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Der Mercedes der Falträder

Zeigt her, die Falträder! (Bilder)
Raffineur
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Faltrad 1: Dahon Jetstream P18
Faltrad 2: GoBike Rohloff Gates
Faltrad 3: Rhine Birdy Rohloff
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Der Mercedes der Falträder

Beitrag von Raffineur »

Das perfekte Faltrad?

Wie Ihr ja wißt, bin ich stolzer Besitzer eines Dahon Jetstream P8. Das ist ja schon mal nicht schlecht, vor allem mit 16 Gängen, weil ich auch vor Bergen nicht zurückschrecke. Aber weil man manchmal zu zweit radeln will, und weil man sich sonst nichts gönnt, wollte ich das beste Faltrad der Welt haben. Aufmerksame Beobachter werden das enthusiastische "ja ;-)" für "Faltrad 2" bei meinem Profil bemerkt haben. Nun wird es Zeit, den Schleier zu lüften, und Ihr werdet nicht enttäuscht sein.

Die Anforderungen waren klar:
• Möglichst intelligente Faltung
• Federung vorne und hinten
• Keine Karrenschmiere an den Hosenbeinen
• Keine Dreckspritzer bei Regenfahrten
• Eine Übersetzung, die mich auch steile Anstiege hinauf- und auf der anderen Seite wieder hinunterbringt
• Möglichst leicht
• Gepäckmitnahmemöglichkeit

Sozusagen die eierlegende Wollmilchsau. Soviel schon mal vorweg: Ab Serie hat kein Modell alle Anforderungen erfüllt. Da war Handarbeit gefragt ;)


Weltweite Suche

Stunden, Tage und Wochen im Internet verbracht, Modelle gesucht und eine Vergleichstabelle erstellt. Das optimale Modell, oder sagen wir besser: die beste Ausgangsbasis, war rasch gefunden: Das berühmte GoBike (http://www.gobikeworld.com/Home/home.html). Es faltet vom Prinzip her gleich wie das Birdy, aber die Federung ist wesentlich komfortabler. Und die "Righty"-Gabel einmalig. Von mir aus hätte auch für die Schwinge ein Arm gereicht, so wie beim IF Mode (http://www.pacific-cycles.com/Product/IF/IF%20MODE), aber man kann halt nicht alles haben ;)

Da stand ich vor dem nächsten Problem: Das GoBike war seit Jahren nicht mehr erhältlich! Der letzte Eintrag auf der Website datierte von 2007. Erneut das gesamte Internet umgegraben. Und siehe da: Ein Thailänder verkaufte sein kaum gebrauchtes. Er konnte sogar Englisch. Aber wenn ich ihm das Geld überwiesen hätte, hätte ich es wohl genausogut zum Fenster hinauswerfen können. Auch die Einschaltung eines Handelsagenten, der für Sicherheit gebürgt hätte, hat nichts gebracht. Also weitergesucht. Das Glück ist mit dem Tüchtigen: Die Google-Bildersuche führte mich zu einem Händler in Belgien (http://www.fietslab.be/nl/vouwfietsen-leuven). Roel Moons hatte tatsächlich seit Jahren noch eines dastehen :-)


Aber bitte mit Rohloff!

Leider wieder nur mit 8 Gängen :-( Ob er Fahrräder auch nach Kundenwunsch umbauen würde? Klar doch: Rohloff Speedhub (http://www.rohloff.de/de/produkte/speedhub/index.html), Rohloff-Kettenspanner, Rohloff-15er-Ritzel, vorne 50er-Kettenblatt mit Kettenschützern auf beiden Seiten. Er hatte sogar noch eine neue Rohloff-S-L-T-99-Kette an Lager :-)


Ausgebremst

Das nächste Problem waren die Bremsen. Das GoBike hatte von Haus aus vorne eine Tektro IO mit 140-mm-Bremsscheibe und hinten völlig unverständlich eine V-Brake. 140-mm-Schreiben gab es nicht für die Rohloff-Nabe, die zudem noch eine proprietäre 4-Loch-Bremsscheibenaufnahme hat. Herr Guba von http://www.brake-stuff.de/ hat das Problem gelöst: Die gleiche 160-mm-Scheibe im todschicken XT-Design, hinten für die Rohloff-Aufnahme, vorne für IS2000. Roel mußte dann nur noch passende Adapter montieren.


Geburtswehen

Das ganze zog sich über ein halbes Jahr hin. Dann konnte ich mein Baby endlich in Empfang nehmen. Es kam im GoCase, einem großen Rollenkoffer. Herausgenommen und entfaltet: Die Kette war zwischen Kettenblatt und Schutzscheibe eingeklemmt, die Reifen nur halb gepumpt und die Lenkerhöhenverstellung nicht arretiert. All dies ließ sich rasch beheben. Erster Eindruck nach 25 km Fahrt: Die "Coladose" ist ziemlich laut, und zwischen zwei kleinen Gängen funkt manchmal ein großer dazwischen. Laut Rohloff-FAQ soll das aber normal sein. Außerdem war mir die Sitzposition zu aufrecht, und das Rad schien mir etwas träge.


Bitte recht hart!

Und die hintere Federung war mir zu weich. Das Rad wippte bei jeder Umdrehung. Die Vorspannung kann man zwar einstellen, aber ich bekam keine Anleitung. Ich konnte die Riesenschraube an der Feder justieren, aber dafür mußte erst einmal ein 40-mm-Maulschlüssel her. So einen braucht man ja nicht alle Tage. Und auch damit war es ein Gewaltakt. Für meinen Geschmack ist die Feder noch immer zu wenig gespannt, auch wenn die Schraube am Anschlag ist. Und dabei bin ich ein ziemliches Leichtgewicht. Theoretisch hätte ich einige Unterlagscheiben oder eine härtere Feder einbauen können. Andererseits bin ich nie komfortabler geradelt. Schlaglöcher und Bordsteinkanten haben ihren Schrecken verloren. Wenn Bromptons und ungefederte Falträder sozusagen die Holzklasse sind und Birdys sowie mein Jetstream die 2. Klasse, dann ist mein GoBike die 1. Klasse :-)


