Meine Faltradgeschichte
Verfasst: Mi Jun 28, 2017 9:24 am
Von @motte habe ich gelernt, dass man lange Geschichten prima auf mehrere Posts aufteilen kann, daher fange ich mal mit dem Thema: Falter im Flieger an.
Meine erste Erfahrung war das damalige Velowerk Speed-Shopper, gebaut 2006, in eine normale Dahon-Hülle zu stecken und von Frankfurt nach Lyon zu fliegen. Weiß nicht mehr ob ich den Sattel absichtlich aus der Hülle habe schauen lassen (was ich oft mache, damit die Gepäck-Hantierer wissen, was in der Hülle steckt), jedenfalls hatte er danach einen großen Kratzer, den er auch Jahrelang behalten hat. (Ich dachte mir schon damals: ein bisschen Rat-Look schadet nicht.)
Sehr cool war es jedenfalls dann vom Flughafen Lyon-St. Exupery bis in die Stadt hineinzufahren. Es geht über Land und durch schöne Dörfer. Hier Speedy vor der schönen Flughafen-Architektur:
Eine Reise ganz anderer Art kam im nächsten Jahr: ich zog zum Studium nach Kanada um und da Speedy das beste und teuerste Besitztum von mir war, sollte er mitkommen. Also kaufte ich mir den Dahon Airporter Koffer und schickte ihn schonmal vorab per Bahn-Gepäckservice zum Flughafen Frankfurt, weil ich ja noch weiteres Gepäck hatte und so viel in der Bahn selbst nicht tragen konnte. Dort habe ich dann alles auf so einen großen Gepäcktrolley gepackt, bei Ankunft in Toronto musste es ein Taxi zum Zielort sein. Speedy hat wegen der Velowerk-Spezialgaben nur mit luftleeren Reifen in den Koffer gepasst, dazu aber noch ein paar leichte und voluminöse Umzugsartikel, denn es gab viele Lücken im Koffer und bis zum ohnehin gezahlten Gewicht von 32 kg war noch einiges frei. Letztendlich war aber das Gewicht die knappe Grenze, denn Platz im Koffer wäre noch gewesen.
Speedy musste mir noch am Tag meiner Ankunft helfen, Bettwäsche zu kaufen, bevor ich mich schlafend von den Strapazen meiner Reise erholen konnte. Das war ein tolles Gefühl, im fremden Land schon ab der ersten Stunde die Unterstützung des Velos zu haben.
Später half mir Speedy beim Transport einer neuen Matratze:
So verbrachte Speedy dann 2,5 glückliche Jahre in Kanada, fuhr winters auch manchmal durch Schnee, steckte einen Winter lang im Keller in seinem Koffer, während ich in Taiwan studierte (da gibt es nochmal eine andere Velogeschichte!) und flog dann Ende 2009 wieder mit mir zurück. Seit dem steht der Airporter ungenutzt in Papas Scheune und ich werde ihn wohl mal verkaufen. Speedy flog danach nie wieder, da mir der Airporter einfach zu unpraktisch ist.
Frühling am Ufer des Ontario-Sees:
Damals transportierte ich das Schloss tatsächlich immer in der Packtasche oder Korb und wenn keine dabei war, am Lenker. Kurze Zeit später, sah ich wie jemand sein Bügelschloss von unten durch den Gepäckträger steckte und dann den Bügel von oben drauf schloss, so wie hier gut zu sehen:
Klappert zwar, aber stört sehr wenig, und ich fuhr jahrelang so, bis ich auf Bordo-Granit mit ordentlicher Halterung am Flaschenhalterschraubansatz umstieg. (Endlich hatte der dann mal einen Nutzen!)
Nach Frankreich und innerhalb Deutschlands bin ich aber sehr gern Nachtzug gefahren. Das ist zwar nicht gleich Fliegen, aber kann Kurzstreckenflüge sehr bequem ersetzen. Einfach am Startbahnhof einsteigen, ohne den ganzen Flughafenstress. Oft viel Platz im Abteil, wenn es nicht voll ist, aber zu viert im Vierer ist es auch ok. Velo stand bei vollem Abteil meist im Fahrrad-Abteil oder Eingangsbereich, sonst neben der Koje. Einmal ist es wohl umgefallen und viel hin- und her-gekullert, aber das war schon mein Mµ Uno, dem hat es nichts ausgemacht.
