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Radfahren in Berlin

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Pibach
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von Pibach »

berlinonaut hat geschrieben:Rechtsabbiegen für Radler auch bei roter Ampel: Senat und Bund dagegen und empört

http://www.tagesspiegel.de/berlin/radfa ... 15222.html
Sehr interessant, danke. Leider auch ernüchternd, ich finde ja bekanntlich den Vorschlag genial und Berlin als Fahradgrünpfeil-Protostadt, wie in Frankreich das Paris probiert, hätte Signalcharakter. Das letzte Wort ist da aber bestimmt noch nicht gefallen in Berlin, dafür sind die Vorteile inzwischen zu offensichtlich.

Edit: hier z.B. eine aktuelle Initiative der Piraten für Göttingen.

Bezeichnend ist ja auch die Art der Gegenargumente: "So mussten wir im Jahr 2014 genau deshalb den Tod eines Fahrradfahrers beklagen, weil er bei Rot über die Ampel fuhr und dabei ums Leben kam." (Frank Henkel (CDU)). Er stützt sich also lieber auf anekdotische Einzelfällen als auf die überwiegend positiven Erfahrungen in den Vorreiterstädten. In Paris wird stattdessen so verfahren: "So wird die Erlaubnis für Radfahrer, rote Lichtsignalanlagen überfahren zu dürfen, von derzeit 30 Kreuzungsbereichen auf alle Pariser Kreuzungen ausgeweitet. Diese Regelung verhindert, dass Radfahrer in den toten Winkel von Fahrzeugen geraten" Quelle.
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von berlinonaut »

10-Punkte-Plan für mehr Radrechte in Berlin

http://www.berliner-kurier.de/kiez-stad ... tem,0.html

Der Artikel ist ein wenig seltsam - unter anderem wird nicht erwähnt, wer genau eigentlich diese 10 Punkte fordert und wodurch der legitimiert ist. Es ist schlicht "die Fahrrad-Fraktion" :shock: unter tatkräftiger Mitwirkung von "Experten" :P . So doof finde ich die Forderungen nicht - und auf Seite 2 des Artikels kann man abstimmen :
Sollen Radler auf Berliner Straßen mehr Platz auf Kosten der Autofahrer bekommen?
Na dann mal los - aktuell steht die 'Umfrage bei 50% dafür und 50% dagegen... :twisted:
Pibach
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von Pibach »

Komische Punkte dabei.
Die Maßahmen von Paris finde ich recht sinnvoll. Z.B. Beruhigung der Nebenstraßen, mehr Radstraßen, Mietvelos, Veloparkhäuser an Bahnen, attraktiven ÖPNV und nicht zuletzt, die Grünpfeile.
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von Pibach »

Statistiken:
Verkehrsmittelwahl nach Bezirken, 2008 (war wohl die letzte Zählung)
Bild

Motorisierungsgrad, 2012
Bild
Quelle
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von berlinonaut »

berlinonaut hat geschrieben:10-Punkte-Plan für mehr Radrechte in Berlin

http://www.berliner-kurier.de/kiez-stad ... tem,0.html

Der Artikel ist ein wenig seltsam
Offenbar ist die Basis ein bescheiden geschriebener dpa-Artikel. Bei der Berliner Zeitung findet sich eine Variante, die näher am Original zu sein scheint:

http://www.berliner-zeitung.de/radfahre ... 04768.html
Pibach
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von Pibach »

Der ließt sich schon besser.

Die ganzen Maßnahmen mit Umgestaltung der Verkehrswege sind für mich als Radfahrer aber nicht soo relevant.

Priorität müsste es imho haben, die Zahl der Autos zu reduzieren, vor allem die der parkenden Autos, denn vor allem das ist ineffizient. Und dass Autofahrer einen gewissen Teil ihrer Mobilität auch als Radfahrer fahren (und umgekehrt) - dann würde sich das Verkehrsverhalten ändern und kooperativer ablaufen.

