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Fahrradkette mit besserer Haltbarkeit?

Sattel, Reifen, Anhänger, Bekleidung...
Martin Michel
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Re: Fahrradkette mit besserer Haltbarkeit?

Beitrag von Martin Michel »

Zur Frage, was bei mir den Verschleiss verdeutlicht:

Ich kann dann bei der Suntour-Schaltung meines Link D8 keine saubere Indexierung mehr erreichen, der stabilste Gang ist dann meist der 6. Da ich bei meiner täglichen Standard-Strecke durch Berlin relativ viel schalte, nervt mich das sehr. Außerdem habe ich einige "schnelle" Strecken, die ich gerne im 7. oder 8. Gang fahre. Wenn dann ständig die Kette durchrutscht und es in den Ritzeln nur so kracht, macht das Fahren nicht so viel Spaß wie gewohnt.

Was mich nur wundert: Ich pflege die Kette aus meiner Sicht wirklich intensiv. Am Wochenende, also stets nach ca. 150 km, wird sie zuerst mit WD 40 und einer Bürste vom Schmutz gereinigt, dann abgewischt und mit Kettenpflege behandelt. Danach wieder abgewischt, damit sich nicht wieder so viel Schmutz ansammelt. Und das sogenannte Cross-Chaining kommt ja bei meiner 8fach-Schaltung auch nicht vor.

Vielleicht sind diese Shimano-HG-Ketten auch einfach nicht so haltbar...

Auf jeden Fall gibt es neben den MKS FD-7 Faltpedalen und dem KNIPEX Bowdenzugschne​oder jetzt noch einen neuen Weihnachtswunsch auf meiner Liste: Eine Messlehre für Fahrradketten!

Außerdem scheint mir, dass man die Ketten-Pflege doch noch sehr optimieren kann :D
berlinonaut
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Re: Fahrradkette mit besserer Haltbarkeit?

Beitrag von berlinonaut »

Martin Michel hat geschrieben: Was mich nur wundert: Ich pflege die Kette aus meiner Sicht wirklich intensiv. Am Wochenende, also stets nach ca. 150 km, wird sie zuerst mit WD 40 und einer Bürste vom Schmutz gereinigt, dann abgewischt und mit Kettenpflege behandelt. Danach wieder abgewischt, damit sich nicht wieder so viel Schmutz ansammelt.
Hört sich für mich potentiell ein bisschen nach "totgepflegt" an. Die wesentliche Schmierung findet bei Ketten in den Rollen statt und da ist auch der relevante Verschleiss. Ab Werk ist da amtlich vorgeschmiert und da ran kommst Du hinterher eh nicht mehr.
WD 40 (so gerne ich es mag) ist meiner Erfahrung nach der sichere Kettentod: Das Zeug löst Fett und damit die Vorratspackung/Vorschmierung in den Rollen auf und wäscht sie aus. Dann sieht die Kette zwar von aussen blitzeblank aus, das ist aber total egal für die Funktion und den Verschleiss. Innen ist sie dann halt zusehends hin und das ist nicht egal. WD40 hat meiner Meinung und Erfahrung nach nichts an der Kette verloren. Einziges Einsatzszenario: Eine eh schon recht fertige Kette im heftigen Winterbetrieb mit Salz, Schmutz, Wasser nach jeder Fahrt reinigen und kurzfristig mit frischem Schmierstoff versehen - dafür geht's und zögert das End of Life der Kette noch ein wenig raus. Ist aber klar eine B-Lösung, Pfusch und für jede andere Kettenpflege ist es danach zu spät - die Kette verschleisst schneller als Du gucken kannst und Du musst ständig nachschmieren. Ansonsten ist das wegen Kriechfähigkeit, Fettlösekraft und Flüchtigkeit an der Kette völlig kontraproduktiv. Wie gesagt meine Meinung, YMMV.
Btw. gibt es mittlerweile auch ein Kettenschmierzeug von WD40, also mittlerweile mehr als nur ein Produkt. Ich beziehe mich hier auf das altbekannte universelle Schmier-, Kriech- und Lösemittel, nicht auf die neuen Produkte - die kenne ich nicht.
Zuletzt geändert von berlinonaut am Fr Okt 21, 2016 4:36 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Leinetal
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Re: Fahrradkette mit besserer Haltbarkeit?

Beitrag von Leinetal »

Was "berlinonaut" schreibt, kann ich nur unterstreichen. Bei der Kettenpflege ist weniger oft mehr. Kriechöl, Rostlöser oder Kettenreiniger sind meiner Erfahrung nach absolut fehl am Platz. Normalerweise reicht es, die Kette oberflächlich mit einem öligen Lappen abzuwischen und sie bei Bedarf sparsam mit einem eher zähflüssigen Schmiermittel zu "füttern", wobei so manches "Kettenfließfett" da noch zu flüssig ist.