Alles in allem kann ich Nachtzüge nur empfehlen! Wenn man in Berlin wohnt, sind die Verbindungen nur etwas schwer zu finden: Richtung Karlsruhe und Schweiz kann man direkt fahren. Richtung München muss man in Hannover oder Göttingen umsteigen, was aber kein Problem ist, da der Umstieg noch vor meiner üblichen Schlafenszeit liegt. Mensch kann sich im ICE schon auf's Schlafen vorbereiten, z.B. Zähne putzen und dann im Schlafzug gleich schlafen gehen. Richtung Paris den Zug will ich bald mal ausprobieren, ist was besonderes, kommt nämlich aus Moskau und fährt nur an vier Tagen in der Woche, aber gerade so, dass mensch einen schönen Wochenend-Trip machen kann. Mit dem alten Nachtzug (eingestellt 2014) habe ich zuletzt auch mal nur einen Tagestrip am Wochenende gemacht, um mein geklautes Speedy wieder einzusammeln, dass jemand gefunden hatte. War schon lustig, dass mich der Finder am Bahnhof begrüßte, mir mein Velo wiedergab und ich dann gleich aufbrach einen Tag in Paris zu verbringen, um dann abends mit Velo wieder zurück zu schlafen!
Speedy 2.0 hatte ich ja schonmal vorgestellt, hier mal vor einer Pariser Bäckerei an besagtem Wochenende:
Nun aber zurück zum Thema "Fliegen". Oft habe ich im Urlaub ein Velo gemietet, weil ich dem eigenen keinen Flug zumuten wollte. Dann vermisse ich aber oft gute Ausstattung wie den Gepäckträger oder habe zwar einen, aber meine Packtaschen nicht dabei... Außerdem ist es schön, schon ab Flughafen Rad fahren zu können. Einmal traf ich im Urlaub einen Radler, der mit seinem Velo im Flugzeug nach dem Motto verfuhr: "Am besten gar nicht verpacken, dann gehen die Leute vorsichtig damit um. Und ach ja: es dürfen dann natürlichen keine Plasteteile am Velo sein. Nichts, was kaputt gehen kann, dann geht auch nichts kaputt." Scheinbar hat es für ihn ja geklappt!
Ich habe es mal mit RyanAir nach Dublin versucht und das Mµ Uno einfach nackt an der Sperrgepäckaufgabe abgegeben. (Ryanair verkauft auch "Fahrradtransport" als Zusatzleistung. Auf diesem Flug damals waren die 120 € für das Fahrrad Hinundzurück sogar mehr als 114€ für einen Menschen!) In Dublin angekommen, war kein Fahrrad da und auf Nachforschung stellte sich zunächst gar nichts heraus, aber später bekam ich noch einen Anruf: Fahrrad blieb in Berlin, da es verpackt sein muss, und wird am nächsten Tag nachgeliefert und zwar in Dublin bis in mein Hotel. Fahrrad kam dann auch in einem Standard-Fahrrad-Karton, der schon angerissen war. Statt Lenker einfach umzuklappen, hatten sie ihn abgeschraubt, aber alle Teile waren noch da (auf dem Sattel fest-geklebt mit Klebeband) und dank der eingebauten Pumpe war das Uno dann schnell wieder fahrfertig.
Für den Rückweg dann befolgten wir den Rat der Airline: Velo in Küchenfolie einwickeln! Ich habe dazu den Lenker geklappt, ein Stück gefalteten Karton zwischen Lenker und Rahmen geklebt, Sattel runter, Ständer auf, dann zwei volle Packungen Küchenfolie drumrum:
Das ganze kam dann wie abgegeben in Schönefeld an und ich konnte meine Packtasche drauf klemmen und nach Hause radeln! Für meinen nächsten Urlaub würde ich wieder diese Verpackungsform nehmen und sehe hier auch einen Vorteil der Nabenschaltungen, bei denen fast so wenig kaputt gehen kann wie beim Eingangrad. (Der Urlauber, welcher mich damals zum "Roh"-Transport überredete hatte übrigens Kettenschaltung. Diese würde ich dann doch nochmal extra mit etwas Luftbläschenfolie umwickeln! Und natürlich aufs größte Ritzel stellen, damit der Umwerfer schön weit innen ist.)
Schlussendlich noch ein Wort, dass Leihräder nicht immer schlecht sein müssen: bei unserem ersten Versuch mit dem Brompton Bike Hire System (damals in Portsmouth) hat die automatische Box uns nicht aufgemacht und aus dem geplanten Radausflug wurde dann ein Spaziergang! Beim zweiten Versuch in London hat es geklappt: ich habe das Brompton auch an einer Stelle entnehmen und woanders wieder zurückgeben können!