Falten ist nicht ganz ohne

Interessanterweise hatte das GoBike ein kleineres Faltmaß als das Dahon, bei dem der Rahmen in der Mitte geteilt wird. Es machte immerhin soviel aus, daß das Dahon nicht in das GoCase paßte. Das Falten ist zwar intelligenter, aber weniger einfach als bei Modellen mit einem Scharnier im Rahmen. Die Kabel kommen leicht in die Quere, und man muß aufpassen, daß der Lenker nicht auf den Rahmen runterkracht. Sonst gibt's Macken auf dem Oberrohr :-(


Pfusch am Bau

Wenig erfreut war ich, daß Roel beim Umbau geschlampt hatte (siehe https://goo.gl/maps/RvReMBuDCQp). Er hatte das Kettenblatt innen am Kurbelstern montiert! Die Rohloff-Nabe hat eine Kettenlinie von 54 mm. Meine Kette lief also ziemlich schräg. Immerhin hatte er ein teflon- und keramikbeschichtetes Stronglight-CT2-Kettenblatt eingesetzt. Aber in schwarz, und mein Rad war silbergrau. Ich habe es durch ein zugegebenermaßen billigeres silbernes ersetzt. Immerhin mußte ich ja vorne nicht schalten, konnte also auf Steighilfen und Schaltgassen verzichten. Nachdem ich das neue Kettenblatt außen am Kurbelstern montiert hatte, lief die Kette perfekt gerade, und auch die beiden Schutzscheiben saßen im richtigen Abstand, so daß sich die Kette nicht mehr zwischen Kettenblatt und Scheibe verklemmen konnte.


Neu verbogen

Die Bremswirkung der mechanischen Tektro IO war zwar nach kurzem Einfahren gut, aber zu meinem Erstaunen wackelten beide Bremssättel auf ihren jeweiligen Adaptern. Es war mir neu, daß Fahrräder schwimmend montierte Bremssättel hätten :cry: Also alle Schrauben mit gezogenen Bremshebeln angezogen. Jetzt schliffen die Beläge auf der Scheibe. Und zwar vorne wie hinten! Kein Wunder, die hatten einen Seitenschlag von ca. 2 und 3 mm. Bei einem Neurad :-o Ich denke nicht, daß das ein Transportschaden war, denn warum hatte Roel die Bremssättel nicht festgeschraubt?

Ich wohnte damals in Zürich, und das alteingesessene Fahrradgeschäft Stolz (https://goo.gl/maps/Y55UeHBMUor) hat zunächst das Problem mit der hinteren gelöst. Kostenpunkt: über 100 € :-o Und das lag mit Sicherheit nicht nur am allgemein hohen Preisniveau der Schweiz. Eine neue Bremsscheibe hätte nicht halb soviel gekostet! Die vordere habe ich zunächst selbst versucht zu richten. Es war aussichtslos. Erst eine zweite Werkstatt (https://goo.gl/maps/J6dvRetBwz72) hat sie dann für einen fairen Preis hinbekommen.


Neue Gummis braucht das Rad

Das war aber noch nicht alles. Roel hatte für das Einspeichen des Hinterrads zu lange Speichen verwendet, was er durch zwei übereinanderliegende Felgenbänder wettmachen wollte. Ich mochte die serienmäßigen billigen Kenda-Reifen sowieso nicht, zumal sie nur 4 bar aushielten. Ebensowenig die dazugehörigen No-name-Schläuche mit Autoventilen. Ein großer Vorteil eines vollgefederten Rads liegt ja darin, daß der Reifen nicht auch noch dämpfen muß, sondern daß man ihn hart pumpen kann, damit er leichter rollt.

Also neue Schwalbe Marathon Supreme-Faltreifen (http://www.schwalbe.com/de/tour-reader/ ... preme.html, 20 x 1,6/40-406, 355 g, max. 6 bar), die in dieser Größe leider nicht mehr hergestellt werden, kommenlassen mit SV-7C-Schläuchen auf Schwalbe-High-Pressure-Felgenband (hinten noch immer doppelt) montiert. Weil man die 6,5 mm dünnen Sclaverand-Ventile nicht auf Felgen mit 8,5 mm großen Ventillöchern für Auto- oder Dunlop-Ventile montieren soll, hatte ich vorsichtshalber Gummidichtungen von Bügelbierflaschen eingesetzt, bevor ich völlig überteuerte Ventillochadapter gefunden habe.

Allerdings zeigte auch das hochdruckfähige Schwalbe-Felgenband bei den Speichenlöchern bald Dellen. Wenn ich früher daran gedacht hätte, hätte ich die genialen Veloplugs (https://veloplug.com/de/) montiert. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.


Unplattbar?

Allerdings zeigte sich sehr rasch, daß die eher breiten Marathon Supreme das Faltmaß leicht vergrößerten. Das störte mich.

Zu einem problemlosen, wartungsarmen Rad hätten die unplattbaren Tannus-Reifen (https://www.trendwizzard.de/onlineshop/ ... fen-nymph/) gepaßt. In 1,5 Zoll Breite waren sie mir aber zu schwer, und 1,25 Zoll gab es nur in Quietschfarben und in Aither 1.0, d.h. in der alten Version mit höherem Rollwiderstand. Der Umbau auf 451er-Felgen wäre zu aufwendig gewesen und hätte das Faltmaß ebenfalls vergrößert. Wenn die 406er in 1,25 Zoll mal mit Aither 1.1 und grau oder schwarz angeboten werden, würde ich sofort umsteigen.

Bis dahin galt es eine möglichst schmale, schnelle, leichte und pannensichere Lösung zu finden. In diesem Zusammenhang hatte ich nicht zuletzt die große Reifenvergleichstabelle (viewtopic.php?f=32&t=4597&p=50404#p50404) aufgestellt. Demnach wäre der Schwalbe Durano (https://www.schwalbe.com/de/road-reader/durano.html) der Sieger gewesen. Allerdings konnte ich mich mit einem Slick nicht so recht anfreunden. Die Radwege in meiner Gegend sind stellenweise nicht asphaltiert, und da hätte ich gerne etwas Profil. Dasselbe im Regen.

