Re: Recht haben oder Ruhe haben?
Verfasst: So Aug 16, 2015 5:01 pm
Da kommt auch noch ein lustiger psychologischer Faktor ins Spiel: Beim Taxi sind die Kosten transparent. Wenn eine Fahrt zum Flughafen um die 30 Euro kostet, die man transparenterweise direkt bezahlen muss fällt einem das auf. Ich bin z.B. letztens mit einem Car2Go eine innerstädtische Strecke von vielleicht insgesamt um die knapp 20 km gefahren, teilweise Stadtautobahn. Am Ende standen wegen des Verkehrs gut 16 Euro auf dem Zähler (bzw. eben nicht - die Kosten bekommt man ja schamhaft erst mit Verzögerung per Mail mitgeteilt). Mit dem eigenen Auto früher hätte ich gar nicht darüber nachgedacht was das kostet - Auto steht eh vor der Tür, Sprit ist im Tank, los geht's. Beim Car2Go ist sehr offensichtlich, dass da je Nutzung Kosten anfallen (auch wenn sie erst hinterher ausgewiesen werden). Weil ich das nicht soooo häufig nutze bin ich da auch (noch?) neugierig bei jeder Fahrt, was sie gekostet hat. Meistens deutlich mehr als angenommen. Normalerweise wäre ich in dem Beispiel oben btw. mit der BVG gefahren + Faltrad, da wären da 5,20 Euro Kosten rausgekommen. Ging aber nicht wegen Zeitfaktor - das Ziel lag sehr ungünstig und das Wetter war auch noch mies. Mit dem Taxi wären schätzungsweise 35 Euro angefallen, so zum Vergleich - der Komfort allerdings ungleich höher als in einem Rumpelsmart, einen Fahrer hätte es dazu gegeben und die Taxe wäre zum Abfahrtort gekommen (zum Car2Go musste ich laufen bzw. bromptonieren). Teuer, aber ich war eine gute Stunde unterwegs (reine Fahrzeit), dem Verkehr sei dank. Da ist der Unterschied von grob 20 Euro für 1 h Fahrer + erheblich hochwertigeres Auto in meinen Augen absolut gesehen nicht besonders teuer oder unverschämt - muss man sich natürlich leisten können und wollen.Motte hat geschrieben: Was einen davon abhält ständig Taxi zu fahren, sind die Kosten.
Nach dem Preismodell von Opel (spotcar) für 69ct /km + Halte- Wartekosten wäre ich ungefähr ähnlich rausgekommen wie bei Car2Go, bei drive-now dank minimal höherer Minutengebühren etwas teurer (aber mit einem hochwertigeren Auto).
Wenn die Kosten für eine einzelne Fahrt transparent sind und auch keine Grundkosten anfallen (wie z.B. beim eigenen Auto) ist der Anreiz, anlassgesteuert ein Verkehrsmittel auszuwählen sehr viel höher. In meinem Fall ist das neben dem Rad eben sehr oft der ÖPNV, aber durchaus auch mal Car2Go oder Taxi. Durch die gesparten Fixkosten vom Auto kann man sich da auch durchaus was gönnen, bevor man bei den gleichen Kosten angekommen ist...
Wenn sich eine Spinnerei meiner Kindheit erfüllen sollte und man irgendwann anstelle von Autos so eine Art Passagierapseln hat, die sich wie Perlen auf einer Schnur selbständig in ein autonomes, selbstorganisiertes intelligentes Beförderungssystem einreihen, das von der Stadt bis zur "Autobahn" alles umfasst (und man dafür je km z.B. 10 - 15 ct Gebühr bezahlt), die Dinger aber immer und überall verzögerungsfrei verfügbar sind, fände ich das grossartig. Das war damals meine kindliche Vision von autonomem Fahren - die Infrastruktur stellte ich mir ein bisschen so vor wie die Schienen von Geisterbahn oder Achterbahn auf dem Rummelplatz mit Weichen und allem Pipapo, die Kapseln bewegen sich nach Zieleingabe autonom und ohne Fahrereingriff und sind innen so eine Art bewegliche Sofaecke mit sehr viel Komfort. Und wer richtig viel Geld hat kann seine eigene Kapsel haben, so wie der Kaiser früher seinen eigenen Eisenbahnwaggon. Ich glaube, im Prinzip habe ich das Google-Auto erfunden. Ich sollte mal nach Provision fragen.