I don't often ride on the London Overground... but when I do, I ride it with a Brompton!
Meine erste Erfahrung war das damalige Velowerk Speed-Shopper, gebaut 2006, in eine normale Dahon-Hülle zu stecken und von Frankfurt nach Lyon zu fliegen. Weiß nicht mehr ob ich den Sattel absichtlich aus der Hülle habe schauen lassen (was ich oft mache, damit die Gepäck-Hantierer wissen, was in der Hülle steckt), jedenfalls hatte er danach einen großen Kratzer, den er auch Jahrelang behalten hat. (Ich dachte mir schon damals: ein bisschen Rat-Look schadet nicht.)
Sehr cool war es jedenfalls dann vom Flughafen Lyon-St. Exupery bis in die Stadt hineinzufahren. Es geht über Land und durch schöne Dörfer. Hier Speedy vor der schönen Flughafen-Architektur:
Eine Reise ganz anderer Art kam im nächsten Jahr: ich zog zum Studium nach Kanada um und da Speedy das beste und teuerste Besitztum von mir war, sollte er mitkommen. Also kaufte ich mir den Dahon Airporter Koffer und schickte ihn schonmal vorab per Bahn-Gepäckservice zum Flughafen Frankfurt, weil ich ja noch weiteres Gepäck hatte und so viel in der Bahn selbst nicht tragen konnte. Dort habe ich dann alles auf so einen großen Gepäcktrolley gepackt, bei Ankunft in Toronto musste es ein Taxi zum Zielort sein. Speedy hat wegen der Velowerk-Spezialgaben nur mit luftleeren Reifen in den Koffer gepasst, dazu aber noch ein paar leichte und voluminöse Umzugsartikel, denn es gab viele Lücken im Koffer und bis zum ohnehin gezahlten Gewicht von 32 kg war noch einiges frei. Letztendlich war aber das Gewicht die knappe Grenze, denn Platz im Koffer wäre noch gewesen.
Speedy musste mir noch am Tag meiner Ankunft helfen, Bettwäsche zu kaufen, bevor ich mich schlafend von den Strapazen meiner Reise erholen konnte. Das war ein tolles Gefühl, im fremden Land schon ab der ersten Stunde die Unterstützung des Velos zu haben.
Später half mir Speedy beim Transport einer neuen Matratze:
So verbrachte Speedy dann 2,5 glückliche Jahre in Kanada, fuhr winters auch manchmal durch Schnee, steckte einen Winter lang im Keller in seinem Koffer, während ich in Taiwan studierte (da gibt es nochmal eine andere Velogeschichte!) und flog dann Ende 2009 wieder mit mir zurück. Seit dem steht der Airporter ungenutzt in Papas Scheune und ich werde ihn wohl mal verkaufen. Speedy flog danach nie wieder, da mir der Airporter einfach zu unpraktisch ist.
Frühling am Ufer des Ontario-Sees:
Damals transportierte ich das Schloss tatsächlich immer in der Packtasche oder Korb und wenn keine dabei war, am Lenker. Kurze Zeit später, sah ich wie jemand sein Bügelschloss von unten durch den Gepäckträger steckte und dann den Bügel von oben drauf schloss, so wie hier gut zu sehen:
Klappert zwar, aber stört sehr wenig, und ich fuhr jahrelang so, bis ich auf Bordo-Granit mit ordentlicher Halterung am Flaschenhalterschraubansatz umstieg. (Endlich hatte der dann mal einen Nutzen!)
Nach Frankreich und innerhalb Deutschlands bin ich aber sehr gern Nachtzug gefahren. Das ist zwar nicht gleich Fliegen, aber kann Kurzstreckenflüge sehr bequem ersetzen. Einfach am Startbahnhof einsteigen, ohne den ganzen Flughafenstress. Oft viel Platz im Abteil, wenn es nicht voll ist, aber zu viert im Vierer ist es auch ok. Velo stand bei vollem Abteil meist im Fahrrad-Abteil oder Eingangsbereich, sonst neben der Koje. Einmal ist es wohl umgefallen und viel hin- und her-gekullert, aber das war schon mein Mµ Uno, dem hat es nichts ausgemacht.