Das Rennen hat dann ein dunkles Pferd gemacht: der bis 7 bar pumpbare Maxxis Overdrive Elite (http://www.maxxis.com/catalog/tire-266- ... lite-m2013) in 20 x 1,15 Zoll. Zu kriegen war er wieder mal nur in China (http://sea.taobao.com/item/en/403598261 ... .51.8zyx2c). Weil er trotz Kevlareinlage beim Pannenschutz eher mittelmäßig sein dürfte, habe ich gleich noch ein diesmal leichteres Pannenschutzband dazubestellt (http://sea.taobao.com/item/en/521905665 ... .42.ejanzh). Irgendwo hatte ich gelesen, daß selbst dünne Pannenschutzeinlagen besser funktionieren als jeder Kevlargürtel im Reifen, weil sie nach innen ausweichen können. Ich bin gespannt. Hinein kamen Schwalbe SV6A-Schläuche. Übrigens: Kleine und dünne Reifen sind noch schneller vollgepumpt als kleine dicke ;-)


Schutz vor Schmutz

Dummerweise gab es die GoBike-Schutzbleche nicht mehr. Nach Roels Auskunft würden auch Hebie-757-Steckschutzbleche (http://www.hebie.de/schutz/schutzbleche ... taipan-20/) passen. Zumindest theoretisch, denn für hinten war die Schraube zu dick und für vorne zu lang. Zum Falten muß ich die Schutzbleche natürlich abziehen, so daß ich keine Streben verwenden kann. Das erhöht nicht unbedingt die Stabilität. Das Vorderrad konnte nicht ganz eingefaltet werden, weil der Montagewinkel störte :-( Auch das hatte Roel für sich behalten. Nach einiger Überlegung habe ich das vordere Schutzblech jetzt an einen Silentblock mit 25 mm Durchmesser geschraubt, der nach einigem Schleifen unten ins Steuerrohr paßt, hält und trotzdem leicht abnehmbar ist. Worauf ich nicht unstolz bin ;-)


Eine Coladose für 25 ml Öl

In den allgemeinen Jubelgesang auf die Rohloff-Nabe mag ich nicht so recht einstimmen. Ja, sie ist zweifellos das beste, das es auf diesem Gebiet gibt. Aber beileibe nicht perfekt. Auf dem Papier wirkt ein Übersetzungsbereich von 526% erst einmal groß genug. Ich habe mich allerdings bereits dabei ertappt, daß ich mir sowohl eine größere als auch eine kleinere Übersetzung gewünscht hätte. Beides ungefähr gleich oft, d.h. wenigstens stimmt meine Primärübersetzung von 3,3:1. Im Gegenzug dürften für mich die Gangsprünge etwas größer als 13,6% sein. Manchmal bemerke ich die Gangwechsel gar nicht, manchmal schalte ich mehrere Gänge auf einmal. Bei meiner 8fach Kettenschaltung am Dahon mit 11 bis 34 Zähnen habe ich durchschnittlich 17,5%. Das ist nach meinem Dafürhalten am oberen Rand. Bei der Rohloff-Nabe verwenden die Gänge 1 bis 7 die gleichen Zahnräder wie 8 bis 14 mit einer zusätzlichen vorgeschalteten Untersetzung. Das erklärt dreierlei:

• Erstens warum beim Schalten vom 7. in den 8. Gang oft der 14. dazwischenkommt: Das ist etwa so, wie wenn man bei einer Kettenschaltung hinten vom größten auf das kleinste Ritzel und gleichzeitig vorne vom großen auf das kleine Kettenblatt schaltet. Da kann es auch leicht passieren, daß der Umwerfer unter starker Belastung erst einmal auf dem großen Kettenblatt bleibt.
• Zweitens warum die Nabe in den unteren sieben Gängen deutlich lauter ist als in den oberen.
• Und drittens warum der Wirkungsgrad in den kleinen Gängen etwas tiefer ist als in den großen, siehe http://fahrradzukunft.de/17/wirkungsgra ... ltungen-2/ (runterscrollen).


Eine Kette unter Spannung

Der Rohloff-8250-Kettenspanner (https://www.rohloff.de/de/produkte/spee ... index.html) mit seinen zwei Spannröllchen schafft 20 Kettenglieder. Er ist gedacht für MTB-Fullys mit 150 mm Federweg, was in meinem Fall reichlich überdimensioniert war. Außerdem ist er überwiegend schwarz, mein GoBike aber grau-silber.

Also gegen einen schlanken, eleganten Surly Singleator ausgetauscht. Von Haus aus hat der silberne leider schwarze Bordscheiben und der schwarze silberne. Also war klar, was zu tun war: Bei http://www.bike-mailorder.de von jedem ein Exemplar bestellt, die Bordscheiben ausgetauscht, den silbernen montiert und den schwarzen bei eBay reingestellt. Ihr glaubt gar nicht, wie die Leute sich darum gekloppt haben :-) Außerdem konnte ich so gleich noch die Kette kürzen und ein paar Gramm Gewicht einsparen.


Für den A...

Der serienmäßige Billig-Sattel erwies sich auf der ersten längeren Tour als zu weich und folglich unbequem. Vier von SQlab, die als besonders angenehm gelten, habe ich ausprobiert: Der erste (604) war mir zu unsportlich, die anderen drei (602, 610 und 611) mit meinem Hintern nicht kompatibel. Der freundliche SQlab-Mann auf der Eurobike sagte, das läge daran, daß ich spitze Sitzknochen hätte.

Am Dahon verwende ich einen sehr komfortablen Terry Figura GT Comfort Gel. Auf der Eurobike 2015 erfuhr ich, daß Terry ein neues Modell namens Figura GTC Comfort Gel herausbringen würde. Flugs bei http://www.naturzeit.com/terry-figura-gtc-gel-men.html gekauft. Ich hätte nicht gedacht, daß es wirklich noch eine Steigerung gegenüber dem GT gibt, aber auch ohne Eingewöhnung nach 90 km keine Schmerzen!