Als Haupthindernis sehe ich das Betriebsmodell für Autos - angefangen mit dem Besitzen eines Autos. Das sorgt für viel mehr Autofahrten, als eigentlich sinnvoll, weil die Kosten nicht streckenorientiert anfallen. Und das Parken kostet idR gar nichts, deswegen wird die Infrastrukturfläche zugeparkt und dem fließenden Verkehr entzogen.
Das Modell des Auto-besitzens sorgt zudem für überwiegende Einzelpersonenfahrten, also mit nur einem Insassen pro Auto und viel toter Parkzeit, weil der Einzelne die Ressource Auto alleine gar nicht voll ausnutzen kann. In den Ballungsräumen - etwa Berlin - liegt die durchschnittliche Kilometerleistung bei 10.000 km, weit unter dem Bundesdurchschnitt. In Nutzungszeiten ist das leider nicht erfasst. Jedenfalls gilt es, den Auslastungsgrad der Autos besser zu optimieren. Das muss imho absolute Priorität vor allen anderen Maßnahmen erhalten.

Da müsste man vor allem die bisherige Kostenstruktur reformieren. Z.B. die hohen Grundkosten für das Auto (also vor allem Steuer und Versicherung) mehr streckenbezogen abrechnen. Dazu die Ressourcennutzung durch das Parken. Wenn man Auto und Infrastruktur mehr nutzungsbezogen bezahlen müsste, würde sich "von alleine" ein Auslastungs- und Ressourcen-optimierendes Verkehrsverhalten ausbilden und der Wechsel zwischen den Verkehrsmitteln (Auto, Fahrrad, ÖPNV, Carsharing, Ridesharing) würde selbstverständlicher.

Denn das bisherige Modell erschwert den Umstieg auf andere Verkehrsmittel - die Alternativen gehen an einem Großteil der Autobesitzer völlig unerkannt und ungenutzt vorüber, weil sich das in den Einzelfällen nicht rechnet.

Auch umgekehrt besteht das Problem. Radfahrer nutzen kaum den ÖPNV (erfordert extra Fahrradticket - Ausnahme Studenten), ÖPNV-Nutzer benutzen kaum Fahrräder, und auch die Hürden für Carsharing liegen zu hoch und Ridesharing wird nicht gefördert, sondern sogar bekämpft (siehe Diskussion zu Uber&Co).

ÖPNV und Zugfahren ist eigentlich nur dann attraktiv, wenn man ein Monatsabo (bzw. Bahncard) hat. Für den Gelegenheitsfahrer ist nicht nur das Einzelticket im Verhältnis enorm teuer, sondern auch der Aufwand, das Ticket zu besorgen und die Fahrstrecke zu koordinieren. Speziell die intermodale Kombination (z.B. mit einem Faltrad, Mietrad, Mietauto, Ridesharing) nicht so einfach. Eine ÖPNV/Faltrad-Streckenoptimierung z.B. erfordert viel Erfahrung und trickreiche Kombination von Tools. Insbesondere, wenn man das erste mal eine unbekannte Strecke fährt oder eine fremde Stadt bereist. Wer als Intermodal-Reisender unterwegs ist, benötigt dazu ein gerütteltes Maß an Optimierungs-Know How.

Hier wäre als zweitwichtigste Maßnahme imho die Auflösung der intermodelen Barrieren, weg von Abomodellen hin zu streckenbezogener Abrechnung und intermodaler Optimierung. Die Idee der ÖPNV-Flatrate (Die Linke) würde dagegen der Idee der Ressourcenoptimierung durch streckenbezogene Abrechnung sowie Wettbewerb und intermodale Kombination der Verkehrsmittel genau entgegenstehen (wobei immerhin aber die Einstiegsbarrieren in die ÖPNV-Nutzung reduziert würden). ÖPNV-Nutzung sollte m.E. dabei lieber über das Handy streckenbezogen abgerechnet werden, das Handy kennt eh ganz genau die zurückgelegte Strecke. Das könnte km- und Stoßzeiten-bezogen stattfinden, so dass ein fairer Fahrpreis zustande kommt, und gleichzeitig auch die Auslastung der Kapazitäten besser gesteuert wird.