Abgesehen von der richtigen oder falschen Pflege hängt die Lebensdauer von einigen Faktoren ab, die sich zum Teil wechselseitig beeinflussen. Die meisten wurden hier im Thread ja schon benannt. Nach meiner Beobachtung gilt:
  • Je besser die Kette vor Schmutz geschützt ist, desto länger hält sie. Eine komplett geschützte Kette (Chainglider) hält deutlich länger als eine nur teilweise oder gar nicht geschützte Kette.
  • Das Thema "Schutz" betrifft nicht nur den unmittelbaren Kettenschutz, sondern auch das vordere Schutzblech: Seit ich meine vorderen Schutzbleche mit einem langen Spritzschutzlappen versehen habe, bekommt der Antrieb vorne deutlich weniger Dreck ab.
  • Kette an Nabenschaltung (oder Singlespeed) hält länger als an Kettenschaltung. Einerseits weil der Verschleiß geringer ist, andererseits weil auch eine schon ordentlich gelängte Kette inkl. deutlichem Kettenblatt-/Ritzelverschleiß länger brauchbar ist, wenn die Kette keine "Kletterarbeit" leisten muss.
  • Je weniger Zähne das Ritzel hat (kleinerer Umschlingungswinkel), desto höher der Ritzel- und Kettenverschleiß und desto eher rutscht die Kette durch.
  • Bei Kettenschaltungen spielt das persönliche Schaltverhalten eine große Rolle (vielleicht sogar die größte). Wer die Kette während des Schaltvorgangs leicht entlastet, kann sie länger fahren als jemand mit einem "Kettenmörder"-Fahrstil.
Viele Grüße
Bernd
Motte
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Re: Fahrradkette mit besserer Haltbarkeit?

Beitrag von Motte »

Das normale WD 40 - "Caramba" oder Waschbenzin haben so ziemlich die gleiche Wirkung. Sie reinigen gründlich und vernichten jegliche Schmierung. Sie verdünnen auch gleich wieder die neue Schmierung. Eine in WD 40 getränkte Kette kann man meiner Meinung nach wegwerfen.

Würde ich also nicht machen. Mach die Kette mit einem Lappen sauber - schmiere sie neu - lass es gut einziehen und wische später die Überstände ab. Anschließend Wachsspray (ohne Polierzusätze) in einen sauberen Lappen sprühen und damit die Kette abziehen. Dann wird neuer Staub nicht angezogen und im Winter hilft das Wachs gegen Salz.
Öl (Fett) muss nur ins Innere des Röllchens - der Rest ist über und macht nur Dreck.
EmilEmil
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Re: Fahrradkette mit besserer Haltbarkeit?

Beitrag von EmilEmil »

@Motte, geb Dir ja im Großen und Ganzen recht: Bei Waschbenzin liegst Du aber falsch.
Reinigen = Ausspülen des inneren Abriebs geht mit Waschbenzin sehr gut, da es von Deinen genannten Mitteln die schnellste Verdunstung aufweist. Mir passierte es mal, daß ich die Kette in dem bewußten Besteckkasten gespült und vor dem Schlafen vergessen hatte, das Benzin abzugießen. Am nächsten Morgen (8 h später) war das Benzin verdunstet. Von daher leite ich ab, daß das nach dem Abgießen in den Kapillaren der Kette verbleibende Bezin nach ca 1 h verflüchtigt ist. Kein Benzin kann auch die neue Schmierung nicht mehr verdünnen.
Bei der sogenannten Erstschmierung ("Vorratspackung/Vorschmierung in den Rollen, noch wichtiger zwischen den Lagerkragen der Innenglieder und den Bolzen der Außenglieder") existieren im Internet Meinungen, die diese Schmierung gewaltig überschätzen. Diese Schmierung verbraucht sich mit zunehmender Betriebsdauer genauso wie jede andere Schmierung.
Es sei der Ketten-Wirkungsgrad 98 % bei Betriebsdauer "0 [h]", dann fällt dieser auf 96 % nach "40 [h]" und bei "80 [h] auf 90 %. Das ist jedenfalls die Aussage für einen nicht nachgeschmierten Kettentrieb im Reinraum, die in dem bekannten Maschinenelemente Lehrbuch von Niemann/Winter veröffentlicht wurde. Ein Radl-Kettentrieb hat da noch schlechtere Bedingungen. Meine Empfehlung: Bei gekapselter Nabenschaltungs-Kette nachschmieren bei 1000 [km] , bei Kettenschaltungs-Kette doppelt (dreifach ?) so oft.
Wachs zum Versiegeln der Schaltungs-Kette ist bei mir auch Usus. Allerdings trage ich da gewöhnliches Hartwachs fürs Auto mit einem Pinsel auf, wobei anschließend mit einem Lappen nachgewischt wird.

MfG EmilEmil
berlinonaut
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Re: Fahrradkette mit besserer Haltbarkeit?

