändert (es wurde meist minimal erhöht).

Unfallmechanismen bei SHT:
54% Verkehrsunfall
19% PKW
15% Fahrrad
14% Fußgänger
6% Motorrad
36% Sturz
3% Schlägerei
3% Suizid
4% unklar
Notfall & Rettungsmedizin 2/99

25% der Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma haben ein Polytrauma
69% der Polytraumatisierten haben ein Schädel-Hirn-Trauma

Für die Altersgruppe junger Erwachsener (20-25 Jahre) stellt das Schädel-Hirn-Trauma die häufigste Todesursache dar.


Quelle: http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=& ... ybdwlRonMA

Natürlich wäre es dann als Fußgänger sowohl beim Verkehr, als auch im Haushalt ect sinnvoll einen Helm zu tragen...
Deshalb bin ich gegen eine Helmpflicht, aber trage selbst den Helm beim Radfahren häufig.

Muc-Falter hat geschrieben:Unfallmechanismen bei SHT: ...aber trage selbst den Helm beim Radfahren häufig.

Konsequenter Weise müsstest Du dann aber auch als Fußgänger einen Helm tragen. Und auch im Auto. etc.
Wobei: Die Menschen, die Radfahren, würden als Fußgänger wohl nicht diejenigen sein, die sich ohne Fremdeinwirkung auf die Mappe legen ("36% Sturz").

Allerdings: Interessanter Weise sind die SHT Fälle bei Helmträgern nicht niedriger als bei Normalradlern (sondern teilweise sogar etwas höher). Könnte sein, dass Hemträger schneller/riskanter unterwegs sind? Oder der Helm auf die Unfallwahrscheinlichkeit wegen ungünstigem Einfluss auf die Reaktionsfähigkeit wirkt? Oder Autofahrer anders auf helmtragende Radfahrer reagieren? Wahrscheinlich eine Kombination aus allem. Aber schon überraschend diese Zahlen.

Nun, egal, was die Ursachen sind, der Fahrradhelm hat offenbar wenn überhaupt nur eine marginale Sicherheits-Wirkung.

Dass Du und viele andere trotzdem beim Radfahren einen Helm tragen kann angesichts dieser Zahlen eigentlich keine rationale Entscheidung sein.

Ob rational oder nicht weiss ich nicht.
Du berufst Dich auf Statistiken, ich auf Erfahrungen.

Und so macht jeder was er für richtig hält.

LG
Michael

Muc-Falter hat geschrieben: Und so macht jeder was er für richtig hält.

Ja, es gehen ja auch viele zu "Wunderheilern" oder richten Ihr Leben nach einem "Biorithmus" aus, weil sie daran glauben - und machen da auch ganz tolle Erfahrungen

Du bist schon sehr missionarisch und möchtest gerne der einzige im Besitz der ultimativen Wahrheit sein, gelle....