Fahrrad dabei könnte dann einen Aufschlag kosten, z.B. 20%, statt extra Fahrradticket. Da kostet bisher die Einzelfahrt für die Radmitnahme 1,80 EUR. Plus das reguläre Ticket 2,70 EUR - macht zusammen 4,50 EUR. Das ist einfach nicht attraktiv für die meisten.

Wenn man mal umrechnet, wenn alle derzeitigen BVG-Abokunden auf Einzelabrechnung wechselten, ließe sich, bei gleichen Einnahmen, der Fahrpreis drastisch reduzieren (Faktor 3?), was vrstl zu einem starken Anstieg der Einzelfahrten-Nutzung führen würde, incl. deutlich steigender intermodaler Nutzung mit Fahrrad.

Allein diese beiden Bereiche haben eine ganze Größenordnung (also mindesten Faktor 10) mehr Einfluss, als alle denkbaren kleinen Infrastrukturmaßnähmchen - wobei die natürlich auch begrüßenswert sind. In dieser Richtung wird imho bisher aber zu wenig nachgedacht.
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von derMac »

Pibach hat geschrieben:Denn das bisherige Modell erschwert den Umstieg auf andere Verkehrsmittel - die Alternativen gehen an einem Großteil der Autobesitzer völlig unerkannt und ungenutzt vorüber, weil sich das in den Einzelfällen nicht rechnet.
Ich glaube nicht, dass die Alternativen nicht genutzt werden, weil sich das nicht rechnet sondern weil die Autonutzung bei vorhandenem Auto in vielen Fällen einfach bequemer ist. Kaum jemand hat Lust, sich jedesmal zu überlegen, welches gerade die günstigste Fortbewegungsmethode ist, man macht einfach das was man immer macht. Sebst mit App-Unterstützung nicht, der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Maximal bei häufig gefahrenen Strecken wie dem Weg zur Arbeit denkt man dann drüber nach, das hat aber mit spontaner Nutzung in Einzelfällen nichts zu tun. "Der Deutsche" wurde in vielen Jahrzehnten, durch Straßen(aus)bau, Verkehrsplanung und -gestaltung und permanente Verschlechterung des ÖPNV-Angebots an das Auto gewöhnt. Das abgewöhnen wird jetzt eine Weile dauern und in großen Städten wahrscheinlich am schnellsten gehen. Kostendruck kann natürlich helfen, der müsste dann aber sehr deutlich spürbar sein und das scheitert am "Wählerwillen".
Ridesharing wird nicht gefördert, sondern sogar bekämpft (siehe Diskussion zu Uber&Co
Die meisten haben etwas gegen Uber, weil es eben kein Ridesharing ist. Die tun nur so. Aber das hatten wir schon zigmal. Gegen echtes Sharing hat soweit ich das erkennen kann fast keiner was. Allerdings halte zumindest ich das nicht für eine echte Lösung. Ich glaube auch nicht, dass echtes Ride-Sharing im großen Stil funktioniert, weil das bedeuten würde, dass (fast) jeder vor (fast) jeder Fahrt schaut, ob er nicht einen passenden Mitfahrer findet. Sowas ist nervig, da hat auf Kurzstrecken keiner Bock drauf. Für Langstrecken gibts schon lange Mitfahrgelegendheiten. Car-Sharing und Mietwagendienste dagegen sind in Ballungsräumen, in denen man nur sehr selten ein eigenes Auto braucht, eine sehr sinnvolle Möglichkeit die Autozahl zu reduzieren.
Hier wäre als zweitwichtigste Maßnahme imho die Auflösung der intermodelen Barrieren, weg von Abomodellen hin zu streckenbezogener Abrechnung und intermodaler Optimierung.
Die meisten Menschen wollen gar nicht ständig optimieren. ;) Dass "der Markt" optimieren würde ist historisch gesehen für viele Märkte nicht zutreffend (die tendieren eher zu Oligopolen) und echte Konkurrenz ist bei öffentlichen Dienstleistungen kaum sinnvoll umsetzbar, da man dann wichtige Ressourcen mehrfach vorhalten müsste.