Gut gestützt

Keine Ahnung, warum GoBike eine bräunliche und damit häßliche Sattelstütze verwendete. Auch hier schaffte ein Einkauf in China Abhilfe (http://www.aliexpress.com/item/100-CNC- ... 15175.html). Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich, daß es Sattelstützen mit 33,9 und mit 34,9 mm Durchmesser gibt, so daß die neue erst einmal wackelte. Die dritte von LitePro sah zwar elegant aus und wies das richtige Maß auf, zumindest theoretisch, denn wegen ihrer Riffelung ließ sie sich kaum hineinschieben und noch schwerer wieder herausziehen, so daß sie jetzt völlig zerkratzt ist, weil das Satterohr innen scharfe Grate aufwies, denen ich mit der Feile zuleibe rücken mußte. Die schlimmsten Schnitzer konnte ich mit 60er-Schleifpapier auswetzen.


Gelenkig

Gegen die aufrechte Sitzposition hatte ich einen Brücken-Vorbau eingesetzt, wie ich ihn auch am Dahon verwendet habe, aber das reichte mir noch nicht. Deshalb den geraden Lenker gegen einen Riser (nach vorn gebogen) ausgetauscht. Der war dummerweise nur 52 cm schmal, und bei der Kürzung habe ich die Ergogrips, die Roel mir als Trostpflaster für die lange Wartezeit spendiert hatte, versägt.

Als Ersatz bei http://www.taylor-wheels.de die Testsieger Hermans Endorfin (http://www.herrmans.eu/start-english/pr ... ilyId=2140) besorgt. Die sind nicht nur ergonomisch, sondern auch schadstofffrei und fangen auch nach Jahren nicht an zu kleben. Außerdem werden sie mit Schrauben fixiert, können sich also nicht verdrehen. Den einzigen 58 cm breiten 100-mm-Riser-Lenker fand ich bei carbonenmy auf eBay (http://www.ebay.de/itm/Fixie-Singlespee ... 1714442055). Dennoch war mir die ach so hochgelobte GoBell-Designerklingel zu breit, und ich habe sie gegen eine kleinere ausgetauscht.


Die Stütze des Lenkens

Und dann die Geschichte mit der Lenkerstütze:

• Die serienmäßige ist schön weit nach vorne geneigt, was zusammen mit meinem Riser-Lenker eine sportliche Sitzposition ermöglicht. Aber das massive Faltgelenk zum Aufschrauben ist nicht unbedingt nach meinem Geschmack, und die Höhenverstellung brauche ich nicht.

• Nummer zwei war nicht für das Ahead-System, sondern mit einem altbekannten Klemmkonus. War mein Fehler. Mit Verlust weiterverkauft.

• Die dritte war trotz meiner ausdrücklichen Angabe bei der Bestellung schwarz. Bei meinem Rad fährt das Auge nun mal mit. www.agreetao.com sträubte sich zuerst, erstattete mir dann aber $ 35 von den $ 55 zurück. Einen noch chaotischeren Laden kenne ich nicht. Da klappt nun wirklich überhaupt nichts. Das Teil habe ich ebenfalls weiterverkauft, und Agreetao hat inzwischen den Betrieb eingestellt. Meine Überraschung hielt sich in Grenzen.

• Die vierte hatte oben einen 25,4-mm-Durchmesser und war 12° nach vorn geneigt, aber 27 statt der gewünschten 21,5 cm lang. Schlecht für den Luftwiderstand.

• Die fünfte hatte die gewünschte Länge und oben 25,4 mm Durchmesser, ist aber nur schätzungsweise 6° nach vorn geneigt, d.h. ich hätte trotz Riser-Lenker wieder eine ziemlich aufrechte Sitzposition.

• Die sechste von www.yoybuy.com paßte, zumindest unten, denn oben nahm ich nolens volens eine für einen 31,8-mm-MTB-Lenker, nachdem ich keine mit 25,4 mm fand. Das bedeutete, daß ich Adapter brauchte. Die ersten über eBay von veloduocycles aus England gekauften (http://www.ebay.de/itm/201403823806) wiesen eine ziemlich schmale Klemmbreite auf. Selbst bei starkem Festziehen der oberen Arretierung verdrehte sich der Lenker unter Belastung. Außerdem waren sie vierteilig, d.h. mindestens zwei Teile fielen raus, wenn ich den Lenker beim Falten abklappen wollte. Also über AliExpress eine neue gekauft (https://www.aliexpress.com/item/FOURIER ... 0.0.RTPbPy), diesmal aus Carbon, die den Druck über die gesamte Breite übermittelt. A propos: Sie war 60 mm breit, die Klemmung der Lenkerstütze aber nur 40 mm. Also hätte ich auf jeder Seite 10 mm absägen müssen. Die beiden Hälften hatten eine Rille, in der ich sie hätte zusammenbinden konnte, so daß sie beim Abklappen des Lenkers nicht hinausfielen. Habe ich aber nicht gemacht, weil auch damit die Distanz zwischen der Querachse des Lenkers und der Hochachse der Sattelstütze nur 53 cm betrug, d.h. die Sitzposition wäre wieder zu aufrecht gewesen.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich bin bei der serienmäßigen geblieben. Wer eine silberfarbene kurze mit ca. 18° Neigung nach vorne kennt, die nach links hinten faltet, bitte melden. Finderlohn!


Mit Füßen getreten

Auch die billigen silber-schwarzen Wellgo-Pedale machten mich nicht glücklich. Ich hatte sie zunächst gegen MKS-Compact-EZY-Steckpedale ersetzt. Die sind superleicht, aus einem Stück CNC-gefräst und erst noch gedichtet. Allerdings in einem rötlichen Farbton, der nicht so recht passen wollte.

