frankd hat geschrieben:Mir ist gestern mein rechtes Billigklapppedal kaputt gegangen, einfach die Achse durchgebrochen, Haltbarkeit nicht mal ein halbes Jahr, interessanterweise diesmal das rechte Pedal, ansonsten verschleißen immer die linken Pedalen schneller, warum weiß ich auch nicht........
Wenn die linken Pedalen verschleißen, liegt das warscheinlich daran, daß Du von der linken Seite aufsteigst. Da hast Du für einen Moment Dein volles Kampfgewicht (multipliziert mit einem dynamischen Faktor > 1.0) auf dem linken Pedal. Der dynamische Faktor ist schon 2.0, wenn Dein rechtes Bein gerade abgehoben hat. Diesen Effekt kann jeder studieren, wenn er ein Gefäß gefüllt mit Wasser mit der Höhe Null über der Waagefläche der Küchenwaage (500 [g] incl. Gefäßgewicht) fallen läßt. Die Waage zeigt für einen Augenblick ca 1000 [g]. Falls eine Maximalwert-Speicherung vorhanden ist (Schleppzeiger oder elektronisch), kann der Wert auch ganz genau abgelesen werden.
Läßt man das zu wiegende Teil aus 2 [mm] Höhe ("Spiel") fallen, ist der Wert noch größer. Ein Spiel tritt auch bei ausgeschlagenen Verbindungen (zB Lagern) auf, selbst wenn der Zahlenwert geringer ausfällt. Spiel ist die Ursache für frühzeitigen Ausfall. Ursachen dafür liegen in schlechter Montage, falschem Werkstoff oder Korrosion. Falsche Werkstoffwahl und Korrosion gehen auf das Konto von liederlicher Konstruktion. Das scheint bei allen Pedalen (ob billig (ca 8 €) oder teuer (ca 45 €)) die Regel zu sein. Falls eine Pedalachse bricht (Gewaltbruch, kein Dauerbruch) liegt ein Materialfehler vor. Korrosion tritt dann auf, falls die Lagerabdichtung schlecht ist (häufig der Fall
)
Hier kann durch den Einsatz von Sprühfett durch den Lagerspalt des inneren Lagers (das äußere ist meist ordentlich gekapselt) eine gewisse Vorsorge getroffen werden. Das Pedal muß dann aus dem Kurbelarm geschraubt werden. Es empfielt sich, diese Prozedur gleich vor der ersten Fahrt durchzuführen. Pedalachse, Lager und Lagerschalen sind immer aus Stahl (Könnten auch aus "Titan" hergestellt werden
). Die gehärteten Laufbahnen des inneren Lagers sind dabei direkt auf die Achse gearbeitet. Das äußere Lager hat innen einen Torus ("Konus"), der einstellbar ist (Gewinde auf der Achse und zwei Kontermuttern). Im Gegensatz zu landläufiger Meinung ist eine Konterung keine "Sichere Fixierung", sondern geht eher als doppelte Mutter (doppelt = doppelter Reibwert) durch. Verschiebungen der Einstellung des Lagers sind nicht auszuschließen. Nach Lösen der Kontermutter kann eine Neueinstellung geschehen. Vor dem Lösen sollte man die Drehrichtung (Rechts oder Links) der Kontermuttern feststellen. Gutes Werkzeug (Nußkasten) ist Vorraussetzung, da man sonst wegen des engen Bauraums die Muttern nicht zum Drehen bekommt. Sowohl Innen- als auch Außen-Lager haben eine in die Lagerhülse eingepresste Lagerschale aus Stahlblech. Das Material des Pedal-Käfigs spielt daher keine Rolle.
Es kann folglich aus Stahl (Edelstahl ?), Alu-Legierung oder Polyamid sein. Das Polyamid sollte mit Glasfasern verstärkt sein (50 % oder 60 % , um eine Hausnummer zu nennen). Mir bekannte, gebaute, äußere Käfig-Wandstärken liegen bei Stahl bei 1.0 [mm], Alu (Al 7005?) bei 2.0 [mm] und Polyamid bei 3.0 [mm]. Die spezifischen Gewichte sind St = 7.85 [g/cm³]= 100 % ; Al = 2.7 [g/cm³]= 34 %; PA (60 % GF) = 1.4 [g/cm³] = 18 %.
Die Werte für die Fließgrenze (0.2 % bleibende Dehnung) liegen für St 37 bei 235 [N/mm²]; Al 7005 bei 250 [N/mm²]; PA(60%GF) 230 [N/mm²], die Elastizitätsmodul-Werte liegen für St 37 bei 210 [kN/mm²]; Al 7005 bei 70 [kN/mm²]; PA(60GF) 26 [kN/mm² ].
Von der Festigkeit ist der verstärkte Kunststoff kein Problem, vom E-Modul schon. Aber da hat man die Möglichkeit mit der Wanddicke zu variieren. Immerhin ist der Kunststoff fast halb so leicht wie das Aluminium. Der Kunststoff ist auf jeden Fall ein Material, daß man bei einer Konstruktion in Erwägung ziehen sollte. Für den Fertigungsprozeß wird lediglich eine Form benötigt.
Um das Pedal klappen zu können, muß der Käfig auf jeder Seite zwei Zapfen haben (ein Drehzapfen und einen Rastzapfen), mit den entsprechenden Gegenstücken am Pedalkörper ( Teil (Hülse), das die Pedallager enthält). Inbesondere die Rastzapfen werden bei allen von mir untersuchten Pedalen nur mit Spiel verriegelt. Das ist besonders bei den Kunststoff-Ausführungen unverständlich, da man hier leicht das Spiel mit einer doppelten "schiefen Ebene" vermeiden könnte. Diese müßte ja nur bei Form-Herstellung berücksichtigt werden.
Deswegen wünsche ich @slow-motion, daß seine VP-55 (Glasfaser verstärkte !) ordentlich durchhalten. Zu den Lagerschäden habe ich schon etwas gesagt, zum Werkstoff auch, bei der Konstruktion vermute ich, daß die beiden Rastbolzen unterdimensioniert sind. Die Alu-Teile von VP sind es offenbar häufig. Hoffentlich haben die Rastbolzen darüberhinaus kein Spiel !
Das Spiel bei den Lagern läßt sich sogar bei meinen Billigteilen von Tacx einstellen (Bei einem Lager schon durchgeführt !)*), mit dem Spiel bei den Rastbolzen muß man leben, solange die Teile noch halbwegs brauchbar sind.
Ingesamt wundere ich mich schon, daß selbst für den 6-fachen Preis kein Hersteller in der Lage ist, ordentliche Faltpedale zu bauen.
*) Bilder folgen im 2. Beitrag später
Edit: Am 24" Falter halten nicht klappbare PA-Pedale (unverstärkt) nun schon 24 000 [km]. Noch zu DM-Zeit kosteten diese 5,60 [DM]
MfG EmilEmil