Mac
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von berlinonaut »

derMac hat geschrieben:Ride-Sharing im großen Stil funktioniert, weil das bedeuten würde, dass (fast) jeder vor (fast) jeder Fahrt schaut, ob er nicht einen passenden Mitfahrer findet. Sowas ist nervig, da hat auf Kurzstrecken keiner Bock drauf.
Da gibt es btw. auch lustige Hacks um Anreize zu schaffen: In LA und anderen amerikanischen Grosstädten gibt es seit Jahren "Ökofahrspuren", die man nur benutzen darf, wenn mehr als einer im Auto sitzt. Darauf geht es dann oft recht flott am Stau vorbei, also durchaus attraktiv. Führt (typisch amerikanisch) dazu, dass Leute davon leben Beifahrer zu sein - die lassen sich für's Mitfahren bezahlen und fahren den ganzen Tag von einem Stadtende zum anderen und an den Start- und Endpunkten sieht es potentiell so aus wie am Grenzübergang Dreilinden zu DDR-Zeiten mit den Trampern... So richtig gut funktioniert das also auch nicht in Sinne der Idee. 8-)
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von Pibach »

derMac hat geschrieben: Ich glaube nicht, dass die Alternativen nicht genutzt werden, weil sich das nicht rechnet sondern weil die Autonutzung bei vorhandenem Auto in vielen Fällen einfach bequemer ist.
Ja. Ich meine "rechnen" auch in der Gesamtbilanz aus monetären Kosten und Aufwand, für Ticket und Fahrzusammenstellung - wie beschrieben. Da sollte man an allen Hebelchen drehen. Es ist nicht ganz leicht, das Auto-zentrierte und eingefahrene Verhalten zu verändern. Dennnoch glaube ich würde man einige Autofahrer mehr zu Alternativen bewegen, wenn sich das im Einzelfall von den monetären Kosten rechnet und auch vom Aufwand überschaubar ist. Viele Fahrten haben auch gewisse Regelmäßigkeit, da lohnt sich der Optimierungsaufwand. D.h. für die übliche Fahrt in die Stadt würden dann schon mehr ihr Auto stehen lassen und z.B. Zug+Mietrad benutzen.
Sebst mit App-Unterstützung nicht, der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
Stimmt. Aber irgendwo muss man anfangen. Eine "Intermodal App" für ÖPNV+Fahrrad fänd ich prima. Würden bestimmt auch viele nutzen. Insbesondere wenn die Preisstruktur der Fahrradmitnahme im ÖPNV attraktiver wäre.
Die meisten haben etwas gegen Uber, weil es eben kein Ridesharing ist. Die tun nur so. Aber das hatten wir schon zigmal. Gegen echtes Sharing hat soweit ich das erkennen kann fast keiner was. Allerdings halte zumindest ich das nicht für eine echte Lösung. Ich glaube auch nicht, dass echtes Ride-Sharing im großen Stil funktioniert, weil das bedeuten würde, dass (fast) jeder vor (fast) jeder Fahrt schaut, ob er nicht einen passenden Mitfahrer findet. Sowas ist nervig, da hat auf Kurzstrecken keiner Bock drauf.
Ich denke schon, dass das möglich wäre. Uber seh ich da als Übergangslösung, um die Leute an das Teilen von Privatkapazitäten zu gewöhnen. Der Übergang von taxiähnlichem Mitfahren zu echtem P2P-Ridesharing ist ja graduell, das würde sich automatisch zunehmend in Richtung niedrigerer Mitfahrkosten und höherer Eigenfahrtdeckung entwickeln. In ca einem Jahrzehnt etwa, könnte das so aussehen, dass eine App automatisch bei jedem Fahrtantritt Ridesharings zusammenstellt. Die Leute könnten an bestimmten Parkbuchten, ähnlich wie Bushaltestellen, zu- bzw. aussteigen. Wenn das eine Mehrheit konsequent nutzen würde, wäre das mit Abstand das effektivste System.
Car-Sharing und Mietwagendienste dagegen sind in Ballungsräumen, in denen man nur sehr selten ein eigenes Auto braucht, eine sehr sinnvolle Möglichkeit die Autozahl zu reduzieren.
Das ist nicht verkehrt. Aber der private Besitz eines Autos ist imho wesentlich effizienter als kommerzielle Wagenflotte, wo dem Fahrer das Auto nicht gehört. Letzteres hat immer mehr Overhead an Vertauen, Übergabe, Kontrolle, Wartung, Pflege, Schäden, Unfälle, Versicherung. Da muss sich ja jmd bezahlt darum kümmern und hat zudem An- und Abwege, und die Autos müssen zwischendurch umverteilt werden nach der Nachfrage. Mal abgesehen von der fehlenden Eigenfahrtdeckung. Würde da gern mal Zahlen vergleichen, falls jmd dazu was findet. Ich würde mit mindestens Faktor ca 2-3 Vorteil der Privatwagenansätze rechnen, auch wenn man die Kosten für zusätzliche Versicherung einbezieht (in Zukunft noch mehr wegen steigender Eigenfahrtdeckung) - wobei berlinonaut das ja andersrum einschätzt.