Jetzt sind ebenfalls gedichtete silberne MKS-Cygma-EZY-Steckpedale dran (http://www.mkspedal.com/English/catalog5.htm), die beinahe so schwer zu finden waren wie das GoBike und nicht nur deshalb perfekt passen :-) Steckpedale deshalb, weil man sie nicht nur zum Falten mit einem Handgriff abnehmen kann, sondern auch wenn man das Rad irgendwo geparkt hat. Das ist ein zusätzlicher Diebstahlschutz, denn wer klaut schon ein Rad, mit dem er nicht wegfahren kann? ;-)


635 g Sicherheit

Das bringt mich zum Schloß. Vermutlich weckt jedes Rad mit "Coladose" den Neid der Besitzlosen, sofern sie deren Wert kennen. Also wollte ich an der Diebstahlsicherung nicht sparen. Gleichzeitig aber auch nicht während der Fahrt 2 kg unnütze tote Masse herumschleppen. Das beste Sicherheits-Gewichts-Verhältnis hatte aus meiner Sicht das berühmt-berüchtigte TiGr Lock (https://tigrlock.com/tigr-bow-lock/). Ja, die Praktikantin der Stiftung Warentest hatte es mit einem Bolzenschneider ziemlich schnell aufgekriegt. Aber erstens hat sie das "kleine" TiGr Lock geknackt, das nur 0,75 Zoll (19 mm) breit ist. Meines ist 1,25 Zoll = 32 mm und wiegt in der 46-cm-Kurzversion mit Schließzylinder trotzdem nur 635 g. Zweitens, und das fällt in dieser Diskussion meist unter den Tisch, kriegt man mit einem Bolzenschneider jedes Schloß auf.

Hier vertraue ich zusätzlich auf die Steckpedale. Außerdem habe ich das Hinterrad samt Speedhub mit Pitlock (https://www.pitlock.de/) gesichert. Viertens will ich einen kleinen GPS-Ortungssender verstecken. Wo verrate ich nicht. Feind liest mit ;-) Nur soviel: Weder im Rücklicht noch unter dem Sattel, denn beides dürfte sich unter Dieben mittlerweile herumgesprochen haben.


TiGr Lock & Luggage

Für das TiGr Lock hatte ich mich noch aus einem zweiten Grund entschieden. An meinem Mountainbike habe ich tatsächlich jahrelang (18 Jahre, um genau zu sein) 1,5 kg gehärteten Stahl herumgefahren. Allerdings nicht als tote Masse, sondern während der Fahrt als Gepäckträger. Das ganze ist von Trelock, nennt sich Lock & Luggage LL 400 und ist von der Idee her genial (https://www.trelock.de/web/de/schloss/Buegelschloss.php). Dummerweise paßt es nicht an die 34-35 mm dicken Sattelstützen unserer Falträder.

Mein Gedanke war nun ein selbstgebautes „TiGr Lock & Luggage“, d.h. ich wollte das Schloss als Gepäckträger verwenden. Der Rahmen des GoBike eignet sich recht gut dafür. Jim von Stanton Concepts wunderte sich, warum er nicht draufgekommen war ;-) Den Schließzylinder klemme ich direkt unter den Sattel. So kann ich ihn nicht vergessen, und unterwegs rauskullern kann er auch nicht.


Die Nacht zum Tag machen

So ein tolles Rad will man natürlich nicht nur bei Tageslicht fahren, sondern auch bei Dunkelheit. Einen Moment lang hatte ich mit einem SON als Energiequelle geliebäugelt, den es neu sogar für einseitig aufgehängte Räder gibt, wie sie bei Trikes vorkommen (http://www.nabendynamo.de/produkte/SON_XS-M.html). Aber ich will bei Tag nicht unnötig tote Masse spazierenfahren. Und ich fahre ja doch meistens tagsüber :-)

Also ein Akku-Scheinwerfer, und zwar der beste, den es gibt: Busch und Müller (BUMM) Ixon IQ Premium mit 80 Lux, StVZO-Zulassung und hervorragenden Testberichten (http://www.bumm.de/de/produkte/akku-sch ... 2qmla.html?). Als ich ihn schließlich in Betrieb nehmen wollte, funktionierte er nicht. Beim Laden leuchtete noch nicht einmal die LED des Ladegeräts. Auch mit frischen Batterien kein Lebenszeichen :-( Der Händler, http://www.bike24.de, hat mir nach meiner Nachfrage eine Rücksendeetikette spendiert, das Teil gegen ein neues ausgetauscht und ebenfalls kostenlos zurückgeschickt. Eine echte Oase in der Servicewüste Deutschland (https://de.trustpilot.com/reviews/5879f ... 03cc1b22e9)!

Mittlerweile hatte ich mich allerdings bereits umentschieden und nach weiteren Vergleichen in der Bucht eine Cateye Gvolt 50 geschossen (http://www.cateye.com/de/products/detail/HL-EL550G-RC/). Die hat zwar „nur“ 50 Lux, aber einen Li-Ionen-Akku und wiegt nur die Hälfte. Natürlich mit StVZO; ich bin ja kein Blender ;-) Interessanterweise hält die schwerere Cateye Gvolt 80 in der 50-Lux-Einstellung weniger lang durch.

Für hinten fiel meine Wahl nach meinem großen Rücklichtvergleich (siehe viewtopic.php?f=32&t=4661&p=51047&hilit ... ich#p51047) auf das Cateye Rapid Micro G (http://www.cateye.com/de/products/detail/TL-LD620G/). Ich wollte Akku- und keine Batterieleuchten, damit die Versuchung wegfällt, die Batterielebensdauer durch das Dimmen zu verlängern.


Am Riemen gerissen

Und jetzt die Krönung. Am Anfang hatte ich etwas über schmutzige Hosenbeine geschrieben. Ich hätte auch noch Rost an der Kette, Reinigung, Pflegeaufwand und Gewicht hinzufügen können, aber wollte nicht gleich alles verraten. Ich hatte mich auch deshalb auf das GoBike festgelegt, weil es eine obenliegende Kettenstrebe hat. Mein Hintergedanke war, die Kette durch einen Riemenantrieb zu ersetzen. Dafür gibt es mindestens vier Systeme:

• Schlumpf bzw. Haberstock Advanced Belt Drive (http://www.advancedbeltdrive.com/index.php/home1.html) mit M14-Teilung: Kam nicht in Frage, weil die erhältlichen vorderen und hinteren Riemenräder die erforderliche Primärübesetzung von mindestens 3,3:1 nicht erlauben.

• Conti Drive System (http://www.conti-drive-system.com/index_de.html), ebenfalls mit einem 14-mm-Riemen: Scheiterte an demselben Problem.

