Ch.Bacca hat geschrieben: ↑So 1. Dez 2019, 13:56
…...
Das ist tatsächlich etwas verwirrend. Carbon ist "in"...…...
Tatsächlich befindet sich das Faltgelenk in diesem Fall ganz in der Nähe der größten Biegemomente des Rahmens (Typ Einrohrrahmen). Dieser "Biegeträger" wird während normaler Fahrt (Beide Räder auf der Fahrbahn), ausgehend von einem geraden Verlauf der Träger-Schwerachse nach unten durchgebogen (vergleichbar einer Brücke). Die oben liegenden Fasern (Trägerteile) werden gedrückt, die unten liegenden werden gezogen (Verkürzung bzw. Verlängerung). Für die Gelenkplatten bedeutet das, die oberen Hälften-Teile pressen sich fest zusammen währen die Unteren versuchen, auseinander zu klaffen. Diese Klaffung kann nur durch eine abgestimmte Vorspannung der Gelenkplatten zueinander verhindert werden . Die Zusammenpressung infolge Belastung und Vorspannung ist so groß, daß eine betroffene Lackoberfläche nicht standhalten kann. Kommt eine Relativbewegung hinzu (Etwa durch Torsion des vorderen Rahmens gegenüber dem Hinteren), so platzt der Lack (Scheuerstellen) und die Knarzerei geht los. Nach meiner Erfahrung mit Carbon-Montage-Paste (Fa. Dynamics) hält sich die Vergrößerung des Reibwerts in Grenzen (Schätzung < 10 %). Diese Montagepasten enthalten innerhalb eines Trägermaterials Kunststoff-Kügelchen, die sich unter Druck-Belastung länglich (Kugel zu Ellipsoid) verformen und so den Reibwert erhöhen (Umgekehrter Kugellager-Effekt). Eine Sattelstütze, die vor der Behandlung mit dieser Paste rutscht, rutscht auch nach der Behandlung. Da hilft z B. nur ein engeres Spiel der Sattelstütze gegenüber der Adapterhülse bzw. dem Sitzrohr. Ich verwendete die Carbon-Paste, um eine galvanische Trennung zwischen einer Sattelstütze aus Alu-Legierung und einem Sitzrohr aus Stahl-Legierung durchzuführen (Vermeidung der Kontakt-Korrosion !)
Das ist aber Vergangenheit, da meine Alu-Sattelstützen inzwischen alle in Adapterhülsen aus Alu-Legierung klemmen. Hier setze ich sparsam Auto-Hartwachs ein (Materialpaarung Alu/Alu). Zwischen Adapterhülse und Sitzrohr wird die Carbon-Paste wegen der galvanischen Trennung verwendet (Materialpaarung Alu/Stahl).
Nach meiner Auffassung ist ein (leicht) erhöhter Reibwert zu schwach, um ein Knarzen dauerhaft zu verhindern. Das geht nur über einen Formschluß. Diesen zu konstruieren, ist bei den möglichen (vielfach überlagerten) Problem-Belastungen nicht einfach aus dem Ärmel zu schütteln. Die Gefahr, ein Problem zu lösen und zwei Weitere herbei zu zaubern, ist dabei immer vorhanden.
Falls Handlungsbedarf besteht, würde ich Fett wegen der Schmiererei nicht unbedingt nehmen, Wachs sollte eine bessere Alternative sein, um das Knarzen zu entschärfen (Kann aber auch eine Sauerei sein !). Und wegen der abgeplatzten Lackstellen würde ich bei einem Stahlrahmen für die Gelenkplatten rostfreien Stahl verwenden und bei anderem Material die betroffenen Stellen mit dem rostfreien Stahl panzern oder bei Alu "Natur" belassen oder mit einer dicken Schicht eloxieren. Abgeplatzter Lack ist nicht so nein Ding.
MfG EmilEmil