Beitrag von berlinonaut »

EmilEmil hat geschrieben: Bei der sogenannten Erstschmierung ("Vorratspackung/Vorschmierung in den Rollen, noch wichtiger zwischen den Lagerkragen der Innenglieder und den Bolzen der Außenglieder") existieren im Internet Meinungen, die diese Schmierung gewaltig überschätzen. Diese Schmierung verbraucht sich mit zunehmender Betriebsdauer genauso wie jede andere Schmierung.
Es sei der Ketten-Wirkungsgrad 98 % bei Betriebsdauer "0 [h]", dann fällt dieser auf 96 % nach "40 [h]" und bei "80 [h] auf 90 %.
Das kann schon gut hinkommen. Meiner Erfahrung nach braucht eine neue Kette ziemlich lange gar nichts - je weniger man macht desto besser. Irgendwann ist der Zeitpunkt da, wo es schwerer läuft oder gar Geräusche macht und dann geht die Pflegerei los. Bei meinen Stadträdern dauert das recht lange, zumindest so lange sie nicht exszessiv im Regen gefahren werden und noch mehr, wenn es vorne einen brauchbaren Spritzschutz gibt (beim Brommi z.B. der Fahrer Race anstelle des Originals). Da könnten die 40 - 80 Betriebsstunden durchaus hinkommen.
Wenn die Pflegerei einmal angefangen hat ist sie auch mit schöner Regelmässigkeit gefordert - je nach verwendetem Mittelchen mehr oder weniger häufig und mehr oder weniger siffig. So lange Ruhe wie mit der Werksschmierung habe ich aber noch nie hingekriegt. In jedem Fall ist weniger mehr.
Da die Mittelchenauswahl sowie die Handhabung leicht in religiöse Glaubenskriege ausartet verweise ich hier im Wesentlichen auf den Test in der Fahrradzukunft: http://fahrradzukunft.de/13/kettenschmiermittel-test/

Die von Motte und Emil erwähnte Wachsung finde ich in jedem fall auch sinnvoll. Sauereien wie früher, als wir noch Ketten in Petroleum gekocht haben und anschliessend im Fettbad versenkt mache ich heute nicht mehr. ;)
Martin Michel
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Re: Fahrradkette mit besserer Haltbarkeit?

Beitrag von Martin Michel »

Gut, dass ich gefragt habe: Dann werde ich die neue Kette ab jetzt Fall nicht mehr mit WD 40 und dem F100 Kettenöl behandeln, sondern stattdessen auf den Dynamic Kettenschmierstoff wechseln. Bin echt gespannt, ob sie dann länger hält als bisher. Und das Wachsspray ist eine sehr gute Idee, vor allem jetzt, wo bald das Winterwetter und der Salzfrass beginnt...
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Re: Fahrradkette mit besserer Haltbarkeit?

Beitrag von spargelix »

Icht teste gerade vollsynthetisches Sägekettenöl von Stihl an meinen Rädern / Ketten.
Ist aber noch zu früh, um irgend ein "Ergebnis" zu verkünden.

Bis auf: es wird nicht so eine Kettenschmocke aufgebaut wie beim Oil of Rohloff.

WD40 habe ich nur zum Reinigen der verschmockten Ketten genommen; das war im Sommer, wo alles auch wieder schnell verdunstet ist. Seitdem läuft der Test.
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Re: Fahrradkette mit besserer Haltbarkeit?

Beitrag von Motte »

Es gab kürzlich in der Trekking Bike wieder einen Schmiermitteltest: http://www.trekkingbike.com/test_techni ... a5484.html
EmilEmil
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Re: Fahrradkette mit besserer Haltbarkeit?

Beitrag von EmilEmil »

Martin Michel hat geschrieben:........
Und das Wachsspray ist eine sehr gute Idee, vor allem jetzt, wo bald das Winterwetter und der Salzfrass beginnt...
In Zusammenhang mit der Kette rate ich von allen Sprays ab (Egal jetzt, ob es das Schmiermittel ist oder ein Versiegelungswachs) : Da geht > 80 % daneben !
Da sollte man weder den Reifen noch evtl Bremsscheiben antun. Von den höheren Kosten (Treibmittel und Verlust) mal abgesehen. Wachsversiegelung mit dem Pinsel ist ökonomischer !
Dickflüssiges Öl hat auch so seine Nachteile . Es braucht lange, um an die Gelenkstellen zu gelangen.
Deshalb bin ich vom Motoröl (Empfehlung von Sheldon Brown) wieder abgekommen. Für das Nachschmieren nicht so geeignet (Zeitliche Gründe: auch wenn das bei mir wegen der gekapaselten Nabenschaltungsketten
kein Hinderungsgrund war).
Da ich inzwischen auch zwei offene Kettentriebe fahre, erfolgte die Umstellung auf ein Schmiermittel, das im Brugger-Test gut abgeschnitten hat und beim Nachschmieren wenig Kriechzeit benötigt (Innenseitig an der Kette aufgetragen und dann per Kriechwirkung zu den Gelenken). Das wird nun für alle Konfigurationen benutzt.
Neueste Veröffentlichungen zum Thema "Kettenschmierung":
http://www.bike-magazin.de/test_technik ... 30425.html

MfG EmilEmil
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