• Auf der Eurobike 2015 blieb ich am Stand von Bernds (http://bernds.de/innovationen/) hängen, die eines ihrer Falträder mit Rohloff-Nabe und einem passenden Riemenrad für einen M8-Standard-Industrieriemen ausgerüstet hatten. Das hintere Riemenrad hatte 24 Zähne und das vordere Riemenrad 80, also ideal. Zunächst das hintere bestellt. Es paßte wohl auf die Rohloff-Nabe, aber nicht ans Rad: Aus unerfindlichen Gründen betrug die Riemenlinie extra breite 58 mm. Das bedeutete, daß der 10 mm breite Riemen außen an der Ketten- bzw. Riemenstrebe gerieben hätte und das vordere Riemenrad dem Kurbelarm näher gekommen wäre, als mir lieb sein konnte. Das Riemenrad zurückgeschickt, und zwar als Einschreiben. Leider nur Einwurf, und prompt ging die Sendung verloren. Und die Deutsche Post wollte nicht haften...

• Da blieb nur noch der Marktführer Gates Carbon Drive (http://de.gatescarbondrive.com/) mit seinem 11-mm-Riemen. Das kleinste hintere Riemenrad für die Rohloff-Nabe hatte 19 Zähne. Vorne gab es nur 60 oder 70. 60 wären zur Not gegangen, 70 (und hinten 22) nicht, weil es vom Durchmesser zu groß gewesen wäre und mit der obenliegenden Kettenstrebe kollidiert wäre.


Falsch nach Maß

Bis mir die Idee kam, mir ein vorderes Riemenrad mit 63 Zähnen maßschneidern zu lassen. Der Tüftler heißt Dan Kirshner und bietet seine 3D-gedruckten Produkte auf ShapeWays an. Das Material ist Nylon, und dessen Oberfläche ist ziemlich rauh, um nicht zu sagen körnig. Das sollte gegen überspringende Riemen helfen, dürfte aber die Abnutzung erhöhen.

Dummerweise hatte ich mich vermessen, als ich ihm die Maße durchgab: Der Kurbelstern war 3,2 und nicht wie angegeben 2 mm dick. Glücklicherweise ist es einfacher, Material ab- als aufzutragen, auch wenn ich mit dem Stechbeitel mehrere Stunden dranwar. Außerdem hatte Dan die Löcher für die Kettenblattschrauben mit Absicht nur 9 statt 10 mm groß gemacht, weil er nicht auf die Präzision des 3D-Druckers vertraute. Zu Unrecht, wie sich zeigte, und auch die Löcher bedurften einiger Nachbearbeitung mit Bohrmaschine und Reibahle. Hingegen war das Einsprühen mit silberfarbenem Lack ein Klacks.


Elastische Starre

Abgesehen von einer Antriebsschwinge ist es nicht ganz trivial, ein Rad mit gefedertem Hinterbau auf Riemenantrieb umzurüsten. Die Diskussion mit dem Gates-Mann auf der Eurobike brach ich ab, noch bevor ich das Thema überhaupt auf den gefederten Hinterbau gebracht hatte, weil er bereits meine obenliegende Kettenstrebe für „nicht riementauglich“ hielt. Gates besteht ja auf extrem steifen Rahmen und einer sehr hohen Riemenspannung.

Ich halte es eher mit dem bereits oben erwähnten Fahrradbau Stolz, der mir anvertraute, daß die Lager unserer Räder gar nicht dafür ausgelegt seien, 24 Stunden pro Tag unter Hochspannung zu stehen. Auch jopo vom MTB-Forum (http://www.mtb-news.de/forum/t/gates-ca ... st-8964854) hat sein Fully mit einem nur schwach gespannten Riemen auf Gates umgerüstet. Sogar mit einer außenliegenden Spannrolle. Ich hatte mal irgendwo gelesen, daß Carbon-Zugstränge das nicht mögen, und daß eine Außenspannrolle mindestens 50% größer sein sollte als das kleinste zugelassene Riemenrad. Das wären dann ungefähr 100 mm Durchmesser und somit ein optisches Vergehen, vom Gewicht ganz abgesehen.

Deshalb entschied ich mich für eine Innenspannrolle mit 19 Zähnen (https://www.shapeways.com/product/RHDCE ... li=ostatus, gleich wie das Ritzel), die wieder der gute Dan für mich gemacht hat. Sie sitzt auf zwei Kugellagern aus dem Modellbau und einem LitePro-Kettenspanner aus China (http://www.aliexpress.com/item/Free-shi ... 16985.html), der länger als der Singleator ist. Der erste Nachteil ist, daß ich ihn zum Ausbau des Hinterrads abschrauben muß. Der zweite Nachteil liegt darin, daß die Innenspannrolle den Umschlingungswinkel des Ritzels verringert. Allerdings müssen auch nur sechs Zähne ständig im Eingriff sein, was "nur" rund 120° bedeuten würde. Da dürfte ich deutlich höher liegen.

Nun stellt Euch meine Überraschung vor, als ich auf der Eurobike 2015 das erste serienmäßige Fully-MTB von Nicolai mit Gates-Riemen und einer winzig kleinen (38 mm) Außenspannrolle sah, und das offenbar mit vollem Segen von Gates (http://www.nicolai-bicycles.com/shop/bi ... rettyPhoto)!


C, X oder N

Bei meinem Chainstay von 435-442 mm und meinen Riemenrädern mit 63 und 19 Zähnen errechnete ich einen Riemen mit einer Länge von 1342 mm oder 122 Zähnen. Zur Auswahl standen CDC, CDX und CDN:
• CDC dürfte eher veraltet sein, weil der Riemen seitlich ablaufen und an den Bordscheiben rubbeln kann.
• CDX ist für Fixies, Mountain- und E-Bikes zugelassen, schien mir also ein Overkill.
• Das preisgünstigere CDN-System wird nicht großartig beworben und weist ebenfalls die Mittelrille auf.

Riemenrad und Riemen hatte ich von www.bike-prof.de (https://goo.gl/maps/W4KKRDGwrKt), den ich nicht empfehlen kann. Der hält sich nicht einmal an seine eigenen AGB’s. Weitere Gates-Teile kaufe ich bei www.vaust.com, womit ich sehr zufrieden bin.