Alles in allem kann ich Nachtzüge nur empfehlen! Wenn man in Berlin wohnt, sind die Verbindungen nur etwas schwer zu finden: Richtung Karlsruhe und Schweiz kann man direkt fahren. Richtung München muss man in Hannover oder Göttingen umsteigen, was aber kein Problem ist, da der Umstieg noch vor meiner üblichen Schlafenszeit liegt. Mensch kann sich im ICE schon auf's Schlafen vorbereiten, z.B. Zähne putzen und dann im Schlafzug gleich schlafen gehen. Richtung Paris den Zug will ich bald mal ausprobieren, ist was besonderes, kommt nämlich aus Moskau und fährt nur an vier Tagen in der Woche, aber gerade so, dass mensch einen schönen Wochenend-Trip machen kann. Mit dem alten Nachtzug (eingestellt 2014) habe ich zuletzt auch mal nur einen Tagestrip am Wochenende gemacht, um mein geklautes Speedy wieder einzusammeln, dass jemand gefunden hatte. War schon lustig, dass mich der Finder am Bahnhof begrüßte, mir mein Velo wiedergab und ich dann gleich aufbrach einen Tag in Paris zu verbringen, um dann abends mit Velo wieder zurück zu schlafen!
Speedy 2.0 hatte ich ja schonmal vorgestellt, hier mal vor einer Pariser Bäckerei an besagtem Wochenende:
Nun aber zurück zum Thema "Fliegen". Oft habe ich im Urlaub ein Velo gemietet, weil ich dem eigenen keinen Flug zumuten wollte. Dann vermisse ich aber oft gute Ausstattung wie den Gepäckträger oder habe zwar einen, aber meine Packtaschen nicht dabei... Außerdem ist es schön, schon ab Flughafen Rad fahren zu können. Einmal traf ich im Urlaub einen Radler, der mit seinem Velo im Flugzeug nach dem Motto verfuhr: "Am besten gar nicht verpacken, dann gehen die Leute vorsichtig damit um. Und ach ja: es dürfen dann natürlichen keine Plasteteile am Velo sein. Nichts, was kaputt gehen kann, dann geht auch nichts kaputt." Scheinbar hat es für ihn ja geklappt!
Ich habe es mal mit RyanAir nach Dublin versucht und das Mµ Uno einfach nackt an der Sperrgepäckaufgabe abgegeben. (Ryanair verkauft auch "Fahrradtransport" als Zusatzleistung. Auf diesem Flug damals waren die 120 € für das Fahrrad Hinundzurück sogar mehr als 114€ für einen Menschen!) In Dublin angekommen, war kein Fahrrad da und auf Nachforschung stellte sich zunächst gar nichts heraus, aber später bekam ich noch einen Anruf: Fahrrad blieb in Berlin, da es verpackt sein muss, und wird am nächsten Tag nachgeliefert und zwar in Dublin bis in mein Hotel. Fahrrad kam dann auch in einem Standard-Fahrrad-Karton, der schon angerissen war. Statt Lenker einfach umzuklappen, hatten sie ihn abgeschraubt, aber alle Teile waren noch da (auf dem Sattel fest-geklebt mit Klebeband) und dank der eingebauten Pumpe war das Uno dann schnell wieder fahrfertig.
Für den Rückweg dann befolgten wir den Rat der Airline: Velo in Küchenfolie einwickeln! Ich habe dazu den Lenker geklappt, ein Stück gefalteten Karton zwischen Lenker und Rahmen geklebt, Sattel runter, Ständer auf, dann zwei volle Packungen Küchenfolie drumrum:
Das ganze kam dann wie abgegeben in Schönefeld an und ich konnte meine Packtasche drauf klemmen und nach Hause radeln! Für meinen nächsten Urlaub würde ich wieder diese Verpackungsform nehmen und sehe hier auch einen Vorteil der Nabenschaltungen, bei denen fast so wenig kaputt gehen kann wie beim Eingangrad. (Der Urlauber, welcher mich damals zum "Roh"-Transport überredete hatte übrigens Kettenschaltung. Diese würde ich dann doch nochmal extra mit etwas Luftbläschenfolie umwickeln! Und natürlich aufs größte Ritzel stellen, damit der Umwerfer schön weit innen ist.)
Schlussendlich noch ein Wort, dass Leihräder nicht immer schlecht sein müssen: bei unserem ersten Versuch mit dem Brompton Bike Hire System (damals in Portsmouth) hat die automatische Box uns nicht aufgemacht und aus dem geplanten Radausflug wurde dann ein Spaziergang! Beim zweiten Versuch in London hat es geklappt: ich habe das Brompton auch an einer Stelle entnehmen und woanders wieder zurückgeben können!
I don't often ride on the London Overground... but when I do, I ride it with a Brompton!