the_grump hat geschrieben:Wobei mir bei der Diskussion immer wieder auffällt wie viele Leute ohne Helm fahren, weil der ja statistisch "erwiesenermassen" nichts bringt, aber ihren Zöglingen irgendwelchen billigen Styropor Abfall mit ABS Schale auf die Köpfe drücken.
Kinder werden halt besonders penetrant zum Helmtragen drangsaliert.
Ich hab auch lange ganz selbstverständlich geglaubt, dass Kinder durch Helme geschützt würden.
Hinterfragt man diese augenscheinliche Selbtverständlichkeit aber, kommt genau das Gegenteil zum Vorschein. Nicht nur, dass es keine Untersuchung gibt, die irgendeine Schutzwirkung für behelmte Kindern hätte feststellen könnten, ist tatsächlich davon auszugehen, dass Helme gerade Kinder vermehrt gefährden.
Das liegt an der besonderen Torsionsanfälligkeit, der schwach ausgeprägten Nackenmuskulatur und der Anfälligkeit für Wahrnehmungsprobleme, und auch an der oft falschen Befestigung oder auch an minderwertigen, nicht passenden Helmen.
Allerdings auch bei älteren Jugendlichen, Erwachsenen und besonders überraschend auch bei Senioren ließ sich noch nie ein Schutz durch Helmtragen feststellen. Und die haben wohl passende und teurere Helme.
Also ist das Probleme wohl multifaktoriell und diese Trage-Aspekte haben nur ein kleinen Effekt. Vielmehr scheint es insgesamt viel schwieriger zu sein, als bisher angenommen, die von der Evolution ausgereifte Schädelkonstruktion wirklich zu verbessern.
Für einige Fälle, wie etwa Steinschlag von oben, erscheint ein Helm dennoch klar nützlich.
Auch geht man davon aus, das z.B. ein Skihelm nützlich ist. Das hab ich bisher auch immer selbstverständlich angenommen. Der ist auch anders konstruiert und schützt viel umfassender. Schaut man sich die Statistiken bei Skifahren aber an, ist wohl auch da eine Schutzwirkung sehr fraglich. Da wird phantasiert von Prozenten, deren Leben durch einen Helm hätte gerettet werden können und über "nachgewiesene Schutzwirkung". Die scheint mir aber gar nicht nachgewiesen zu sein, war ich selber sehr überrascht. Ich hab dazu jedenfalls nichts einschlägiges finden können. Es wird immer nur zweifelhaft angenommen, was die Intuition erwartet, die tatsächlichen Unfallzahlen z.B. zeigen aber gar
keinen Rückgang an Kopfverletzungen. Dann werden die üblichen Kardinalfehler bei den Interpretationen der Statistiken gemacht, u.A. wird angenommen, dass der Helm das Unfallrisiko nicht erhöht, was aber offenbar doch sehr signifikant der Fall ist. Das müsste man also erst mal genauer untersuchen.
Zurück zum Thema: technisch verbesserte Helme. Ich folgere aus dem Bisherigen, dass Wahrnehmungseinschränkung durch Helme, vermehrte torsionale Verletzungen, sowie erhöhte Halswirbelgefährdung ihre Schutzwirkung vor Stößen in etwa kompensieren. Eine wirkliche Verbesserung der Schutzwirkung müsste ansonsten in reduzierten Unfallzahlen auftauchen. Ein verbessertes Helmkonzept sollte also nicht nur den Stoß-Schutz verbessern, sondern auch die negativen Begleiterscheinungen reduzieren. Also kompakter werden mit weniger Radius. Das schränkt natürlich wieder die Stoß-Schutzwirkung ein und irgendwo liegt da ein Optimum. Wohlmöglich ist die evolutionäre Schädelkonstruktion gar nicht wirklich zu verbessern? Wer sich über verbesserte Helme unterhalten möchte, sollte auf jeden Fall dieses Problem berücksichtigen und wissen, dass diese Frage eine durchaus knappe Entscheidung sein dürfte. Jedenfalls ist die bisher oft als selbstverständlich angenommen Schutzwirkung von Helmen weitgehend unbelegt. Und wer glaubt, ein Helm schütze besser als eine Mütze, outet sich als ziemlich uninformiert.