Das verbotene Teil

Das nächste Problem ließ nicht lange auf sich warten: Das hintere Original-Rohloff-Riemenritzel paßte nicht auf die Original-Rohloff-Speedhub. Dafür braucht es sinnloserweise einen Adapter namens 8224 (https://www.rohloff.de/de/service/downl ... index.html). Kein Problem, denke ich, kurz aus dem Netz besorgt. Aber weit gefehlt: Darf nicht an Endkunden verkauft werden. Noch nicht mal an Fachhändler! Nein, man muß die Nabe an Rohloff einschicken, damit die das Teil montieren, und auch das tun sie nur, wenn der Rahmen für die absurd hohe Riemenspannung zugelassen ist. Andernfalls verfällt die Garantie. Wer ist Rohloff eigentlich? Der TÜV? Ich hätte zwar einen anderen Rahmen angeben können, aber diese Spielchen mag ich nicht. Mein 3D-Tüftler Dan hat sein Riemenrad mit einiger Bastelei an das Kettenritzel genietet. 3D-Druck ist zwar mittlerweile auch mit Stahl, Alu und Titan möglich, aber teuer und noch nicht exakt genug. Wie ich doch noch an das Teil gekommen bin?


Adapter-Olympiade: Schweiz gegen ...

Erstens über Bike-Zone in Baden (https://goo.gl/maps/iMu386ho4cS2), einen Radhändler in der Schweiz. Wie dortzulande üblich zu einem völlig überrissenen Preis: 90 € für 45 g Metall! Und das, obwohl dort die MwSt nur 8% und nicht wie bei Frau Merkel 19% beträgt. Die Schweizer kennen da keine Schamgrenze. Ich mich also beschwert, aber wenn ich gehofft hatte, der Händler hätte ein Einsehen, hatte ich mich getäuscht: Er fand nämlich, daß 90 € viel zu wenig seien :-o Er riet mir immerhin, Ritzel und Adapter vorher wieder zu entfernen, falls ich die Nabe mal an Rohloff einsenden wollen sollte ;-) Er hatte das Teil nicht etwa von Rohloff, sondern von wem? Die Welt ist klein: von Fahrradbau Stolz, mit dessen Inhaber er gut befreundet sei. Ein guter Freund, der 100% Marge draufschlägt? Die Ironie der Geschichte liegt darin, daß Stolz offenbar enge Beziehungen zu Universal Transmissions (Vertriebspartner von Gates in Deutschland) hat, aber trotzdem nichts von hoher Riemenspannung hält.


... Österreich 0:1

Zweitens kam ich mit ein bißchen Herumfragen und Googeln auf den bikeonlineshop (https://www.bikeonlineshop.at/fahrradteile). Warum die das Teil trotz Rohloffs Verbot verkaufen? Weil sie es selbst produzieren (lassen). Eine echte Marktnische. Damit verdienen sie sich wahrscheinlich eine goldene Nase. Aber es sei ihnen gegönnt. Mehr jedenfalls als den habgierigen Schweizern ;-) Rohloff freilich gab sich nicht so leicht geschlagen und hat Druck auf den bikeonlineshop gemacht, so daß der Link zu dem Teil im Shop nur nach Anfrage aktiv ist. Abgesehen von der stählernen Dichtung ist es aus Alu und damit 20 g leichter als das ganz aus Stahl bestehende Rohloff-Original.


Rettung aus Übersee

Drittens habe ich doch noch einen Original-Rohloff-Adapter in den USA gefunden. Allerdings nur einen. Wer mehr möchte, muß Gates die Seriennummern der Speedhubs mitteilen, sonst geht gar nichts. Die Chinesen haben vermutlich bereits seit Jahren angeblich 2 Stück auf Lager (https://world.taobao.com/item/525271845 ... Qs1#detail), aber spielen mal wieder ihr "not-in-stock"-Spiel.

Zum Glück soll der Adapter-Unsinn offenbar geändert werden: Rohloff will künftig Steckritzel verwenden. Ob die nach dem Theater mit den Adapter frei verkauft werden, weiß ich nicht. Als ob man das nicht von Anfang an hätte besser machen können.


And now the punchline...

Gates bietet eine Smartphone-App, die die Frequenz des Riemens mißt, wenn man ihn zupft und losläßt wie eine Gitarrensaite. Daraus kann man dann die Riemenspannung errechnen. Mit dem Riemenspanner am Anschlag kam ich auf 69 Hz. Das heißt, daß mein Riemen sehr stark gespannt ist. Nach der Gates-Tabelle würde das sogar für Mountainbiker und Singlespeeder reichen, die fest in die Pedale treten.

Mich hat freilich auch das Gegenteil interessiert: Ich habe meinen Riemenspanner abgeschraubt und ausprobiert, was passiert. Gar nichts :o Ich konnte sogar im Wiegetritt radeln. Der Riemen ist weder gesprungen noch gerutscht. Und das ohne Snubber und praktisch ohne Riemenspannung. So spare ich weitere 75 g :-)


Fazit

Hätte ich vorher gewußt, wie lange der Umbau mit allem Drum und Dran dauern und wieviel er kosten würde, hätte ich es wohl gelassen. Aber jetzt bin ich mächtig stolz. Ein cooles Gefühl, am Rad herumhantieren zu können, ohne Kontakt mit der Kette vermeiden zu müssen. Erste Testfahrten haben die Erwartungen voll erfüllt. Fahren ist sehr komfortabel. Das Rad ist ebenso touren- wie alltagstauglich, vom Spaßfaktor und den bewundernden Blicken anderer Radler ganz abgesehen :-)
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So war es gekommen
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Hier noch mit den Schwalbe Marathon Supreme und dem Prototypen des "TiGr Lock & Luggage"
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Der Antrieb noch mit dem selbstgebauten Riemenspanner
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Aktuell mit Maxxis Overdrive Elite, aber noch ohne Gepäckträger
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Zuletzt geändert von Raffineur am Do Jun 15, 2017 5:06 pm, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Der Mercedes der Falträder

Beitrag von kurbel23 »

Wir haben selbst vor einigen Jahren versucht, ein
ein GOBike zu erwerben. Damals hat es sich jedoch
schon vor dem Kauf für ungeeignet gezeigt.
Stichwörter: Gewichtsbeschränkung und schwere Konstruktionsmängel.

