nur ein paar Gedanken.
Eins der ganz wesentlichen Probleme vom straßenbegleitenden Radwegen ist hier illustriert:
http://siggis-seiten.de/a/Prinzip_Radweg.htm
Das Problem hat man, sobald man die Radfahrer aus dem Verkehr absepariert, sowohl auf Wegelchen als auch Streifchen. Es läßt sich nicht vermeiden.
Natürlich kann man die Wegelchen rot färben, Schilder und Spiegel aufstellen, Abbiegeassistenten vorschreiben und dergleichen. Das mag alles ein bischen helfen, aber letztendlich ist es nur Herumdoktern an Symptomen, und es beseitigt nicht die Ursache.
Besonders kritisch wird es innerorts, weil da Kreuzungen ohne Ende gibt. Besonders viel Gelegenheit, dass es kracht.
Und Ghettoprediger wie der Verkehrsministerium-Blogger fordern solche Konstruktionen.
Studien und Statistiken sind ein weites Feld. Mit viel Glatteis. Behauptet und "belegt" wird alles und genauso das Gegenteil. Es geht mir wie vielen anderen auch, dass ich leider nicht genug Zeit und Kenntnisse habe, um alle diese Publikationen im Detail nachzuvollziehen. Denn das müßte man eigentlich.
Fehler und Manipulationsmöglichkeiten gibt es in diesen Dingen zuhauf. Wer neugierig ist, dem sei das Buch "Der Hund, der Eier legt" (Dubben/Beck-Bornholt) empfohlen. Darin werden Fehler, Mauscheleien und Fehlschlüsse in statistischen Studien besprochen. Zwar mit Schwerpunkt auf medizinischen Studien (die Autoren sind wohl Mediziner), aber die Methoden (und Fehler, Bescheißereien, Fehlschlüsse) sind ja überall dieselben.
Es gibt von der Bundesanstalt für Straßenwesen den Berichtzum Forschungsprojekt 8952 "Sicherung von Radfahrern an städtischen Knotenpunkten" (1992), der in meiner Erinnerung soweit ganz vernünftig (d.h. methodisch sauber) gemacht ist. Es gibt sicher auch noch andere.
(Ich würde mich jedenfalls wundern, wenn eine Konstruktion wie die Im Link, die es ja inzwischen massenhaft gibt, nicht zu einer erhöhten Unfallrate führen würde...)
In diese Kategorie gehört auch die gebetsmühlenartig wiederholte Aussage der Radwegprediger, dass man mehr Wegelchen bauen müsse, um mehr Radverkehr zu erhalten. Es werden dann meist ein paar Städte genannt, wo der Wegelchenbau und der Radverkehrsanteil gemeinsam voranschreiten, wo es also (zufällig?) irgendwie paßt. Das ist unseriös. Es gibt genauso Gegenbeispiele, Wien, z.b. wo es sehr viel Radwege gibt, aber der Radverkehr im Modal split eher kümmerlich ist. Oder Chemnitz, wo neulich in der Zeitung stand, dass der Rad-Anteil auf niedrigem Niveau stagniert (!). Natürlich sind die Wegelchen/Streifchen in den letzten Jahren nicht weniger geworden (sondern etwas mehr...).
Generell gibt es in D wohl einen gewissen, langfristigen Trend zum Radfahren. Der ist eben da, er hat viele ganz verschiedene Ursachen. So wie der Trend zum Smartphone, oder früher zum Häuschen draußen im Grünen oder oder oder. Die Radwegprediger sind da Trittbrettfahrer und nutzen ihn psychologisch geschickt für ihre Propaganda.
Ich freue mich natürlich, wenn mehr Rad gefahren wird, und ich wäre auch dafür, diesen Trend zu unterstützen. Allerdings nicht um jeden Preis und mit jeder Methode , und ich möchte mir nicht von den Radwegpropheten Ghettos vorschreiben lassen, beispielsweise. Ich wehre mich insbesondere dagegen dass mit der Angst der Leute gespielt wird und "gefühlte Sicherheit" zur entscheidenden Größe wird, um ein faules Konzept durchzudrücken. Dabei kann nichts gescheites herauskommen.
Im übrigen halte ich es für moralisch bedenklich, bekannte Probleme (siehe oben) kleinzureden und eine gefährliche Scheinsicherheit zu vertreten. Die Dänin mit dem Interview in der "Zeit" ist so ein Fall. "Gefühlte Sicherheit" (der Terminus kommt 1:1 im Interview vor) hat hohe Priorität. Unfallzahlen werden nichtmal hinterfragt.
Dafür überflüssige Kriegsrhetorik ("...junge Männer geht, die stark genug sind, den Kampf mit den Autofahrern aufzunehmen..."). Was soll der Quatsch? Seit wann ist Straßenverkehr Krieg? Seit wann steht denn das Faustrecht in der StVO, so dass man ein "junger Mann" sein müßte, um mit dem Fahrrad von A nach B zu fahren?
bergauf