Ich würde annehmen, dass Carsharing in Innenstadtgebieten und für Kurzstrecken effizienter ist. P2P-Ridsharing füllt die Lücke, wo Carsharing knapp ist. Also z.B. für Pendler und die Anbindung der Peripherie, aber vor allem für die Zu- und Abfahrt zu den ÖPNV Knotenpunkten - da würde es sonst zu extremer Schieflage der Platzierung der Carsharing Autos kommen. Und es lohnt ab mittlere Strecken (ab ca 10km) - bei nahezu voller Deckung des Eigenweges.
Die meisten Menschen wollen gar nicht ständig optimieren. ;)
Es gibt solche und solche Menschen. Schau mal den Erfolg der Preisvergleichsapps. Oder der Apps für Discounterangebote, z.B. Supermarktcheck oder Kaufda. Es gibt eine ganze Reihe "Schnäppchenjäger" - bestimmt auch bei Mobilitätsangeboten. Wer sattes Einkommen hat, den erreicht man über Preisanreize schlechter, das mag sein. Aber die intermodale Kombination dürfte, in hoffentlich dann vielen Fällen, auch zeitlich effizienter sein, und Radfahren macht auch mehr Freude als Autofahren. Sowas ist auch ein guter Anreiz.
Dass "der Markt" optimieren würde ist historisch gesehen für viele Märkte nicht zutreffend (die tendieren eher zu Oligopolen) und echte Konkurrenz ist bei öffentlichen Dienstleistungen kaum sinnvoll umsetzbar, da man dann wichtige Ressourcen mehrfach vorhalten müsste.
Völlig richtig. Deshalb muss man das so strukturieren, dass die Marktkräfte eine synergetische Kooperation erreichen. Genau das würde ich aber bei einem Wettbewerb der Verkehrsmittel erwarten. Fahrrad und ÖPNV könnten sich perfekt ergänzen. Das wird bisher aber noch kaum ordentlich unterstützt. Gewisse Konkurrenz machen die sich sowieso, weichen, bei Kombination, dann aber auf unterschiedliche Strecken aus, insgesamt ziemlich gute Optimierung. Das selbe gilt ungefähr auch für die Kombination von ÖPNV und Carsharing/Ridesharing und auch Mietvelos. Eine streckenbezogene Abrechnung im ÖPNV (und attraktive Preise für Fahrradmitnahme) wäre dazu aber die Grundvoraussetzung, damit das in Gang kommt. Sonst bleiben diese Verkehrsmittel immer getrennt voneinander.
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von berlinonaut »

Please: Können wir bitte zur Abwechslung einmal näherungsweise beim Topic bleiben und globalgalaktische Diskussionen in einem anderen Thread austragen? Zur Erinnerung: Das Threadthema lautet "Radfahren in Berlin". 8-)
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