Die Entwicklung sollte damals jedoch weitergehen.....

Leider also kein Mercedes.

Gruss Kurbel
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Re: Der Mercedes der Falträder

Beitrag von kurbel23 »

Ach, noch was:


“Chop“, der Busfahrer unserer englischen “Spezi“ Besucher (atoB)
in Germersheim hatte so ein Ding in Orange.

Mehr ist auf seiner Homepage noch zu finden:

http://www.long-john.com/index.php
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Re: Der Mercedes der Falträder

Beitrag von Raffineur »

Ja, auf Chops Homepage war ich auf meiner Suche auch vorbeigekommen. Hätte ihn ja fragen können, ob er mir seines verkauft :lol:
Gewichtsbeschränkung und schwere Konstruktionsmängel
Habe ich was verpaßt? Mal abgesehen von dem Grat im Sattelrohr, der meine schöne neue LitePro-Sattelstütze zerkratzt hat, ist mir nichts aufgefallen. Und die Konstruktion ist nichts weniger als genial. Vermutlich lag es genau daran, daß sich das Teil schlecht verkauft hat: Weil die meisten Radler halt konservativ sind. Nach dem Motto: Was der Bauer nicht kennt, radelt er nicht :cry: Mein Glück, sonst wäre Roels GoBike auch schon weg gewesen.
Zuletzt geändert von Raffineur am Di Okt 17, 2017 12:07 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Mercedes der Falträder

Beitrag von Pibach »

Toll geschrieben.
Beeindruckendes Projekt.
Und ein exzellentes Beispiel für: "der Teufel steckt im Detail".
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Re: Der Mercedes der Falträder

Beitrag von Splithub »

Gratuliere zu diesem Wahnsinnsbike - und hoffe du hast lange und viel Freude damit, vielen Dank für die ausführliche Doku, da ist wirklich für jeden was dabei!
Ich würde das Bike niemals irgendwo anschließen, immer mitnehmen und wenn das nicht geht das Jetstream nehmen.
Interessant finde ich die Frage, ob beim Einfedern der Schwinge hinten der Abstand zwischen Kurbel- und Hinterachse so groß werden kann dass der Riemen darunter leidet.
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Re: Der Mercedes der Falträder

Beitrag von Raffineur »

Interessant finde ich die Frage, ob beim Einfedern der Schwinge hinten der Abstand zwischen Kurbel- und Hinterachse so groß werden kann dass der Riemen darunter leidet
Gute Frage. Ich sehe schon, ich kann Euch nichts vormachen ;) Diese Frage habe ich mir ebenfalls gestellt. Und die maximale Einfederung mit und ohne Riemen gemessen: Kein Unterschied. Uff 8-)
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Re: Der Mercedes der Falträder

Beitrag von Pibach »

Die Federung dreht ja um die oberen Achse, die per Schnellspanner gelöst werden kann. Das ist eine recht intelligente und einmalige Konstruktion. Dazu würde mich genauer interessieren, ob die Drehachse gelagert ist? Wohl Gleitlager, oder? Hat jedenfalls den Bonus, dass der Kettenzug auf das Drehgelenk gerichtet ist, also kaum Pedaleinwirkung. Im Gegenzug hast Du beim Einfedern recht viel Änderung der Kettenlänge, hier Riemenlänge. Das kann bei Kopfsteinpflaster zur Wellenbewegugen und sogar zum Verspringen der Kette führen. Kenne ich zumindest von MTBs so. Der Riemen schwingt aber wohl nicht so leicht auf? Jedenfalls würde mich ein Video der ganzen Dynamik interessieren, wenn Du sowas mal aufnehmen möchtest.
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Re: Der Mercedes der Falträder

Beitrag von Raffineur »

Richtig, das Treten dürfte die Federung nicht beeinflussen. Eine Lagerung des Drehgelenks konnte ich nicht erkennen, aber das ist auch nicht mein Fachgebiet. Unten zwei Bilder mit gelöstem Schnellspanner. Vielleicht erkennt Ihr darauf mehr.

Ich fürchte, ich verfüge nicht über die technischen Möglichkeiten, ein Video während der Fahrt aufzunehmen. Habe aber den Spanner während der Fahrt beobachtet: Er wippte eifrig auf und ab. Das bedeutet, daß ich während der Fahrt häufige und abrupte Lastwechsel habe. Allerdings beanspruchen die den Riemen gleichmäßig in Längsrichtung, d.h. er sollte dem gewachsen sein. Das Problem mit Carbon-Riemen ist ja die Empfindlichkeit der Zugstränge gegenüber seitlicher Dehnung.
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Re: Der Mercedes der Falträder

Beitrag von Pibach »

Raffineur hat geschrieben: Sa Mär 11, 2017 10:09 amUnten zwei Bilder mit gelöstem Schnellspanner. Vielleicht erkennt Ihr darauf mehr.
Ja, das sieht nach einer Gleitlagerbuchse aus. Sollte jedenfalls frei dehen.
Die dünne Schnellspannerachse wirkt für die Lastaufnahme etwas flimsig. Aber die Klemmpunkte sind ja sehr weit auseinander (und die Buchsen sehr dünn), so dass die Hebelkräfte gering sind.

Ich teste die Verwindungssteifigkeit von Hinterbauschwingen (und der Tretkurbel), indem ich mich auf eine Pedale stelle, das Rad etwas schräg lege und dann leicht hüpfe. Da verwindet sich jede Schwinge - mal mehr mal weniger.

Für Videos tut es eigentlich jede Handykamera. Einfach beim Fahren mal nen Video machen. Tageslicht wäre günstig für die Ausleuchtung. Ansonsten geht natürlich auch stehender Test mit Belastung des Sattels. Wäre jedenfalls interessant, wie diese Feder-Konstruktion arbeitet.
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