Tern Link D9 (ehemals D8), HVV-Version
Verfasst: Do Okt 06, 2016 1:57 pm
Seit März '16 sind ein paar Monate und etliche Kilometer vergangen. Das Tern Link fährt sich großartig, also fast so artig wie ein Großes. Man kommt wirklich flott voran und auch größere Strecken sind gar kein Problem. Natürlich sind Bodenunebenheiten durch die kleinen Räder etwas deutlicher zu spüren. Man fühlt sich anfangs auch etwas unsicherer als auf einem ausgewachsenen Rad, was sich aber schnell gibt. Meine längste Spontantour war 45 km bei schönem Wetter und wenig Steigungen. Die Übersetzungen sind ausgewogen: Entfaltung 2,5 bis 6,8 Meter.
Durchgeführte und geplante Änderungen:
Bei der ersten "längeren" Tour (gut 20 km) hatte ich gleich einen Platten. Die Schwalbe Citizen sind Mist! Also Schwalbe Marathon 47-406 drauf. Der Marathon ist im Verkauf nur 1 Euro teurer als der Citizen; der Hersteller könnte ihn auch gleich drauf machen. Eigentlich sind die Felgen für die 47er zu schmal. Man muss 4,5 bar draufknallen, damit sie seitlich nicht schwammig werden; bei leichteren Fahrern bestimmt auch weniger. Und um das Laufrad auszubauen, muss die Luft raus; Bremse auszuhängen reicht nicht. Schnellspanner wären also Unsinn! Will ich eh nicht. Der Original-Sattel ist für längere Touren auch Mist; also einen Brooks Flyer B17 Aged drauf. Ein Federmäppchen als Werkzeugtasche passt perfekt zwischen Sattelstütze und hinteres Schutzblech. Der Schaltzug wurde nach relativ kurzer Zeit durch Witterung (Seeluft) und Dreck schwergängig, so dass ich die ersten vier Gänge nicht mehr nutzen konnte; der Zug ist Mist! Mit einem Niro-Glide-Turbo-Schaltzug geht die Schaltung besser als am ersten Tag.
Da ich bislang nur mit Nabenschaltung und Rücktrittbremse gefahren bin, hätte ich jetzt wieder gerne eine Nabenschaltung gehabt. Das gesponsorte Tern hat aber nun mal nur Kettenschaltung. Musste ich mich dran gewöhnen. Nicht gewöhnen muss ich mich daran, dass die Vorderradbremse am linken Hebel ist. Motorräder und Fahrräder mit Rücktrittbremse haben die Vorderradbremse immer am rechten Hebel! So will ich das und mein Tern wurde flugs umgebaut und die Züge an den Hebeln getauscht. Gäste, die mit dem Tern fahren, werden vorgewarnt. Saudumm ist das Batterie-betriebene Rücklicht bei einem vorhandenen Nabendynamo. Die Batterien würden zwar theoretisch 100 Stunden halten, aber trotzdem vergisst man sie irgendwann und sie laufen aus bzw. man vergisst das Rücklicht auszuschalten. Das Argument des Händlers, dass das Kabel zum Rücklicht wegen der Faltung nicht ginge, ist totaler Schwachsinn! Die Bowdenzüge werden schließlich auch gebogen, und die Leitung für ein "richtiges" Rücklicht habe ich am Bremszug entlang gelegt. Dass der Joule II nur 2,4 Watt Nennleistung haben soll, wussten die Leuchten zum Zeitpunkt des Umbaus noch nicht. Es funktioniert einwandfrei! Das neue Rücklicht nimmt sich auch nur 20 mA (~0,12 W). Einige Schrauben und manche Teile der Bremsanlage sind sehr korrosionsanfällig; das muss man im Auge behalten und gegenanpflegen.
Die Rahmengeometrie ist für meine Größe etwas zu eng. Ich fahre gerne gestreckt. So hat mein altes, großes Rad einen langen Lenkervorbau und einen Bullhorn-Lenker. Nachdem ich den Lenker am Tern in eine für die Handgelenke angenehmere Position gedreht hatte, war der Abstand zum Sattel noch etwas weniger. Der TranzX-Stem ist ganz neu und ich habe noch keine Erfahrung damit. Der Lenker könnte etwas schmaler sein.
Wenn die Kette fällig sein wird, kommt gleich eine Kassette mit einem etwas längeren höchsten Gang rein (11-32, 7,5 m).
Zum Werkzeug: Mir ist sofort aufgefallen, dass der Raum hinter der Sattelstütze perfekt für ein Werkzeugtäschchen ist (da, wo beim E-Link der Akku sitzt). Ein "Eastpak OVAL 6" Federmäppchen war es nach einiger Suche dann. Gefüllt bekommt man es nicht am Schnellspanner vorbei. Ich fädel es von links unten in die Lücke ein. Inhalt: Eine umschaltbare Minipumpe (Druck/Volumen) mit Manometer von Fischer (Bauhaus, ca. €10,-), ein kleiner Engländer, Putzlappen, Kabelbinder und ein billig-Set von BTwin mit Universaltool, Selbstklebeflicken, Reifenhebern.
Die erste und bislang einzige Panne hat mich lt. GPS-Log 13 Minuten gekostet. Das Laufrad brauchte ich zum Flicken nicht auszubauen. Das gelingt mir fast immer.
Gewicht:
Das Rad hat durch die Änderungen von 12,5 auf 16,5 kg zugenommen. Zum Schleppen kann notfalls das Schloss und das Werkzeug in den Rucksack. Dann sind es "nur noch" 15 kg.