Pibach hat geschrieben:Feste Randbedingungen gibt es aber normalerweise nicht
Wenn man keine festen Randbedingungen setzen kann, gibt es keine Optimierung, schrieb ich ja schon.
die Welt verändert sich und wird auch nie vollständig "korrekt" wahrgenommen. Ein denkbares Optimum variiert also nicht nur zeitlich, sonder auch schon mit dem Beobachter.
Nein, mit den Randbedingungen. 2 Beobachter können sich nur über Optimierung unterhalten, wenn sich sich über die Randbedingungen einigen können. Sonst ist das Sinnlos (im Wortsinn).
Meistens ist das Optimum (das "optimale Faltrad")auch weder bekannt noch überhaupt (vollumfassend) erkennbar. Man hat normalerweise nur eine Zielfunktion und selbst die ist nicht immer so klar. Meist bleibt auch unklar, wie weit man von einem denkbaren Optimum entfernt ist (Güteabschätzung). Der Optimierungsprozess hat diverse Faktoren, warum er nicht das (aktuelle) Optimum erreicht, u.a. wegen Komplexität, daher wird z.B. ein heuristisches Verfahren angewendet.
Wenn alles unklar ist, ist es eben unklar, dann kann man nicht sinnvoll von Optimierung reden. Das es trotzdem fast jeder tut ist ja gerade das, was ich kritisiere. Die Aussage, man wisse es nicht genau, es sei aber Optimal ist logisch blödsinnig.
All das ist auch bereits bei abgeschirmten Problemen in der angewandten Mathematik bzw. theoretischen Informatik so, z.B. Handlungsreisenden-Problem, umso mehr in der Wirklichkeit.
Nein, in der Mathematik ist das kein Problem. Da ist das Optimum klar definiert als "es geht nicht besser". Wenn es sicher nicht mehr besser geht, hat man das Optimum erreicht, wenn man nicht sicher ist, weiß man nicht ob man das Optimum erreicht hat. (Praktisch ist nicht immer ganz leicht zu sagen, ob man das Optimum erreicht hat. Da behilft man sich damit, dass man auf Grund der verwendeten Methoden das Optimum mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erreicht hat. Das ist aber immer noch was anderes als Verbessern ohne Optimalitätskriterium.) Optimieren ohne (sehr sicheres) Erreichen des Optimums trotzdem optimieren zu nennen ist ungefähr so, wie wenn ich eine Reise nach Berlin, obwohl ich irgendwo ausgestiegen bin und keine Ahnung habe wo ich bin, trotzdem Reise nach Berlin zu nennen.
Optimierung ist schlicht eine etwas gerichtete oder strukturierte Verbesserung, ansonsten weitgehend synonym.
Wie ich schon schrieb: nein. Verbesserung ist übrigens meist auch zielgerichtet, sonst wäre es ja eine zufällige Verbesserung.
Denk z.B. mal an "Prozessoptimierung", um die es hier ja auch geht. Da rotieren diverse Beratungsfirmen um den heißen Brei - mit einem tatsächlichen Optimum, wie auch immer das aussehen mag, hat das nicht wirklich was zu tun.
Ich denke die ganze Zeit an Prozessoptimierung (aus mathematischer Sicht).
Mit windigen Beraterfirmen die um den heiße Brei herum reden hat das überhaupt nichts zu tun. Die behaupten nur, dass sie optimieren und (fast) jeder glaubt es, weil optimieren ja nur irgendwie "verbessern" ist. Leider neigen Wirtschaftler dazu Begriffe zu verwenden, die sie nicht verstehen (gilt natürlich nicht für alle). Der Wirtschaftler verkauft die oben beschriebene Reise nach Berlin auch noch als solche an dritte.
Jetzt sind wir aber heftig OT.
Mac
Um hier im Forum nicht völlig OT zu sein greife ich diesen Satz noch mal auf:
Meistens ist das Optimum (das "optimale Faltrad")auch weder bekannt noch überhaupt (vollumfassend) erkennbar.
Wenn man das so formuliert, ist es sinnlos, sich über das "optimale Faltrad" zu unterhalten, das führt zu nichts.
Besser wird das, wenn man das optimale Faltrad für einen bestimmten Einsatz mit einer bestimmten Lebensdauer (und noch mehr "Randbedingungen") such. Dann kann man irgendwann ein Optimalitätskriterium festlegen und wirklich das unter diesen Bedinungungen optimale Faltrad bauen. Ändert man die Bedingungen, ist ein anderes Faltrad optimal (aber nicht "optimaler" als das letzte). Daran scheitern viele Diskussionen (auch hier), wo jemand "das Beste" (also das Optimum) sucht, ohne die relavanten Randbedingungen benennen zu können. Es gibt dann einfach kein Optimum.